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Schokoladensoufflée mit Kumquats

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Vor etlichen Jahren sah ich im Internet eine Videoserie der BBC (Master Chef) mit Monica Galetti. Damals junge senior sous-chef(in) im 3-Sternelokal La Gavroche in London. Die neuseeländische Köchin zauberte in 10 Minuten gegen die Stoppuhr aus Kakao, Schokolade, Eiern, Milch, Zucker und Mehl ihr Schokoladensoufflée auf den Tisch.  Zuletzt drückte sie noch eine Kugel Vanilla Icecream und Crumbles obendrauf.

I was very impressed, nicht nur vom Soufflée, dessen Standfestigkeit und Schwerlasttragefähigkeit. Ebenso vom selbstbewussten, resoluten Auftritt der Köchin und dem  rasanten Tempo, das sie vorlegte. Ich kochte es nach, benötigte dafür weit mehr als eine 1 Stunde, fotografierte das gelungene Resultat und… stellte den fertigen Beitrag unter dem Etikett „pendent“ beiseite. Unveröffentlicht. Wie so viele andere auch.

Jahre gingen vorüber. Grossbritannien wartet immer noch auf den Brexit. Und ich immer noch auf ein mehl- und stärkefreies Schokoladesoufflee. Monica Galetti ist inzwischen kurzhaarerblondet und Master Chefin im eigenen Lokal Mere.

Unlängst schwebte mir ein solches Rezept aus dem Internethimmel direkt in die Hände. Ohne Mehl. Ohne crème patissière. Ohne Icecream. Ohne Suchen. Neue Hoffnung. Neue Zuversicht, als ob ein Engel durch meine Küche schwebte, der mir die (unbegründete) Angst vor dem Soufflée mit dem Zuruf aus dem Lukas-Evangelium 1:13 „Fürchte dich nicht“ verscheuchen wollte. Ein erprobtes, delikates, cremiges Soufflée mit begrenzter, aber ausreichender Standfestigkeit, einfach und schnell herzustellen, eines, das sogar 24 Stunden vorher backofenfertig vorbereitet werden kann.  Mehrfach überprüft! Der Engel ist diesmal weder weiblich noch hat er blonde Locken, wirkt auf Fotos eher behäbig als beflügelt, mit Bauch und Brille. Ein Schweizer Koch: Monsieur S. Décotterd. Merci. Schönes und funktionierendes Rezept, so man sich an die Regeln der Souffleekunst hält. Regel 11 in diesem Fall ausgenommen.

Das Kumquatkompott stammt aus einem Rosenblattkochkurs. Geht zu Schokolade wie zu Pasteten. Ein Mehrzweckkompott.

Schokoladensoufflée mit Kumquats


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Zutaten
für das Schokoladensoufflée:
für 3 Souffléeförmchen, 120 ml Inhalt (Porzellan wäre hübscher aber meine flachen Ramequinförmchen fassen 200 ml. Zu happig.
Rezept nach Stéphane Décotterd, gesehen in Olivers Blog 1001recettes (langsam füllt sich der tag „Décotterd“ in der Stichwortkolonne rechts)

80 g dunkle Schokolade (L.: Couverture Valrhona Caraibe)
40 g Butter
2 Eier (Eiweiß und -gelb getrennt)
35 g Puderzucker
Butter und Kristallzucker zum Vorbereiten der Formen
Kristallzucker/Kakaopulver 1:1

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für das Kumquatkompott:
300 g Bio Kumquats (Zwergorange)
150 g Zucker
50 ml frisch gepresster Orangensaft
50 ml Apfelsaft
Saft einer halben Zitrone
1/4 Zimtstange Cassiazimt
1 Zacken Sternanis
10 zerdrückte Koriandersamen
1 cm geschälte Ingwerknolle, fein gewürfelt

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Zubereitung
für das Schokoladensoufflée:
(1) Souffléeformen mit einem Pinsel gleichmäßig einbuttern. Nicht kreuz und quer herumschmieren sondern ihn vertikal hochziehen, am Schluss 5 mm des obern Randes etwas dicker nachbuttern. Form mit einer Mischung aus Kristallzucker und Kakaopulver ausstreuen, den Überschuss ausklopfen. Im Kühlschrank kalt stellen (wichtig!).
(2) Schokolade bei max. 50°C mit der Butter langsam schmelzen. Dann die Eigelb untermischen.
(3) Die Eiweiß mit einer Prise Salz schlagen, den Puderzucker portionsweise (nicht zu früh) zugeben und steif schlagen, aber nicht zu fest. Das Eiweiß luftig, aber nicht zu kompakt (sonst steigt es im Ofen weniger gut). Eiweiß portionsweise mit dem Silikonspachtel rasch aber behutsam unter die Schokolade ziehen (falten).
(4) Formen befüllen, Luftblasen vermeiden und ggf. glattstreichen. Die Formen anschliessend für mind. 1 Stunde zugedeckt kalt stellen. Die Masse erträgt problemlos auch mehrere Stunden Kühlschrank.
(5) Vor dem Backen die Masse mit der Fingerspitze oder einem Spatel rundum von der obern Kante lösen. Rand säubern. Im vorgeheizten Backofen (Umluft) bei 180°C (L.: 190°C) für etwa 9min backen. Herausnehmen und in der Form sofort servieren, da das Soufflée beim Abkühlen langsam zurückfällt.

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für das Kumquatkompott:
(6) Kumquats in kochendem Wasser kurz blanchieren. Längs in Viertel schneiden und die Viertel nochmals halbieren. Von sämtlichen Kernen befreien.
(7) Zucker hell karamellisieren und mit Apfel- und Orangensaft ablöschen. Gewürze zugeben, aufkochen, bei mittlerer Hitze 20 Minuten einkochen lassen. Absieben.
(8) Die Kumquatsspalten im Gewürzsirup bei kleiner Hitze 10 Minuten köcheln. In sterile Gläser abfüllen und verschliessen.

Der Unterschied: Dieses Soufflée ist aussen leicht verfestigt und innen dickflüssig ähnlich dem Kern eines geschmolzenen Schoggiküchleins (Moelleux/Fondant au chocolat). Die Soufflées aus Mehl/Stärke-Varianten schmecken eher wie das Küchlein um den Kern. Dass die Souffléemasse beim Einlagern nicht zusammenfällt und damit gut vorbereitet werden kann, liegt daran, dass sie im Kühlschrank rasch fest wird. Und ich darf endlich wieder einmal eine alte Pendenz abhaken. Mit dem Kumquatskompott ein nettes Weihnachtsdessert in kleiner Runde.

Nachgekocht: Confierte Kumquats

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In Ulla’s Blog A Moveable Feast gesehen, und sogleich nachgekocht: confierte Kumquats, mit Schokolade überzogen. Ulla berichtet regelmässig u.a. von ihrer Arbeit in einem Pariser Bistrot-Restaurant. Kürzlich hat sie die vom sous-chef zuviel eingekauften Tonnen an Kumquats einer sinnvollen Verwertung zugeführt. Mit grossem Erfolg. Ich machte nur deren 25 Stück. Viel zuwenig. Davon muss man Tonnen zubereiten. An Abnehmern wird es nicht fehlen. Danke Ulla.

Zutaten
25 schöne Kumquats
Zucker
100 g dunkle Schokolade (die hätte noch für ein paar Kumquats mehr gereicht)

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Zubereitung
(1) Früchte 10 Minuten in siedendem Wasser blanchieren, Wasser abgiessen. Kumquats kalt abbrausen.
(2) Kumquats in Zuckersirup (150 g Zucker + 1.5 dl Wasser) während 30 Minuten leise kochen. Vom Feuer auf ein Holzbrett ziehen, zudecken.
(3) 24 Stunden im Zuckersirup stehen lassen.
(4) erneut aufkochen und 15 Minuten leise sieden lassen.
(5) Zuckersirup abgiessen. Confierte Kumquats im Backofen (Umluft 60°C, Türe spaltbreit offen) auf einem Gitter antrocknen lassen.
(6) Im Kühlschrank 2 Stunden durchkühlen.
(7) Auf Holzstäbchen (kantige halten besser) aufspiessen und hälftig in bei 50°C geschmolzener Schokolade drehen. In ein Glas stellen, das sich im Kühlschrank befindet.

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Anmerkung
Ein Teil der Kumquats behielt die ovale Form, ein anderer Teil schrumpelte etwas zusammen. Hängt vielleicht davon ab, ob die Haut unverletzt ist, dann wird sich die Frucht vollpumpen. Andernfalls entleert sich der Saft in den Zuckersirup. Schmeckt aber beides gut.

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Gratin di Frutta Lucca

Gratin di frutta frisch
Lucca, eine mittelgrosse Stadt in der Toskana. Auf der Durchreise haben wir hier vor ein paar Jahren gerastet. Puccini ist hier geboren. Grund genug anzuhalten. Die sehenswerte Stadt ist rundum umgeben von einer gut erhaltenen Wehrmauer, die an nur 4 Stellen durchbrochen ist. Einmal drin, lässt sich alles bequem zu Fuss besichtigen. Gegessen haben wir im Ristorante Buca di Sant’Antonio. Ich kann mich heute nur noch an das Dessert erinnern. Davon waren wir so begeistert, dass wir das Gericht gleich zweimal nacheinander gegessen haben. Und das von uns, die wir sonst eher sauren Gurken zugetan sind. Zuhause aus dem Gedächtnis nachgekocht von Frau L. und seither unser liebstes Winterdessert. zum Rezept Gratin di Frutta Lucca weiterlesen