Brönnti Creme (Gebrannte Creme)

Gebrannte Creme

Der Frau L. ihr Lieblingsdessert stammt aus dem Glarner Schulkochbuch für die einfache Küche. Ihr Kochhandicap war der Grund, mich ausnahmsweise mit der verantwortungsvollen Herstellung ihres Desserts zu betrauen.
Auch dieses Lehrbuch hat die Bedürfnisse eines einfachen bürgerlichen oder Arbeiterhaushaltes im Auge. Es soll dazu anleiten, der Familie eine gute, nahrhafte und schmackhafte Speise zu bereiten, deren Kosten die wirtschaftlichen Kräfte, also das Vermögen der Haushaltung nicht überschreiten….Unter den schon bestehenden Kochbüchern sind die meisten für unbemittelte Leute zu teuer. Darum haben sich die zwei Haushaltungslehrerinnen entschlossen, ein neues Lehrbuch herauszugeben, dessen Preis möglichst billig gestellt wurde.“ Das Büchlein heisst 222 Rezepte, Kochbuch für die einfache Küche und kostete im Jahre 1925 13. Auflage, ganze 80 Rappen. Zorras Tante M. scheint dasselbe Büchlein besessen zu haben. Mein Beitrag zum laufenden DKduW-event.DKduW Die  April-Mai-Zusammenfassung ist online.

Zutaten
100 g Zucker
1 dl Wasser
1/2 Liter Milch
2 gestrichene Elf. Maizena
1 Elf. Zucker
3 Eigelb
1 dl geschlagener Vollrahm

Gebrannte Creme

Zubereitung
(1) Maizena mit etwas Milch glattrühren.
(2) Die 100 g Zucker karamellisieren bis er schön braun ist, dann sofort ablöschen mit Wasser.
(3) Sobald der Karamell etwas abgekühlt ist, unter stetem rühren die Milch und das angerührte Maizena zugeben und etwa 3 Minuten auf kleinem Feuer kochen lassen.
(4) Indessen die Eigelb mit dem Zucker leicht anschlagen, dann die gekochte, heisse Caramelcrememasse unter Rühren langsam zugeben. Alles in den Topf zurückgeben, unter stetem Rühren kurz vor den Kochpunkt bringen, anschliessend unter häufigem Rühren (damit keine Haut entsteht) erkalten lassen.
(5) Geschlagenen Rahm unterziehen.

Caramelcreme, Rahm, Fertig
Caramelcreme, Rahm, Fertig
Kunst der Dekoration im Restaurant
Kunst der Dekoration im Restaurant

Anmerkung
Beim Zucker caramelisieren entscheidet es sich, ob die Creme gut wird oder nicht. Ist der Zucker zu hell caramelisiert, wird die Creme fad, ist er zu dunkel, kann sie bitter werden. Also warten…warten…bis zum letzten Moment, wenn erste Rauchschwaden aufsteigen, wird es höchste Zeit. Frau L. schmilzt sonst den Zucker direkt, ich ziehe vor, ihn mit ganz wenig Wasser zu benetzen, man hat dann etwas mehr Zeit. In Restaurants wird sie gerne noch verziert, wie etwa hier mit flüssigem Karamell, Früchten, Krokant, parfumiert mit Vanille. Das sieht hübsch aus, nichts dagegen, solange die Creme gut ist. Übersüsste, überdekorierte Vanillecremen mit etwas Karamellaroma und womöglich noch eiskalt: Nein Danke. Über die Maisstärke könnte man sich streiten. Sie verhindert das allzuschnelle Gerinnen der Eier und wird heute auch von namhaften Köchen für dieses Gericht benutzt.

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40 Kommentare zu „Brönnti Creme (Gebrannte Creme)“

  1. Danggscheen fir d’Erinnerig an dä Klassiker und e diggs Komplimänt zum tolle Photeli.

    P.S. Anno dozumol, e absoluts „must“ bi jedem Kindergeburtsdaag.

  2. Comme ça donne envie de goûter !
    D’une jolie couleur et d’une onctuosité, ce doit être délicieux !

  3. Wir mögen so eine klassische Karamellcreme ohne viel Schnickschnack! Ein – wirklich kleiner – Klecks Sahne dazu ist nicht zu verachten.

  4. Eine Karamellcreme habe ich schon ewig nicht mehr gegessen, das sind Kindheitserinnerungen… Danke!

  5. Ich bin sicher, dass Frau L. bei deiner umfassenden Pflege und mit diesem köstlichen Dessert bald wieder komplett genesen sein wird! Rezept gespeichert und wird den Herren mal vorgesetzt, auch ohne Krankenpflege!
    Viele Grüße

  6. Also, ich find die Deko schon sehr schön – allein ist sie natürlich auch nicht alles. Mhm, hab ich jetzt schon Dessert-Gusto gekriegt… 🙂

  7. @Basler Dybli: Geburtstage gibts alle Jahre zu feiern, auch später.

    @kulinaria: bei Kindergeburtstagen nicht üblich.

    @Rosa: not very sophisticated.

    @sammelhamster: lieber was im Teller, richtig. Frau L. gab das Halt-zeichen beim Karamellisieren. Somit konnte nichts schief gehen.

    @SchnickSchnackSchnuck: fix gemacht, fix gelöffelt.

    @Tatjeva: merci, simple à faire.

    @Nathalie: wir mögen weitgehend dieselben Dinge, das vereinfacht meinen Einzug in euren Keller.

    @Ursula: das war Frau L.s Paradegericht mit siebzehn.

    @Petra: sie soll sich ruhig Zeit nehmen, hab ich die Küche für mich.

    @Elisabeth. weibliche Romantik darf sich auch auf einem Gericht zeigen 🙂

    @Bolli: deshalb karamellisiertst Du lieber Tomaten 🙂

  8. Ich habe – glaube ich – noch nie Karamellcreme gemacht; das sieht so lecker und einfach aus, dass ich nicht mehr allzu lange damit warten werde! 🙂

  9. Mein absolutes Lieblingsdessert, damals, als meine Grossmutter noch lebte! Vielleicht sollte ich es auch mal wagen?! LG She

  10. Danke, für das tolle Rezept. Werde ich ausprobieren. Die Fotos sind soooo schön. Wenn Glas und Sonne/Licht miteinander spielen, freu ich mich wie ein kleines Kind.

  11. Lecker, lecker, wenn nicht immer das Herstellen von Karamell so eine diffiziele Sache wäre. Da wird keine Ablenkung in der Küche geduldet.

  12. Für Caramel würde ich (beinahe) alles tun! Eine Weile habe ich damit herumexperimentiert, Goldfäden gezogen, Nüsse eingetaucht… aber ich kann immer noch nicht sagen, dass ich das Caramel-Herstellen im Griff hätte, verflixt. Immer noch passieren Pannen. Für diese Creme könnte ich aber eine neue Panne in Kauf nehmen… ich trau mich 😉

  13. @Eva: Gutes liegt oft ganz nah und ist schon längst erfunden.

    @Bolli: das war nur halbernst gemeint 🙂

    @She: was kann schon schiefgehen, bevor Milch und Ei hinzukommen, weiss man woran mat mit dem Caramel ist.

    @Johann: mit gütiger Hilfe 🙂

    @rike: bei mir auch nicht.

    @Poulette: deshalb musste der Caramel etwas zur Seite weichen.

    @lavaterra: am PC sitzen, wie ich das sonst gerne mache, geht nicht.

    @Ellja: wer Goldenes Engelshaar zustande bringt hat keine Probleme mit Caramel. Hab ich früher auch gerne in der Küche rumgeschleudert.

    @chriesi: kai probleem für Dii.

  14. Hmm, sowas müsste ich auch mal wieder machen – warum Karamel immer nur französisch als Creme Caramel oder spanisch als Crema catalana, wo doch auch die schweizerische Version so verlockend klingt?

  15. @Mestolo: Liebe Päm, die Lobhudelei ist ein food-blogger-typisches Phänomen das ich mir auch nicht ganz erklären kann. Sind wir alle so mimosenhaft und selbstzufrieden, dass wir kein Gemecker vertragen ? Ich hoffe es nicht.

    @Gabi: die schweizerische Version ist auch in der Schweiz auf dem Rückzug.

    1. Wie lustig, ich dachte das heute auch gerade hier. Ich hatte mich nämlich nur ein einziges Mal „beschwert“ über die müde Petersilie auf dem Brennnessel-Törtchen. Ansonsten gibbet 😉 bei Dir nun mal nix zu meckern. Ist so, tatsächlich. Alles andere fänd‘ ich schade, eine gute Kritik bringt einen doch viel weiter als ein „Oh, sieht lecker aus“
      In dem Sinne. Buona notte!

  16. Oh wie herrlich, mein geliebter Karamellpudding!! Den durfte ich mir immer am Geburtstag zum Nachtisch wünschen :-))

    Da ich nicht selber blogge schicke ich Dir eine kleine Chronologie dieses Rezepts aus handgeschriebenen Kochbüchlen per mail.

    Viele liebe Grüße

    elettra

  17. @zorra: wobeie die katalanische ja auch gut ist 🙂

    @elettra: oh gerne, ich lese gerne alte, überlieferte Rezepte.

    @baeckersuepke: Spiegelungen.

    @gourmet: angedickten, dunklen Caramelsirup (oder dickflüssige dunkle Fruchtkonfitüre) aus einer Plastikflasche mit feiner Öffnung in engen, konzentrischen Kreisen auf die Creme spritzen. Dann mit einem Messerrücken enge Radien „einzeichnen“, dann verziehen sich die Ringe zu Mustern.

  18. Deine Creme sieht sowas von verlockend aus, die muss ich gleich für nächste Woche vormerken 🙂 Ich karamellisiere übrigens wie Frau L. lieber ohne Wasser.

  19. @Petra: ohne Wasser caramelisiert bei mir der Zucker auf der einen Seite, auf der andern ist er noch weiss. Mit Wasser wirds gleichmässiger. Hier, wo man ihn eher dunkel macht, würde sich das aber ausgleichen.

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