Aus dem Küchenfenster

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Barbara von Barbaras Spielwiese interessiert sich für einen Blick aus unserm Küchenfenster. Fenster sagen sehr viel aus über die Personen, die hinter ihnen wohnen. Unser (einziges) Küchenfenster, eingelassen in eine Dachgaube, ist klein, liegt hoch, lässt wenig Licht herein, ist introvertiert. Direkt am Fenster haben wir einen Schemel stehen, damit die kleineren Mitglieder des Haushaltes auch mal rausschauen können. Ein 30 cm breites Fensterbrett dient mir zum Fotografieren der Speisen, wenn die Sonne scheint. Im Hochsommer, wenn die Sonne steil steht, baue ich mir mit Hilfe von Küchenbrettern eine Unterlage, damit ich überhaupt Sonnenschein auf die Teller erhasche.

Der Ausblick, Richtung Süd-Ost, ist nicht spektakulär, aber schön. Altstadtdächer rundum. Auf die in der Tiefe liegende Gasse sehen wir nicht hinunter. Brauchen deshalb auch keine Vorhänge. Linkerhand, etwas entfernter, liegt ein anderes Küchenfenster, jenes einer Kochnische, in welcher leichtbekleidete  Animierdamen eines dort ansässigen Night Clubs zwischendurch ihre Pizzen, Pasta- und Poulet-Fertiggerichte in die Mikrowelle schieben. Ungesunde Schnellverpflegung wie ich finde, unsorgfältig zubereitet, ohne sich Kochschürzen überzuziehen.  Interessanter  ist der Nahbereich um unser Fenster. Gegenüber 3 farbige Fahnen einer privaten Kunstsammlung, die keiner sehen will. Im Hof des Nachbarhauses (im Mittelalter wohnte hier der Beichtvater des hinter unserm Hause liegenden, ehemaligen Frauenklosters Klingental),  steht eine grosse Paulownie, ein Blauglockenbaum, der im Frühjahr schöne blaue Glockenblüten ausbildet, der leider als erster Baum im Herbst seine Blätter verliert, im Frühjahr als letzter neue Blätter treibt. Hier der Blick auf die Blüten im Mai aus anderem Blickwinkel:

 
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Am Schönsten aber ist es im Winter, wenn es schneit (leider selten). Die Fruchtkapseln der Paulownie sind dann sehr beliebt bei Krähenvögeln, die sich lärmend daran gütlich tun.

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Interessant auch unsere Besucher auf der kleinen Plattform vor dem Fenster. Katzen (selten), Siebenschläfer (häufiger), Spatzen, Kohlmeisen und vor 5 Jahren ein ausgewachsener Uhu, der sich in der Morgendämmerung den Kopf an der Küchenscheibe angeschlagen hatte und etwa 30 Minuten vor dem Fenster das Abklingen seines Brummschädels abgewartet hat. Urbanes Leben ! So gibt es zu jeder Jahreszeit auch aus einem kleinen Fenster viel zu sehen.

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46 Kommentare zu „Aus dem Küchenfenster“

  1. Do i dä Egge vo Basel als Fuessgänger kenn, het mi natyrlig di Bricht us dr Vogelperspeggtive gwundrig gmacht. I seh, dine Auge entgoht gar nyt und du hesch alles und di im Griff. Sunscht wär bestimmt scho e Läggerbisse vo dir, wäge dene nit so gsunde Usbligg aabrennt, oder zumindescht kalt worde.
    I wynsch eych e scheens Wuchenänd.

  2. Schön dein Blick aus dem Küchenfenster, das macht neugierig, lässt mich zum Voyeur werden, zu sehen, wie andere Menschen wohnen, davon könnte ich noch mehr haben, und die liebe Katze sitzt wie versteinert ob des schönen Ausblickes ! 😉

  3. So wenig, wie die Katze frisst, müsste sie eigentlich die schlankste in der Familie sein. Danke für die schönen Aus- und Einblicke. Gerade gestern habe ich einen faszinierenden Blick in deine Heimatstadt per TV machen können. Unter anderem hat uns das Museum mit den Tinguelys so gut gefallen, dass wir es im nächsten Jahr unbedingt einmal anschauen möchten.

  4. Der Blick aus Deinem Küchenfenster gefällt mir richtig gut, egal, aus welchem Blickwinkel und zu welcher Jahreszeit Du fotografiert hast. – Deine Katze wird sich über die diversen Besucher auf der kleinen Plattform vor dem Fenster bestimmt auch freuen :-).

  5. Was für ein herrlicher Ausblick! Ich mag den Winter allerdings nicht so gern – schon der Gedanke an die immer weiter steigenden Heizkosten deprimiert mich. Der einzige Vorteil am Winter ist meiner Meinung nach, dass es dann wirklich Spaß macht, an einem warmen Ofen oder Herd zu stehen und zu *brötscheln*, oder?

  6. So ein toller Ausblick kann doch beim Kochen nur inspirierend sein – und das merkt man. Sehr schön und kuschelig.

  7. Wirklich sehr idyllisch!
    Lustiger Anblick von der Gegenseite, wenn zur Mittagszeit bei Herrn L. der Foto-Table in die Sonne gefahren wird und wieder zurück. Wenn das auch noch täglich um Schlag 12 Uhr passiert, dann heißt es im Ort:
    „Um 12 Uhr Mittags kocht der Boss“…. 😆
    Vorspann zum mehrteiligen Schweizer Küchen-Krimi… 😀
    Stehen die Leute schon an zum täglichen Spektakel? 😉
    LG Heidi

  8. Hm, ob Blicke aus Fenstern wirklich was über die Leute dahinter sagen? kann ich mir nicht so vorstellen, aber Euer Fenster und der Platz davor scheint ein interessantes Platzerl zu sein – naja, Ihr sei auch interessant … stimmt vielleicht doch 😉

  9. Das sieht sowas von gemütlich aus, dass ich es am liebsten den kleinen Mitbewohnern gleich täte – und mich auf die Fensterbank zum Rausgucken setzen würde.
    Ich liebe Dachfenster. Und Ausblicke.

  10. Uhus in der Stadt, wow! Bei uns gibt es auch einige, die uhuen die ganze Nacht.
    Das es bei euch schön ist, wusste ich ja schon. 😉

  11. Wie schön ein Dachgaubenfenster sein kann!
    (Würde sich gut als Desktop-Hintergrund machen)

    Kraxelei als hochkreativer Akt!;)

  12. @Basler Dybli: zu Fuss und von unten sieht die Welt eben anders aus. Schönes WE !

    @Eva: im Mai ist der Baum schön, lange Monate aber kahl.

    @ultraistgut: Die Einladung von Barbara ist gewiss nicht nur auf food-blogs beschränkt.

    @lavaterra: das macht meine hohe sittliche und moralische Festigkeit 🙂

    @Jutta: da müssen wir uns sehen !

    @Bolli’s Kitchen: nein, neben der Küche liegt das Esszimmer ums Eck mit einem Dachfenster.

    @Hannes: die Katze bewacht den Kaffee.

    @steph: ähnlich wie bei Dir, nur fehlt uns die Uhr.

    @Charlotte: die Katze duldet keine fremden Eindringlinge.

    @amuse-geule: ja, und im Winter ist die Stadt viel ruhiger, besonders wenn der Schnee sogar die Schritte dämpft.

    @SchnickSchnackSchnuck: keine Holzschindeln, Biberschwanzziegel.

    @Alex: Dein Ausblick fehlt noch 🙂

    @Heidi, die II.: ich koche da oben gänzlich unbeobachtet und Schlange steht deshalb niemand. Ach wie gut, dass niemand weiss, dass….

    @the rufus: das tun sie. Weltoffenere Leute wohnen hinter grossflächigen Fensterscheiben.

    @Wortteufel: ein gefährliches Plätzchen. bei Sturm sind schon Gewürztöpfe hinuntergefallen.

    @zorra: bin ganz erschrocken, als da plötzlich ein so grosses Vieh sass. Leider wars noch zu dunkel zum fotografieren und blitzen wollte ich nicht.

    @Christine: auf dem Desktop laufen bereits Katzen herum.

    @Rosa: etwas weniger Grün als bei Dir und farmers markets hats auch nicht.

    1. Do i vor langer Zyt emol – vis à vis vom Bierkäller und linkerhand enere andere Zupfstuube – obe am Kaffi Käppelijoch (hüt Mc D) gwohnt ha, isch di Bricht für mi grad e „Déja-vu-Erläbnis“ gsi. Drum sag i nüt und halt mi an dini Wort: das macht meine hohe sittliche und moralische Festigkeit aus. 😉

  13. Du hast einen wunderschönen Ausblick, wohnst in der Stadt aber trotzdem hast Du viel Natur drumherum.
    Mir gefällt der Ausblick in beiden Jahreszeiten…..wunderschön, hat schon etwas märchenhaftes !

  14. der blick aus dem küchenfenster alleine sagt schon was aus, aber erst die eigenen erklärungen dazu lassen das bild rund werden. danke für die ein- und ausblicke. bin da auch sehr neugierig, aber hatte bis heute gar keinen gedanken dran verschwendet, auch dabei mitzumachen. muss mal sehen, ob ich meine meinung nicht doch noch ändere. alleine aus fairness gegenüber all jenen, die diese ein- und ausblicke gewähren.

  15. Wunderbar, wie du aus einer alltäglichen Aufgabe einen köstlichen Bericht zauberst, mit Uhus, Animierdamen und vielem mehr.

  16. Es geht halt nichts über eine tolle Altbauwohnung in einer schönen Stadt. Aber schön, dass es die Kontraste gibt, ich wohne in einem kleinen Dorf mit spektakulärem Blick auf die bayrischen Voralpen.

  17. Was für ein schön bebilderter Eintrag, der uns die Umgebung etwas näher bringt, in der diese unzähligen kreativen Gerichte entstehen. Vielen Dank für’s Zeigen!

  18. @BaslerDybli: wer im Kleinbasel wohnt muss schon etwas Toleranz mitbringen.

    @Karin: wir können nicht klagen, auf den andern Seiten siehts ähnlich aus.

    @katha: an einen Ausblick auf deine Küchenpflanzen mag ich mich erinnern. Das war schon ein erster Schritt.

    @april: Weder UHUs noch Damen konnte ich ignorieren. Sie waren, bzw., sind einfach da.

    @Isi: auch eine Art innerer striptease.

    @Buchfink: früher wohnten wir auch auf dem Lande, bis wir merkten, dass wir keine Landmenschen sind.

    @DerSilberneLöffel: bin eben sehr neugierig.

    @Elisabeth: kommt auf die Blickichtung drauf an 🙂

    @Alissa: Dächer vermitteln meist Geborgenheit.

    @Petra: wie Jutta sagte, sollte Teilnahme Pflicht für alle foodblogger sein.

  19. Ach, so den Blick auf ein hübsche Altstadt, das vermisse ich hier im doch sehr beschaulichen Germering immer wieder… Dafür sind die Katzen bei uns echter *grins*

  20. @wolfhos: meine Katzen fallen dafür nicht vom Dach.

    @Nathalie: ich hab kein Foto, die Zubereitung von Fertigpizzen in der Mikrowelle interessiert in einem foodblog niemanden.

  21. Es geht doch nichts über schöne Ausblicke! Und Einblicke ins nacht- oder besser nackt-aktive Leben) 😉
    Einen Blauglockenbaum kannte ich bis jetzt noch nicht, der sieht ja schön aus! Ich habe einen Blauregen auf meiner Dachterrasse stehen, der wuchert und wuchert und hat die gleiche Farbe, wie Dein schöner Baum.

  22. Danke für die wunderschönen Bilder! Bin überzeugte Dachgeschoßbewohnerin und liebe den Blick von oben. Ist Dir beim Fotografieren noch kein Teller abgestürzt? Paulownien und Glyzinien sind ein Traum! Das mit dem Uhu ist ein Ding. Werde später bei Barbara genüßlich alle Ausblicke aufsaugen.

    1. Teller noch nie, grössere Gegenstände verhaken sich in den Schneestangen, da kann ich sie mit einem hakenbewehrten Besenstiel wieder hochziehen.

  23. Ups, warum sollten größere Gegenstände als Teller aus dem Küchenfenster fliegen? Werft Ihr beim Ehekrach mit Stühlen? Wohl kaum, vermutlich meinst Du das Brett.

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