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Kung Pao Blumenkohl. Ka Pü mit Lapsang Souchong

Vorsicht, Glatteis. Da ich seit Monaten anderweitig beschäftigt bin, esse ich zu Mittag gerne in der nahe gelegenen Unispitalkantine, um etwas Abwechslung in meine hiesige, werktägliche Käsebroternährung zu bringen. Dabei lasse ich mir auch Gerichte auf den Teller schöpfen, die längst zur westlichen Alltagsküche gehören, die tausendfach verbloggt sind, von denen ich, als ein in fernöstlichen Küchen völlig unbedarfter Kartoffelesser, jedoch noch nie gehört habe: so den Kung Pao Blumenkohl, rührgebraten, mit Sojasauce, Szechuanpfeffer und Ingwer gewürzt.

Durch den momentanen Wintereinbruch muss ich meine flachmalerische Hauptbeschäftigung vorübergehend ruhen lassen. Gelegenheit wieder einmal etwas „Richtiges“ zu kochen. Da sich meine Kantine auf ein echtes Rezept aus Szechuan beruft, tue ich desgleichen: mein Rezept leihe ich mir von der in der Provinz Szechuan lebenden Miss Elaine, die sich wiederum auf ihre Mutter und Grossmutter beruft (Blog: chinasichuanfood.com, ohne link, man weiss ja nie, ob sich dahinter nicht der Staatssicherheitsapparat versteckt). Mengen und Zutaten habe ich meinen Möglichkeiten angepasst.

Anstelle der üblichen Reisbeilage mache ich ein mit Lapsang Souchong Rauchtee parfümiertes Kartoffelpüree. Eine Erfindung von Carlo Crippa (Ristorante Piazza del Duomo, Alba). Passt wunderbar. Chinesisch essen, Kartoffeln inklusive.

Kung Pao Blumenkohl

Hauptmahlzeit für 2 Personen

Zutaten und Zubereitung

Blumenkohl

1 kleiner Blumenkohl, ca. 500 g
2 EL Olivenöl
1 EL Sesamöl
2 kleine Bundzwiebeln, streifig geschnitten, den grünen Anteil reservieren
2 Knoblauchzehen, fein gewürfelt
1 EL Ingwer, fein gewürfelt
1 EL Szechuanpfeffer
1 Chilischote, entkernt, fein gehackt
1 grosse, rote Peperoni, entkernt, geschält, streifig geschnitten
ca. 20 g geröstete Erdnüsse

Kung Pao Sauce

1 EL helle Sojasauce
2 EL dunkle Sojasauce
1 EL weisser Balsamessig (Gölles) (ersetzt Zucker und Reisessig)
3-4 EL Wasser
1 EL Maizena
1 TL Salz

Ka Pü mit Lapsang Souchong

400 g mehlig kochende Kartoffeln
1 EL Lapsang Souchong Rauchtee
40 g Butter
ca. 1 dl heisse Milch
Salz, Muskatnuss, weisser Pfeffer

endlich wieder einmal ein ordentliches mise-en-place


(1) Blumenkohl in kleine Röschen zerteilen (Strunk anderweitig verwerten). Mise en place für die übrigen Zutaten bereitstellen.
(2) Kung Pao Sauce aus den Zutaten anrühren.
(3) Aus ca. 7 dl Wasser und dem Lapsang Souchong einen Schwarztee heiss angiessen. 10 Minuten ziehen lassen, dann abfiltrieren.
(4) Kartoffeln schälen, in Stücke schneiden und in dem Schwarztee weichkochen.
(5) Kartoffeln herausnehmen, gut abtropfen lassen, durch eine Kartoffelpresse, anschliessend durch ein feines Sieb drücken.
(6) Butter in der Milch schmelzen, Kartoffelbrei mit Schwingbesen unterschlagen. Würzen mit Salz, Muskatnuss und weissem Pfeffer. Warmstellen.
(7) Blumenkohl mit dem Bratöl während ca. 5 Minuten rührbraten, Bundzwiebelweiss und Knoblauch, Ingwer, Szechuanpfeffer und Chili unterrühren und weitere 2-3 Minuten rührbraten.
(8) Kung Pao Sauce und Peperonistreifen unterrühren und ggf. zugedeckt 2-3 Minuten fertiggaren.
(9) am Schluss das Bundzwiebelgrün unterrühren.

Servieren auf dem Lapsang Souchong Kartoffelpüree, die Erdnüsse aufstreuen. Oder original zu Duftreis.

Des Herbstes letzte Quitte

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Eben hingen sie im Veltlin noch gesund und gelb am Baum. In den Wirren des Herbstes hab ich sie aus den Augen verloren, bis auf eine. Die war für den Einsatz in einer Pastete gedacht. Aber der Mensch denkt: Gott lenkt. Und er lenkte mich auf den Blog von Nicky delicious days. Ich hab mich von ihrem Rezept inspirieren lassen, ausser, dass ich als Schwarztee keinen grauslichen Bergamottparfümierten Badezusatz (Earl Grey) verwendete, sondern einen Schwarztee, den ich täglich trinke: ein milder Yünnan.

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Zutaten
1 schöne, eher grosse Quitte
300 ml Wasser
125 g Zucker (weiss oder braun)
1/2 Vanilleschote
2 Elf. Honig
1 Biozitrone, die Schale
5 Scheiben frischer Ingwer
2 Tlf. Yünnan Golden Monkey

Zubereitung
(1) Quitte waschen, schälen, Kernhaus entfernen, in dünne Scheiben schneiden (48 Spalten)
(2) Wasser, Zucker, Honig, Vanillemark und -schote, Ingwerscheiben und ein paar Zitronenzesten aufkochen, dann simmern lassen. Den Tee in ein rundes, verschliessbares Teesieb hängen und 5-6 Minuten ziehen lassen
(3) Die Quittenscheiben zugeben und 15-20 Minuten leise köcheln lassen, bis die Scheiben weich sind, aber noch nicht zerfallen. Vanilleschote, Zesten und Ingwerscheiben entfernen, nochmals aufkochen und in ein steriles Glas abfüllen. Verschliessen, auf dem Kopf stehend erkalten lassen.

Servieren zu Vanille-Eiscreme oder meinem Gewürzeis. Das Beste, was einer alten, einzelnen, vereinsamten Quitte passieren konnte.

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Schwarztee Pralinen

Schwarztee Pralinen 0_2010 11 05_0647
echt vergoldet

Und weil Weihnachten bevorsteht, ein süsser Ausklang für ein von vielen als sauer empfundenes Jahr. Die paar Mikrogramm Echtgoldflimmer auf jedem Praliné müssen nicht sein, veredeln die Optik, ohne nach etwas zu schmecken.  Der letzte Beitrag aus dem Pralinenkurs von Fabian Sänger in Zürich.

Zutaten
für die Ganache:
90 g Rahm
7 g Schwarztee (im Rezept Darjeeling, ich empfehle meinen leicht rauchigen Lieblingstee: Yünnan)
50 g Butter
210 g Vollmilch Kuvertüre, gehackt

für die Formen:
insgesamt ca. 350 g Vollmilch Kuvertüre, temperiert

Zubereitung
(1) Rahm in einem Topf aufkochen. Vom Herd ziehen. Schwarztee zufügen. 5 Minuten ziehen lassen. Absieben, in den Topf zurückgiessen.
(2) Butter zufügen, nochmals aufkochen. Topf erneut vom Herd ziehen.
(3) Die Kuvertüre unterrühren, schmelzen lassen. Die Masse dabei bei Bedarf nochmals leicht erwärmen. Glattrühren.

Falls es passieren sollte, dass sich hierbei die Ganache trennt, kann sie gerettet werden, indem man etwas Rahm zugibt und mit dem Mixer vorsichtig homogenisiert.

(4) Die noch warme Ganache ca. 1 cm hoch in ein mit Backpapier oder Klarsichtfolie ausgelegten Pralinenrahmen (oder Backrahmen bzw. kleines Backblech) giessen. Die Masse während ca. 12 Stunden kühl stellen, nicht im Kühlschrank oder nur am Schluss. Es soll sich eine Haut bilden und die Ganache fest auskristallisieren.

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für die Formen:
(5) die ausgekühlte Ganache zur Verfestigung auf der Oberseite mit einem Spachtel dünn mit temperierter Vollmilch Kuvertüre bestreichen (überziehen). Die Kuvertüre fest werden lassen.
(6) Die Ganacheplatte vorsichtig auf ein Backpapier stürzen und in Quadrate von ca. 2 cm Seitenlänge schneiden.

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Der Profi schneidet gleich 4 auf einen Schnitt

(7) Die Quadrate zum überziehen in die temperierte Kuvertüre tauchen, gut abtropfen und auf einem Backpapier fest werden lassen. Bevor die Kuvertüre fest ist, Goldflitterchen applizieren.

Wasser und Tee

Aufgebrühter Mandarin Orchid
Aufgebrühter Mandarin Orchid

Welche Überraschung. Unser robuster Alltagsschwarztee schmeckte in den Ferien in Pontresina plötzlich ganz anders. Viel besser. Hellere Tasse. Ich habe mir sofort meine edlen, seit einem Jahr nicht mehr verwendeten, chinesischen Grüntees und Oolongs nachkommen lassen und schmecke da: was bislang nach überhaupt nichts oder bestenfalls nach Heublumen oder Kuhfladen (je nach Fermentierungsgrad) geschmeckt hat, entfaltet sich zu wundervollster Blüte.

Dass es aufs Wasser ankommt, wissen ja längst sogar die Teebeuteltrinker, aber in dieser Deutlichkeit habe ich das selbst noch nie erlebt. Bei dem kalkhaltigen Wasser, das wir in der Schweizer Juraregion haben (pH-werte von über 7.0) vernetzen die im Tee enthaltenen Polyphenole zu dunkelgefärbten, schwerlöslichen Polymeren, die auf der Wasseroberfläche einen hauchdünnen Film bilden und mit der Zeit sogar die Teegläser-, -kannen und -schalen bräunlich verfärben.

Dass unser Jurawasser leicht alkalisch ist, liegt daran, dass kalkreiches Gestein durch die im Wasser natürlich gelöste Kohlensäure angelöst wird und das nunmehr gelöste Calciumcarbonat die Kohlensäure abfängt. Dadurch steigt der pH-Wert bis ins leicht basische.

Demgegenüber dominiert in weichem Wasser die natürlich gelöste Kohlensäure, was zu einem pH-wert von in der Regel knapp unter 7 führt. Tatsächlich bilden sich beim Erwärmen des Bergwassers von Pontresina im Topf viele Sprudelbläschen. Also das Teewasser nur kurz bis etwa 80-90°C erhitzen und nicht Auskochen lassen.

Brita-Filter ? Sicher wirkungsvoll. Ich hab noch nie einen probiert. Mich stört an den Austauschern die Empfindlichkeit gegenüber mikrobieller Kontamination. Schon mal an einem Ionenaustauscher im Geschirrspüler gerochen, der meist leider fest eingebaut ist ?

Ich habe mir jedenfalls sämtliche verfügbaren leeren Mineralwasserflaschen mit Bergwasser gefüllt, lagere sie im Kühlschrank und geniesse die nächsten Wochen mit gutem Tee. Dann gibts wieder Kaffee.

Zitat aus dem Teeblog von Meng-Lin Chou:
Was sagten die alten Chinesen zu Wasser? Lu Yu 陸羽 erzählte uns von seiner Klassifikation: Bergwasser besser als Fluss-Wasser; Fluss-Wasser besser als Brunnen-Wasser. Beim Bergwasser nimmt man langsam fließendes Wasser, denn das schnell treibende Wasser kann Hals und Nacken-Probleme verursachen.

Sag ichs doch !

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Schwarzteeparfait mit Dörraprikosenkompott

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Das heutige Datum verpflichtet zu Tafelfreuden: ein parfait glacé au thé für notorische Schwarzteefans. In der Basler Kochschule von mir zubereitet. Das Rezept aus dem Heft Kochen 12/07 von A. Wildeisen. Ein vergleichbares Rezept gibts auch bei E. Casty in dem Buch Mit einer Prise Leidenschaft. Mit einem guten, kräftigen Schwarztee (Assam), stark und lange angebrüht, ein wundervoll zartes Dessert. Kann man auch ohne Klütje essen.  zum Rezept Schwarzteeparfait mit Dörraprikosenkompott weiterlesen