Weinrallye 29: Schweizer und Veltliner Weine

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Rebterassen bei Sion (Wallis)

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Weiter geht es mit der Weinrallye auch im Jahr 2010. Ich freue mich, das Thema zur 29. Weinrallye vorgeben zu dürfen. Schweizer Weine werden zumeist in der Schweiz getrunken, lächerliche  1 % der Produktion werden exportiert. Da stellt sich gleich die Frage nach der Verfügbarkeit der Weine. Damit das Rallye nicht daran scheitert, erlaube ich mir, das Territorium der Schweiz (temporär) um das italienische Veltlin zu vergrössern.  Das darf ich, gehörte doch das Veltlin zwischen 1512 und 1797 zu  dem heutigen Graubünden. Noch heute ist die Schweiz Abnehmer für einen Grossteil der Veltliner Produktion. Und sollte jemand wirklich weder Schweizer noch Veltlinerwein aufspüren können, bin ich bereit, bei Weinen vom nördlichen Bodenseeufer (von Bregenz bis Gailingen am Hochrhein) ein Auge zuzudrücken.

Also auf  in eure Keller, in Weinläden, in eure Weinliteratur, ins Netz. Die gestellte Aufgabe ist nicht einfach, dafür gibt es für jene, die sich um gute Weine bemühen, hier einiges hebenswertes zu entdecken. Die Regeln zur Weinrallye sind hingegen einfach. Jeder Teilnehmer veröffentlicht am Mittwoch, 13. Januar 2010 einen Beitrag in seinem Blog zum Thema. Meldung als Kommentar hier oder per email an (lamiacucina at bluewin dot ch) an mich. Wenn jemand ohne eigenen Blog mitmachen möchte, kann ich das gerne hier veröffentlichen. Wenige Tage später erstelle ich hier im Blog eine Zusammenfassung. Hier sind die Regeln  genauer beschrieben.

Die kulturelle Vielfalt der Schweiz lässt sich besonders gut beim Wein ablesen. In 6 Weinregionen werden auf unterschiedlichsten Terroirs auf rund 15’000 ha über 50 verschiedene Rebsorten angebaut.

Wallis

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Rebberg am Fels bei Leytron (Wallis)

mit 5’100 ha und rund 20’000 Rebbergbesitzern ist das Wallis der wichtigste Weinbaukanton der Schweiz. Klimatisch geschützt durch die Alpen, weist das Rhonetal die höchste Sonnenscheindauer der Schweiz auf.  Typisch sind die unterschiedlichen Mikroklimaten und die hohen Temperaturunterschiede im Tagesverlauf, die gegen das Ende des Reifezyklus Aromen und Komplexizität fördern. Hauptsorten sind bei den weissen der Chasselas (Fendant, Gutedel) mit 1’100 ha und der Sylvaner (Johannisberg) mit 230 ha. Stark am zulegen sind die Spezialitäten: Arvine (Petite Arvine), Pinot gris (Malvoisie), Savagnin blanc (Heida), Chardonnay, Marsanne (Ermitage), Amigne, Muscat, Humagne und Pinot blanc. Die roten Hauptsorten sind: Pinot noir mit 1’700 ha und Gamay mit 700 ha. Spezialitäten sind: Syrah, Humagne rouge, Cornalin, Diolinoir, Merlot, Gamaret und Cabernet Sauvignon.

Westschweiz (Waadt, Genf, 3-Seen)
Die Kantone Genf, das Waadtland, Neuenburg, Freiburg, Bern und Jura decken weinmässig die Westschweiz ab, eine grosse, uneinheitliche Weinregion der Schweiz bezüglich Menge und Territorium. Hier wirkt das Klima der grossen Seen ausgleichend auf die Temperaturen.

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Rebberg am Bielersee

Der Kanton Waadt ist dabei mit über 3’800 ha Rebfläche der zweitgrösste Weinbaukanton der Schweiz. Hier entfallen allein auf die Rebsorte Chasselas 62 % der Rebfläche. Daneben werden Riesling-Sylvaner und als Spezialitäten Chardonnay, Silvaner, Pinot Gris, Pinot Blanc und Sauvignon Blanc angebaut. Das Angebot an roten Reben ist weniger vielfältig: Pinot noir (15% steigend), Gamay (rückläufig) sind die häufigsten, daneben werden Gamaret und Garanoir angebaut.

Der Kanton Genf verfügt über eine Rebfläche von 1’340 ha. Zumeist auf flachem Gebiet. Der Sortenspiegel ähnlich wie im Waadtland mit einigen interessanten, aufstrebenden Spezialitäten, vor allem Chardonnay, Pinot Gris, Pinot Blanc und Sauvignon blanc.

Im Seeland, der Region um die 3 grossen Juraseen Neuenburgersee, Murtensee und Bielersee, mit dem Neuenburgersee als größtem, dominieren kalkhaltige Böden. Auf 900 ha gedeihen hauptsächlich Chasselas und Pinot Noir als einzige Rotweinrebe. Andere Sorten spielen nur eine Nebenrolle.

Ostschweiz
Die 17 Deutschschweizer Kantone werden in Bezug auf Wein zur Ostschweiz gezählt. Die Rebfläche von 2’300 ha verteilt sich auf klimatisch und geologisch unterschiedlichste Zonen. Das Klima nördlich der Alpen erträgt keine allzu spät reifenden Reben. Die Mehrheit (70%) der Reben sind rot. Blauburgunder (Pinot noir) und RieslingxSylvaner (Müller-Thurgau) sind die Hauptsorten. Andere kultivierte Reben sind: Pinot Gris (Tokayer), Pinot Blanc, Gewürztraminer, Freisamer, Kerner, Elbling, Chasselas, Completer, Gamaret und Granoir. Hauptproduzenten sind die Kantone Zürich, Aargau, Schaffhausen und Graubünden mit der Bündner Herrschaft, dem Föhn-exponierten Rheintal.

Tessin
Der Kanton Tessin liegt südlich des Gotthard und grenzt an Italien. Er weist eine Rebfläche etwa über 1’000 ha auf. Charakterisch für das Klima sind die hohe Sonnenscheindauer, aber auch hohe Niederschlagsmengen. Mit 80% ist der Merlot die Hauptweinsorte. Spitzenwinzer erzeugen davon Qualitäten, die man sonst nur im Bordeauxgebiet findet. Daneben Pinot Noir, Bondola, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Nostrano Americano, Syrah, Chardonnay, Chasselas, Kerner, Pinot Blanc, Pinot Grigio, Riesling-Sylvaner, Sauvignon Blanc, Sémillon und anderen, alten Sorten.

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Rebberg im Valgella (Veltlin)

Veltlin

Das Tal verläuft ähnlich dem Wallis in Ost-West-Richtung. Die südexponierten, steil terrassierten, aufwendig zu bewirtschaftenden Rebflächen erstrecken sich von Tirano über Sondrio bis Morbegno nahe dem Lago di Como und betragen rund 1’200 ha. Sie sind mehrheitlich mit der Sorte Nebbiolo bepflanzt, der hier ausgezeichnet gedeiht, weil er eine lange Vegetationsperiode benötigt, um auszureifen. In seinen aktuellen Spitzenqualitäten kann er trotz eigener, alpiner Stilistik, heute auch mit sehr guten Baroli mithalten. Dennoch ist das Veltlin eine halbwegs verkannte oder vergessene Weingegend.  Daran sind die Schweizer nicht unschuldig. Fast 300 Jahre gehörte das Veltlin zum heutigen Graubünden. Noch heute sind rund 40% der Rebberge in Schweizer Hand. Graubünden war lange Zeit Hauptabnehmer einfacher, offener Schoppenweine (1981: 5 Mio. Liter) und degradierte das Veltlin somit zum Massenweinlieferanten. Die schwierigen Steillagen waren aber seit den 80er Jahren nicht mehr kostendeckend zu bewirtschaften. Aufgrund des Konkurrenzdrucks australischer, spanischer und kalifornischer Weine brach die Nachfrage nach Veltliner Wein in der Schweiz ein. In der Folge wurden viele Lagen aufgegeben und vergandeten. Seit etwa 1990 ist ein Umdenken im Gang, es werden wieder Investitionen getätigt und qualitätsfördernde Massnahmen ergriffen, die sich seit ein paar Jahren merkbar auswirken.

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Nebbiolotrauben im September 2009

Das Gebiet für Valtellina DOCG ist in die fünf Subzonen Valgella, Inferno, Grumello, Sassella und Maroggia unterteilt. Hauptsorte ist der Nebbiolo, hier als Chiavennasca bezeichnet. Daneben noch Brugnola, Rossola und Pignola neben einer ganzer Reihe alter und neuerer Sorten. Als Spezialität erfolgreich ist der Sforzato, bei welchem die Trauben auf Holzrosten mindestens bis am 10. Dezember zum Trocknen ausgelegt werden. Die Beeren verlieren dabei (teils unter Einwirkung der Edelfäule) bis 50% ihres Wassers und ergeben trockene, üppige, alkoholreiche Weine. Mit der Überkonzentration verlieren diese Weine aber auch ein wenig den Ausdruck des terroirs.

 

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32 Kommentare zu „Weinrallye 29: Schweizer und Veltliner Weine“

  1. Aber ob auch am nördlichen Bodenseeufer oder im italienischen Veltlin die auffällig unauffälligen Bunker so zahlreich vertreten sind, die sich doch so vorzüglich zur zwischenzeitlichen Weinlagerung eignen müssten 😉

  2. Wahrlich eine schwierige Aufgabe-der einzige Schweizer, den ich in München sicher finden kann, ist der Gantenbeinsche Pinot,sowie etwas Gutedel,der aber anders heißt und mir zu harmlos ist. Als „Veltliner“ fällt mir Fay ein, deren Nebbiolos mag ich gern, auch wenn sie jahrgangsbedingt sehr schwanken.

  3. Was die Gantenbeiner angeht, die ich bisher probiert habe, so fand ich sie immer enorm beeindruckend, so wie junge Pinots halt beeindrucken können; was allerdings spezifisch „schweizerisch“ dran sein sollte, hat sich mir nie ganz erschlossen. Blind habe ich sie auch gern mit den kalifornischen Pinots von ABC verwechselt, die aber irgendwie preiswerter waren und deren Alterungspotential mich überzeugte.

  4. Ich werde mich bzgl. schweizer Weinen ein bißchen umschauen – da habe ich keine Ahnung, das tut mal gut.
    Die italienische Erweiterung ist zur Not im Keller abgreifbar, so daß die Teilnahme kein Problem ist.

  5. Das Wallis kenn ich nur schneebedeckt aus jahrelangen Skiurlauben auf der Bettmeralp während meiner Kindheit. Ich hätte da laufen gelertn, behauptet meine Mutter immer, nachdem ich ihnen einst vom Schlitten gerutscht sei. Später war ich leider nur noch zwei, drei mal dort und kann mich an den köstlichen Fendant erinnern.

  6. Also ich konnte das Sioner Hüttchen beim Schweden einfach nicht finden, aber der (grüne) Veltliner verirrt sich über Niederösterreich zu uns … naja nicht gerade in unseren Haushalt, aber zumindest in die Geschäfte 😉

  7. Schweizer Weine habe ich hier noch nicht entdeckt. Ein Veltliner dürfte evtl. irgendwo zu finden sein. Im Tessin war es ein Merlot, der uns gut gemundet hat. – Danke für die interessante Weinrundfahrt durch die Schweiz und ein schönes Wochenende.
    Die Häuschen im Weinberg erinnern mich irgendwie an die kleinen Mini-Stallungen (für 1 Kuh! :-)), die ich auf Madeira gesehen habe.

  8. @kulinaria: das Verb einbunkern hat schon etwas mit Lagerung zu tun, es braucht aber keine Bunker dazu.

    @duni: mit einem neuern Jahrgang Gantenbein bist Du bereits in der Spitzenklasse und mit dem 05-er Carteria von Sandro Fay, den ich dem Cà Moréi diesmal vorgezogen habe, bin ich sehr zufrieden. Die Gantenbeiner werden allgemein viel zu jung getrunken (seufz). Da es sich um burgundische Klone, ausgebaut in Burgunderpiècen handelt, sind seine Weine eher ans Burgund als an die Blauburgunder der Herrschaft angelehnt.

    @Nathalie: Lieber einen guten Veltliner als einen schlechten Chasselas 🙂

    @Schnick: Fendant trinke ich nur als Durstlöscher 🙂

    @the rufus: Schilcher aus der Steiermark ist vom event ausgeschlossen !!!

    @Charlotte: in den Rebhäuschen werden garantiert keine Kühe verwahrt 🙂

    @Rosa: especially in Ginevra !

    @Hannes: Wenn kaum was exportiert wird, kennt die Weine auch keiner.

  9. Das Thema Schweizerweine gibt mir Gelegenheit, einen in dieser Bloggergemeinde wohl noch nicht bekannten Wein aus unserer Gegend vorzustellen, den ich seiner Rebsorten wegen als eigenartig und seines Preis-Leistungs-Verhältnisses wegen als ausgesprochen guten Kauf betrachte. Ich freue mich darauf.

  10. Ja, auch für mich ist dieser Beitrag Wissensanreicherung pur! Schweiz und Wein – welch neuer Gedanke! Weißt Du denn, Robert, wo die 1 % im wesentlichen ihren Weg hin nehmen? Auf jeden Fall werde ich mal bei einem örtlichen Weinhändler nachfragen, mal schauen, ob er mir einen zu empfehlen weiß – außer Gantenbein-Weine: ich habe bereits ein wenig recheriert 🙂

  11. Lieber Robert, ich finde das Foto: Rebberg am „Fels bei Leytron (Wallis)“ faszinierend … immer wieder zieht es mich an … wie kann eine Fels- /Gletscherwand nahtlos in einen Weinberg übergehen. Das würde ich mir wirklich gerne einmal in natura anschauen.

  12. @Erich: da bin ich gespannt. Selber kenne ich nur den Arenenberger RxS.

    @Bolli’s Kitchen: wenn Du wirklich keinen findest.

    @Christine: das weiss ich nicht, bin nicht im Weinhandel tätig. Gantenbein ist einer der teuersten Schweizer Weine. Die Felswand wächst aus dem Boden senkrecht empor. Im Wallis wird jedes Fitzelchen Erde an der Sonnseite mit Reben bebaut.

  13. Das Thema hab ich befürchtet 😉 Ich hatte mal ein paar Flaschen aus Stein am Rhein mitgebracht, die sind aber leider aufgebraucht… Mal sehen, wo sich was auftreiben lässt.

  14. Interessantes Thema. Kenne fast keine schweizer Weine, aber in guter Erinnerung geblieben ist mir der Bianco Rovere von Brivio. Ist schon witzig, so ein weißer Merlot.

  15. Wunderschönes Thema, das mir die Gelegenheit geben wird, mich voller Nostalgie an unsere Reise ins Wallis vor vielen Jahren zu erinnern, bei der wir nicht nur unseren Zeilzugpflug von der Firma Plumetaz kauften und nach Frankreich importierten, sondern natürlich auch davon profitierten, um auf dem Weinpfad von Sion nach Sierre zu wandern und auch bei mehreren Winzern Station zu machen, um mit ein paar Flaschen Spezialitäten zurück zu kommen. Petite Arvine, Amigne, Humagne (blanc et rouge) und Cornalin sind mir seitdem ein Begriff – erstere habe ich sogar probehalber auf einer kleinen Terrasse im Weinberg gepflanzt – leider gibt es zu wenig Trauben, um sie separat zu vinifizieren…(wäre auch in F verboten…).

    Natürlich sind die Flaschen inzwischen alle ausgetrunken – meine letzte Begegnung mit Schweizer Wein waren die fantastischen Edelsüßen von Marie-Thérèse Chappaz, die ich voriges Jahr in der Vendée verkosten konnte, hmmmm!

    Aber irgendwo in den Tiefen meines Keller gibt es vielleicht noch einen von den Weinen aus dem oberen Wallis, wo der Wein in über 1000 m Höhe wächst, ich werd mal abtauchen.

    Am 13. sitze ich im Zug nach Deutschland – wenn ich vorher nicht fündig werde, muss ich dort mal schauen – Veltliner gibt’s da natürlich überall – aber vielleicht auch was Besseres…

  16. @Wolf: ich hab ja genug Schlupflöcher eingebaut 🙂

    @Poulette: weisse Tessiner habe ich noch nie getrunken. Die roten sind zu gut.

    @Iris: von Sion bis Sierre gewandert. Respekt. Der Petit Arvine ist mein Lieblingsweisser 🙂 Der „Gletscherwein“ Heida -weil man von den Rebbergen einen Zipfel eines Gletschers sehen kann“, obgleich ein Savagnin, schmeckt hier ganz anders als im Jura.

    @Vinissimus: nur wenige werden am Ziel der Rallye ankommen 🙂

  17. Ich auch, wenn auch noch nicht angekündigt. Aber das Thema reizte mich dann doch. Auch wenn ich keine Ahnung von Wein habe, nur davon, was ich mag.

  18. Wer Schweizer Weine in Deutschland sucht, kann hier fündig werden: http://www.schweizweit.de.
    Ein wahnsinniger süßer Laden in Hamburg Ottensen, den ich vor Kurzem entdeckt habe und dessen Weine auch online vertrieben werden.
    Danke an alle für die schönen Entdeckungen während der Wein Rally!

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