Mohnnudelteigtaschen, handgeformt statt handgewuzelt

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Waldviertler Mohnnudeln hätte es geben sollen. Handgewuzelte, streng nach österreichischer Vorlage. zB. nach Frau Ente in  entegutallesgut, oder nach Ellja in 2 steps from paradise.
Wäre da nicht Frau L. gewesen, die mir seit Wochen in den Ohren liegt, wieder einmal Canocèi herzustellen. Canocèi, Teigtaschen mit einer Füllung aus gepressten Kartoffeln, brauner Butter, einem Hauch Zimt. Die Füllung ohne Mehl.
Hmmh. Das müsste doch auch passen ? Das wären dann sozusagen Waldviertler Mohnnudeln in Ravioliteig gehüllt. Zur Verminderung der Verwechslungsgefahr 😉 mit den Waldviertler Mohnnudeln habe ich den Mohn gleich in die Teighülle mit eingerollt.

Als fremde Süssware musste ich die Ravioli alleine essen. Obwohl meine Stadtviertler Mohnnudelteigtaschen perfekt gerieten und selbst der frisch gekaufte Mohn, Ablaufdatum: 14.02.2013, ausnahmsweise kaum bis gar nicht geranzelt hatte. Das kann einem hierzulande öfters passieren. Die Schweiz hat einfach keine Mohntradition. Zu wenig Nachfrage. Die wenigen Anbieter, meist Reformhäuser, lagern die Ware falsch, viel zu warm. Noch was: der von Frau Ente abgekupferte Marillenröster, alias Zwetschgenkompott, schmeckte köstlich.

Zutaten
gibt etwa je 30-40 Stück
für die Füllung:
250 g Kartoffeln, Frühkartoffeln Lady Christl
Nussbutter (braune Butter) entsprechend 5-10% der Kartoffelpüreemasse
1 Msp. Zimtpulver, man soll den Zimt gerade knapp wahrnehmen, also nicht zuviel !
[kein Parmesan wie für die Canocèi !]
Salz, Muskatnuss, weisser Pfeffer

für den Pastateig:
165 g Weissmehl (405)
35 g Hartweizengriess
4 Eigelb, ca. 2 Elf. Eiweiss nach Bedarf
1 Elf. Olivenöl
ca. 3-4 Elf. frischer, ganzer Blaumohn
1 Tlf. Salz

für den finish:
frischer Blaumohn, in der Kenwood Gewürzmühle kurz angemahlen, Zucker, frische Butter

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Zubereitung
für den Pastateig:
(1) nach diesem Rezept (Ravioliteig). Den Mohn in den Teig einkneten. 1 Stunde, in Folie eingewickelt, kühl stellen.

für die Füllung:
(2) Kartoffeln in der Schale im Dampfsieb etwa 20 Minuten garen (Nadelprobe). Noch heiss schälen und im Ofen bei 120°C etwa 5 Minuten ausdampfen lassen. Durch die Kartoffelpresse drücken, mit der erkalteten Nussbutter  und den Gewürzen mischen. Während 1 Stunde (zugedeckt) kühl stellen.
(3) Pastateig maschinell möglichst fein auswalzen (Stufe 7/9), feiner als Stufe 7 geht nicht, der Mohn reisst sonst Löcher in den Teig. Mit einem runden Teigausstecher Rondellen in den Teig drücken.
(4) Haselnussgrosse Stücke der Kartoffelmasse auf die Rondellen platzieren. Ränder mit etwas Wasser oder Eiweiss bestreichen.
(5) Zweite Teigplatte darauf legen, Luft gut herausdrücken, Ränder gut andrücken und mit dem Ausstecher Ravioli ausstechen. Auf einer mit Hartweizengriess bestreuten Platte zwischenlagern.

für den finish:
Pro Person etwa 10 Ravioli in kochendem, gesalzenem Wasser etwa 5 Minuten ziehen lassen, mit einem Siebschöpfer aus dem Wasser heben, abtropfen lassen. Indessen in einer Pfanne Butter schmelzen, den Mohn, etwas Zucker, Zimt und einen Hauch geriebene Zitronenschale zugeben und damit die Nudeln abschmelzen. Auf einem Teller anrichten und mit dem Zwetschgenkompott anrichten.

für das Zwetschgenkompott:
200 g Bühler Zwetschgen, entsteint, geviertelt
80 g Kristallzucker
1 dl Wasser
1 Schuss Rum

Wasser und Zucker aufkochen, die Zwetschgenviertel hinzugeben und ein paar Minuten kochen lassen, bis die Früchte leicht zerfallen. Die Hälfte der Früchte aus dem Saft heben und für später aufheben. Die verbliebenen Früchte mit dem Stabmixer pürieren und dann die aufgehobenen Viertel dazugeben.

Die restlichen Ravioli werden „salzig“, mit Salbeibutter abgeschmeckt, gegessen. Mein Beitrag für den kochtopfevent „Mohn“, betreut von Mel vom Blog Pimpimella.

Blog-Event LXXX - Papaver (Einsendeschluss 15. August 2012)

24 Kommentare zu „Mohnnudelteigtaschen, handgeformt statt handgewuzelt“

  1. Was eine schmucke Süßspeise! Die Mohn-Punkte sind echte Aufhübscher!
    Und Frau L. hat nicht einmal gekostet?

  2. und als nächste österreichische kür gibt’s dann bitte powidltaschkerln. zwar ohne mohn, dafür in ähnlicher form.
    wie immer schaut dein essen famos daher. vielleicht pusht du jetzt die mohnliebe der schweizer und steigst ganz groß ins mohngeschäft ein!

  3. Die Idee ist schon gemopst. Das Mohnankaufproblem hatte ich auch, bis ich festgestellt habe, dass ich im türkischen Gemüseladen jederzeit frischen und unranzigen Mohn bekomme. (übrigens auch noch andere Gewürze, nach denen ich mir sonst die Schuhsohlen flach laufe wie z.B. Sumach).

  4. Und Frau L. hat diese wunderbaren Ravioli verschmäht? Nicht ein einziges probiert? Ich hab ja auch nicht sooooo einen süssen Zahn, aber Deine Ravioli hätte ich jetzt nicht vom Teller geschubst – schon alleine wegen des Kompottes, das es dazu gegeben hat.

  5. Mohn ist auch wieder etwas, das ich ganz alleine essen muss. Aber dann habe ich hinterher wenigstens einen Grund für tagelang Strudel, Brötchen und Pudding mit Pünktchen 😉

  6. Das sieht allerdings zum Drin-Wälzen aus. Merk ich mir mal für den Herbst, momentan hab ich keine Lust auf Nudel-Basteleien 😉

  7. Sehr lecker. Zwetschgen-(oder Marillen = Aprikosen)knödel fast andersrum. Das Gedatsch ist vermutlich das gleiche. Ich bevorzuge Quarkteig mit „Zicker und Zumt“ obendrauf, und ganz viel braune Butter. Brösele brauchts nicht. Das einzige Gericht, bei dem es bei uns daheim erlaubt war, den Teller abzuschlecken. Und mein forever Lieblingsessen, durfte ich mir immer zum Geburtstag wünschen
    Die Variante der Mohnravioli mit Salbeibutter macht mich extrem an, das wird probiert. Mit Mattarello nach Frau Hazan, ist gar nicht so schwer, leichter als mit dem Leierkasten.

  8. @Micha: wer zwischendurch Schokolade nascht, braucht keine Desserts.

    @entegut: erst muss ich das Wort powidltaschkerln fehlerfrei aussprechen können, dann werden wir weitersehen.

    @Rosa Mayland: oder auch umgekehrt.

    @Überall & Nirgendwo: negative Eindrücke prägen für lange Zeit.

    @susa: leider sind dort die Packungen meist sehr gross.

    @Klärchen Kompott: mit Salbeibutter kann man sie gut in herzhafter Form an die Frau bringen.

    @the rufus: habs eher mit 0815-Manier.

    @Wilde Henne: Frau L. isst kaum Süsses. Mit Ausnahme von Schokolade zwischendurch und klagt dann über mangelnden Appetit.

    @Hanne: Vorsicht, wie leicht zerkratzt man mit einer Gabel den Bildschirm.

    @Sybille: weiss nicht, das müsste man nebeneinander probieren.

    @bee: nach einer derartigen Mohnorgie braucht man den Staubsauger nur einmal hervorzunehmen um alle die Pünktchen wieder wegzukriegen.

    @Dirk: warum willst Du alles nachkochen ? Posten, Anschauen, Vergessen ! Diese natürliche Abfolge zu durchbrechen, gelingt nur sehr Wenigen, und das nur selten.

    @Britta: Nudelbasteleien sind unabhängig von der Jahreszeit.

    @Bonjour Alsace: bei Süssem bleibt Frau L. standhaft. Ehre hin oder her.

    @Magdi: Wurstravioli liegen auch schon in der pipeline.

    @elettra: ein matarello kriege ich nur senkrecht in die kleine Küche.

    @annette: jedes Mohnkorn ein pixel 😉

    @kegala: Du isst zwischendurch eben keine Schokolade 😉

    1. @lamiacucina: ich hab ein „t“ vergessen -powidltatschkerln. übe mit youtube suche. peter alexander (selig) o.ä.

  9. Sieht wirklich wunderbar aus aber an ein süßes Pastagericht müsste ich mich auch erst gewöhnen. Aber wer weiß? 🙂

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