Gebackene Frühzwiebeln mit karamelisierten Löwenzahnwurzeln

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Frühzwiebeln in Weinteig gebacken, belegt mit Peperoniwürfeln. Und als Tellerverkleckerstreusel ein Krokant aus fein geriebenen Löwenzahnwurzeln. Die Frühzwiebeln habe ich frei interpretiert nach einer Tapas-Vorlage von Eckart Witzigmannn (Gourmet 65/1992). Das Löwenzahnwurzelkrokant ist kein Scherz, sondern ein Rezept nach Roger Sovereyns, Chefkoch des renommierten Hotel-Restaurants „Scholteshof“ im belgischen Stevoort. Ein Koch, der das Kochen mit „Unkräutern“ als Passion betreibt. Beides hat uns ausgezeichnet geschmeckt, Familie L. in seltener Einstimmigkeit ihres Urteils. Wobei zu erwähnen ist, dass der Krokant hauptsächlich nach Karamell schmeckt, die Wurzeln dienen wohl eher als Substrat, denn als eigenständiger Geschmacksträger. Der Krokant ist eine originelle Idee, Söiblueme bzw. Pusteblumen aus dem Garten loszuwerden. Allein meine ausgegrabenen 15 Wurzeln verhinderten die Ansiedlung hunderter, wenn nicht gar tausender Neupflanzen. 🙂 [Ein Beitrag aus der Zeit ante malheurum]

Zutaten
für zwei Portionen
für die gebackenen Frühjahrszwiebeln
6 Frühjahrszwiebeln od. Lauchzwiebeln
15 g Butter
Salz
50 g Mehl
1 kleines Ei
2-3 Elf. Weisswein
15 g zerlassene Butter
3 dl neutrales Öl zum fritieren
ein paar Blättchen Petersilie

ca. 60 g Peperoni (Paprika) in feinsten Würfeln (Meister Eckhart nahm in Olivenöl geschmolzene Tomaten mit Basilikum)
1 Elf. Olivenöl
Piment d’Espelette

für die karamelisierten Löwenzahnwurzeln:
100 g Löwenzahnwurzeln
10 g Butter
0.2 dl Olivenöl extra
25 g Zucker

Löwenzahnwurzelausstecher
Löwenzahnwurzelausstecher
Löwenzahnwurzeln roh
Löwenzahnwurzeln roh
Löwenzahnwurzeln frisch gerieben
frisch gerieben

Zubereitung
vor der Zubereitung steht die Ernte. Für Löwenzahnwurzelkrokantfreunde gibts einen extra erfundenen Ausstecher. Nur grosse, alte Wurzeln ernten, sonst kommt man an kein Ende.  5-10 cm tief ausstechen genügt. Ich habe sie 2 Tage im Kühlschrank gelagert, sie saften dann nicht mehr.

für die karamelisierten Löwenzahnwurzeln:
(1) die rohen Wurzeln unter fliessendem Wasser gut waschen, mit einem Sparschäler schälen und auf einer Käse-Microplane-reibe reiben.
(2) In Butter und Olivenöl bei starker Hitze ein bis zwei Minuten braten, dann den Zucker zugeben und unter rühren mit einem Holzlöffel braun karamellisieren. Auf einem Backpapier erkalten lassen und zerbröseln.

für die gebackenen Frühjahrszwiebeln
(3) Aus Mehl, Ei, Weisswein und der zerlassenen Butter einen Backteig rühren und eine Stunde ruhen lassen.
(4) Für die Füllung die Peperoniwürfel in Olivenöl dünsten, würzen mit Piment d’Espelette. Warmhalten.
(5) Zwiebeln putzen, in Butter andünsten und mit Wasser ablöschen (so dass sie eben bedeckt sind). Leicht salzen und kochen bis sie gar sind, 10-15 Minuten. Zwiebeln herausnehmen und abkühlen lassen. Garfond bis zum Sirup einkochen.
(6) Zwiebeln durch den Backteig ziehen und im heissen Öl fritieren (ich verwende dazu ein hohes, kleines Töpfchen, da kann man aufs mal 3 Stück fritieren). Die Zwiebeln noch heiss der Länge nach halbieren. Mit Peperoniwürfeln und einem Petersilienblättchen garnieren. Mit etwas Zwiebelsirup beträufeln und den Teller mit den karamelisierten Löwenzahnwurzeln bestreuen.

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26 Kommentare zu „Gebackene Frühzwiebeln mit karamelisierten Löwenzahnwurzeln“

  1. Unglaublich, was man alles zu einem leckeren Gericht verarbeiten kann. Da muss ich wohl etwas im Garten der Nachbarn graben, um an Löwenzahnwurzeln zu kommen.

  2. Löwenzahnwurzeln habe ich noch nie auf dem Viktualienmarkt gesehen 🙂 … da werde ich wohl mal graben gehen müssen.

  3. Das sieht köstlich aus! Mit dem Ausgraben der langen Pfahlwurzeln hast Du ja harte Arbeit geleistet. Gerade Löwenzahn geht ja ganz schön in die Tiefe.

  4. Den Loewenzahn kann ich noch nachvollziehen, aber die gigantischen Fruehlingszwiebeln? Die sind immer winzig. Wie schaffst Du es nur, die auch noch zu fuellen?

  5. ist das Rezept mit dem Wurzel aus dem Kochbuch vom Scholteshof?

    Na ja, bei den 32° hier, ist Frittieren zu warm….als Eis gerne!

  6. Soeben ist der Löwenzahn frisch nachgewachsen – jetzt müssen nur noch von der letzten Unkrautjätaktion übriggebliebenen Rückenschmerzen verheilen und schon kann wieder frisch gegraben werden werden 😉

    Und für knuspriges Krokant grabe ich doch doppelt so gern 😀

  7. Na sowas. Da wurde uns als Kind beigebracht „Esst ja keinen Löwenzahl, der ist giftig.“ Und heute muss ich erfahren, dass mein ganzer Rasen (oder das was Rasen sein sollte) komplett essbar ist.

    Ab sofort wird nicht mehr Rasen gemäht sondern Essen geerntet. Danke auch für den Tipp mit der zweitägigen Lagerung im Kühlschrank.

  8. Da ich auf dem Land wohne inmitten von Löwenzahnwiesen, verirren sich im Garten unzählige Löwenzahnsamen, die wollüstig keimen. Also habe ich genügend Material, dieses köstliche Gericht nachzukochen.

  9. @Alex: roh verkostet sind sie aber kein Genuss.

    @Nathalie: Nicht alle guten Dinge sind käuflich 🙂

    @Claudia: so tief muss man nicht graben, unten werden sie dünn und brechen bei herausziehen sowieso ab.

    @mipi: eine wirklich biologische Methode.

    @Eva: mit einer Friture würde es die Zwiebeln öfters geben.

    @the rufus: Ita est vita hominum. Danke Herr Bayer.

    @kitchenroach: bei den Zwiebeln blicke ich schon lange nicht mehr durch. Eigentlich gibt es die das ganze Jahr über als Bundzwiebeln, mal kleiner, mal grösser. Also Ganzjahreszwiebeln. Aber das versteht auch niemand.

    @Bolli: auch aus einem Gourmetbuch. Löwenzahneis wollte ich auch noch machen, hab aber die Blüte im Gärtchen verpasst.

    @sammelhamster: Nicht nachlassen. Bevor der letzte nicht ausgegraben ist, gibt er keine Ruhe im Garten.

    @DersilberneLöffel: Löwenzahl ist giftig 🙂 Löwenzahn dagegen im Frühjahr ein guter Salat, die Blüten mit Honig angesetzt ein guter Brotaufstrich oder ein Eis und selbst die Wurzel ist, verarbeitet, essbar. Nur nicht alle Wurzeln deines Gartens aufs Mal oder gar roh.

    @Buchfink: man kann die geflügelten Samen auch sammeln und sie in eines missliebigen Nachbarn Gemüsegarten aussetzen.

  10. Ich empfand bisher meinen Löwenzahn als charmanten Farbtupfer und hatte nur so halb und halb überlegt, einige der Blätter für einen Salat zu ernten… aber Löwenzahnkrokant klingt sehr interessant.

  11. Ich habe mir bisher noch nicht mal getraut, die Blätter vom Löwenzahn zu essen (Kinder-Grusel-Sprüche a la SerSilberneLöffel), schon gar nicht die Wurzeln… Du hast es offensichtlich gut überstanden und ich danke für den mutigen Selbst-Versuch.
    Als Krokant-Fan werde ich das auch mal probieren…

  12. Unter traurig-vorwurfsvollen Blicken aus 6 Kinderaugenpaaren habe ich erst einen großen Teil Löwenzahn vernichtet. Übrig sind nur kleine Pflanzen. Aber ob ich mich da nochmal rantraue?

  13. wow. das ist ja mal ein tolles rezept. ich glaub hier kann ich noch viel erstöbern 😉 . danke für diese tolle idee. lg sassi

  14. Ente lacht sich schief.
    Nachdem die Leute Bärlauchwälder abgrasen, buddeln sie jetzt auch Löwenzahnwurzeln aus. Das sind wohl die hartnäckigsten Wurzeln, wo gibt. Morgen lutschen die Leute an Föhrenrinden, um die Schweinegrippe zu besiegen.
    Ich halt’s nicht aus. Was bin ich spießig und langweilig.

  15. @Rosa: an solchen Dingen kann ich nicht vorbeigehen.

    @kochschlampe: goldene Löwenzahnwiesen gehören zu den schönsten Dingen des Frühlings. Jetzt schlucke ich schwer am Unrecht, das ich ihnen angetan.

    @multikulinaria: in Grossstädten hat er noch andere, vierbeinige Liebhaber. Da würde ich ihn eher meiden.

    @rike: Margriten lasse ich auch immer stehen beim Grasmähen. Die gucken einem so an.

    @sassi: willkommen hier, aber vorsicht beim nachkochen. hin und wieder bin ich übermütig.

    @entegut: die Wirtschaftslage ! Wenn das Geld für Kaviar nicht mehr reicht, muss halt der Löwenzahn herhalten.

  16. Sieht – wie immer – wunderbar aus, aber ich glaube, da würde ich verhungern.

    Äh – sag‘ bloß, du wanderst wirklich ?
    Diese Frage stellte ich dir auf deinen Kommentar, falls du sie nicht mehr lesen solltest, weil du nicht zurückkehrst ! 😉

  17. Hach wie goldig!

    In den Anfangsjahren meiner Gärtnerinnenlaufbahn habe ich mir auch mal so ein Teil gekauft (meine Kinder nannten es den „Löwensteck“ weil „Löwenzahnausstecher“ zu schwer zu sprechen war). Inzwischen habe ich kapituliert, rundrum Kuhweiden voller Löwenzahn, es hilft nur noch die Methode Rasenmäher oder abrupfen. Ebenso verfahre ich mit dem Giersch, soller halt, ich bin tolerant, und wenn mir der Wind oder unterirdische Ausläufer gleichzeitig Himbeeren, Walderdbeeren, Holunder und sonstige Schleckereien herwehen ist alles gut. Nur Unkraut jäten, um es dann zu karamellisieren, oder als Salat zu essen, nööö! Da bräuchte ich einen Pansen;-)

  18. @ultraistgut: hin und wieder kehre sogar ich zurück.

    @chriesi: von so kurrligen Sachen hört man eben selten was.

    @elettra: war auch nicht ernst gemeint, auch wir sind im Jura von Kuhweiden, Kuhfladen und zugehörigen Fliegenschwärmen umgeben.

    @kulinaria: als Eis, aber erst nächstes Jahr.

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