Mein Dry-aged Steak an Biersauce hat es, trotz flachem Schuss, unerwartet in die Finalrunde des Swiss Foodblogger contests geschafft. Damit durfte ich in der Residenz des irischen Botschafters in Bern mit zwei weiteren Finalisten in die Endausmarchung. Schon die Einladung brachte mich ziemlich durcheinander. Lackschuhe? Abgeblätterter Lack. Bratenrock? Zu eng. Cutaway? Mehrfach Mottenlochdurchlöchert. Also Kochschürze. Ich habe ja kaum anderes anzuziehen. Innerhalb von 40 Minuten musste ein Grillgericht mit Beilagen aus einem vorhandenen Warenkorb zubereitet werden. Und das vor den Augen und Bewertungsblättern kritischer Chefs. Ach, wie liebe ich die geschützte, trauliche Atmosphäre der eigenen Küche. Dumpf kann ich mich erinnern, dass ich in jungen Tagen einmal einen Schweizer Cervelat am Haselnuss-stecken ins Feuer gehalten habe. Seither habe ich nie mehr gegrillt. Grillieren und Wettbewerbe sind nicht mein Ding.
Kurz bevor ich wie Rumpelstilzchen am liebsten in den Boden versunken wäre, kam Andy von lieberlecker als rettender Engel und drückte mir beruhigend die zitternde Hand. Bereitwillig liess er sich meine weisse Kochschürze umlegen und stund mir hilfreich zur Seite. So gelang es, wider Erwarten, doch noch etwas auf die Teller zu bringen. Meine Teller waren, wie meist, überfüllt und deshalb nicht ganz konkurrenzfähig.Aber der dritte Platz war ja zum vorneherein gesichert 🙂
Strahlender und absolut verdienter Sieger des contests waren Christian Franck vom Blog foodfreaks (mit assistierender Frau).
Zweiter Platz ging an Marco Züger vom Blog myfoodprints.
Beiden Kollegen meine tiefe Verneigung und herzliche Gratulation.
Anschliessend an den contest gabs das wirklich gute Irish Beef zum Sattessen, das durch Tobias Funke im Big Green Egg perfekt gegart wurde, Vorspeisen, Beilagen und Desserts wurden durch die Equipe vom Schloss Binningen unter der Leitung von Thierry Fischer zubereitet.
Ein schöner Nachmittag in einem lauschigen Garten, der mir neue Bekanntschaften mit Bloggern und anderen Besuchern sowie viele nette Gespräche bot. Auch die gut gelaunten Küchenchefs der Gruppe Chef’s Irish Beef Club freuten sich sichtlich, an ihrem arbeitsfreien Montag den Stress ihrer Betriebe einmal hinter sich lassen zu können.
Das alles wiegt den Bannstrahl mehr als auf, der, von hoher moralischer Warte aus, auf mich geworfen wurde. Bin ich wirklich „wegen eines Kilo Fleisches zur PR-Aussenstelle einer Medienagentur geworden“? Definitiv Nein. Mein Blog bleibt nach wie vor werbefrei. Aber eine Gelegenheit zu einem rundum gelungenen, schönen Treffen werde ich auch künftig nicht auslassen.
Hans im Stress? nein, Hans im Glück!
(alle Fotos von Claudio)