CH-4058 Basel: Winter an der Riviera

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Blick aus dem Küchenfenster

Blick aus dem Küchenfenster hatten wir zwar schon. Aber da Barbara  gerne Bilderlinks sammelt, wollen wir uns nicht verweigern und Frühling steht auch noch bevor. Der Blick war letztes Wochenende jedenfalls derart grau verhangen, das Wetter garstig, trübe, kalt und windig, dass wir uns nur auf ein paar Schritte nach draussen begeben haben. Dem Rheinknie entlang hoch, bis zum Park Solitude und wieder zurück nach Hause. 45 Minuten insgesamt ohne, 60 Minuten mit Fotografieren.

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weiss aufgedeckt
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für hungrige Gäste ?

Alles der Riviera entlang, wie hier das rechte, Kleinbaslerische Ufer des Rheins benannt wird, vorbei an den uferseitigen Mauern des ehemaligen Kartäuserklosters, das nach der Reformation Ende 17. Jhdt. erst als Erziehungs- und Züchtigungsanstalt für Waisen und gefangene Häftlinge  genutzt wurde und auch heute noch als Waisenhaus genutzt wird. Die grünen, gusseisernen Basiliskenbrunnen aus dem Jahre 1884  sind Teil des Basler Stadtbilds. Heute sprudeln noch 27 dieser Brunnen.

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Rheinbefestigung am Waisenhaus
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Basilisken Brunnen

Oberhalb der Wettsteinbrücke führt der Weg entlang an noblen Wohhäusern, unten am Rhein sieht man da und dort Fischergalgen, früher auch Fischwaagen genannt. Die grossen Netze wurden mit Hilfe des Auslegearms vor allem nachts im Wasser versenkt und damit nach Salm (Lachs) gefischt. Heute dienen die Häuschen meist als winzige WE-Häuschen, da die Salmfischerei mangels Salm eingestellt werden musste. Trotz Bau einzelner Fischtreppen werden Lachse am Oberrhein erst wieder in Einzelexemplaren gesichtet.

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Blick ans Grossbasler Ufer
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Fischergalgen

Weiter zieht sich der Weg entlang des Rheines, vorbei an den Fabrikgebäuden der grossen Chemiefabrik bis zum Park Solitude.

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Hoffmann La Roche
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Farbtupfer im Solitudepark

Seit 1996 beherbergt der Solitudepark ein Museum, das ganz den Werken von Jean Tinguely gewidmet ist. Am Museum angekommen, rechtsumkehrt, der Bise den Rücken gekehrt, ein Blick auf den vereisten Brunnen geworfen und auf Schleichwegen durchs Quartier, zurück nach Hause.

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Tinguely-Museum
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Brunnenskulptur, vereist

Im Park erfreut das Auge die  Villa des Emanuel Hoffmann-Preiswerk. Wohnhaus des Fabrikgründers und späterer Direktoren. Der Park wurde von der Stadt Basel bereits 1924 erworben. 

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Villa Solitude
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bolzgerades Rheinknie

Im Hof des Waisenhauses, der Eingang ist nicht auf der Rheinseite, steht der Caritasbrunnen aus dem Jahr 1677. Die Caritas als Personifikation der werktätigen Liebe, im Arm trägt sie nicht etwa einen Haufen Schnee um damit der Nachbarn Gören zu bewerfen, nein, ein zugeschneites Kind.

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Brunnstock Caritasbrunnen
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Caritas mit ihren Kleinen

Am Lindenberg steht eines der bemerkenswertesten Baudenkmäler Kleinbasels, der Hattstätterhof. Dessen Hauptgebäude wurde in ungefähr der heutigen Form 1501 vollendet und geht auf Eucharius Holzach zurück. Den heutigen Namen erhielt es von einem späteren Besitzer, dem Söldnerobristen Claus von Hattstatt, der sein Geschäft im Dienste von Schweden, Spanien, Frankreich und der Niederlande versah. Das Geschlecht der Hatstatt besass umfangreiche Güter, u.a. die Burg Hohenhattstatt im Elsass und andere auf der deutschen Seite des Rheins, Claus von Hattstatt (+1585) war aber gleichzeitig Basler Bürger.

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Barockgitter des Hattstätterhofes
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Blick in die Rheingasse

Eine Stunde in der Stadt gewandert und wir sind kaum einer Menschenseele begegnet.

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Rheingasse

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35 Kommentare zu „CH-4058 Basel: Winter an der Riviera“

  1. Eifach scheen! Kai Wunder, dass bi dere Chälti und dr Bise kai Bai uf dene stimmigsvolle Helge mitabgliechtet isch. I wynsch eych e wunderbare Sunntig!

  2. Wenn wir hier spaziergehen – dazu versuchen wir uns jeden Abend aufzuraffen, dann begegnen wir auch keinem Menschen. Ich finde das sehr verwunderlich. Couch und Fernseher haben doch eine unglaubliche Anziehungskraft.

  3. Also, ICH mag den Blick aus deinem Küchenfenster wirklich sehr! 🙂
    Danke auch für alle anderen winterlichen Impressionen – herzliche Sonntagsgrüße zu dir, Elisabeth

  4. Da sieht man es wieder, auch Basel ist mit Schnee bedeckt, Robert ist eine Stunde gewandert (immerhin !) und fast keinem Menschen begegnet.

    Bild “ für hungrige Gäste “ ich glaube, das sind wir im letzten Jahr mit der Fähre angekommen und sahen Schwimmer auf dem Rhein mit Plastik-Säcken, so etwas hatte ich bis dato nie gesehen.

    Zur Zeit werden sie wohl dort nicht zu finden sein – oderrrrrrr? 😉

  5. Schöne Bilder – meine Favoritin: Caritas und der Haufen Schnee im Arm…. 😆 😆 😆
    Der Blick aus Eurem Küchenfenster ist somit nur noch im Frühjahr und Herbst nachzuholen 😉 – bestimmt zu jeder Jahreszeit eine schöne Aussicht!
    Ich wünsche einen schönen Sonntag
    Heidi

  6. Kein Wunder, dass ihr kaum jemandem begegnet seid. Wer möchte bei dem gerade herrschenden Wetter nach draußen. Um so mehr staune ich, welche wunderschönen Fotos du mit nach Hause gebracht hast. Damit hast du mein blasses und verschwommenes Baselbild bereichert. Was für schöne Ecken es dort gibt. Danke für diesen herrlichen Spaziergang, den ich so schön im Trockenen und Warmen mitmachen durfte.

  7. Ein wunderbarer Sonntagsspaziergang zu Tinguely, Caritas und Konsorten. So ein Fischergalgen als Rückzugsort könnte mir auch gefallen.

  8. @Basler Dybli: hütt schiint jo d’Sunne. Do bliibe mir dihai wil’s z’viel Lüt het.

    @Nathalie: die meisten Aufnahmen sind von Samstag Nachmittag. Abends gehen wir kaum mehr ausser Haus.

    @Elisabeth: das freut mich. Wir sind gerne hier. Auch Dir einen geruhsamen Sonntag. Bin schwer am kochen.

    @sammelhamster: das war nur das „mindere“ Basel. Hat aber auch seinen Reiz.

    @ultraistgut: dann seid ihr mit der Münsterfähre gefahren. Schwimmer hats jetzt keine mehr, in den Plastik-Schwimmsäcken kann man sein Kleider verstauen, beim Schwimmen sich daran halten und beim Aussteigen aus dem Rhein seine trockenen Kleider wieder anziehen.

    @zorra: wir mögen das 🙂 lieber als die Hitze.

    @the rufus: hier scheint die Sonne, der Regen hat den Schnee innert Wochenfrist schmelzen lassen.

    @Heidi, die II.: den Blick vom Küchenfenster gibts mittlerweile in verschiedenen meiner posts. Wobei mir die Blicke aus den andern Fenstern auch gefallen.

    @April: durch diese Viertel werden die Besucher auch kaum geführt. Heute scheint die Sonne, da bleiben wir aber lieber zuhause, zuviele Leute an der Riviera.

    @Rosa: Tu das, wenn Du einen Führer brauchst, lamiacucina(at)bluewin(dot)ch

    @Buchfink: Ich kann mir noch an Zeiten erinnern, wo die gefangene Beute (meist Weissfische) am Ufer verhökert wurde.

    @nata: es gibt noch schönere Winteraufnahmen, siehe: https://lamiacucina.wordpress.com/2009/02/15/ch-4051-basel-gang-um-den-munsterhugel/

    @Barbara: Städte sind unter einer Schneedecke meist schöner 🙂

    @Eva: wir sind schon so weit, dass wir zu jammern beginnen, wenn die Sonne scheint 🙂

    @Karin: unsere Luftschnappwanderung bei schlechtem Wetter.

  9. Ist ja richtig schön bei Euch … in meiner Jugend, als es uns in Emmendingen und Freiburg zu langweilig wurde, gingen wir ein paar Mal Samstagnacht in den über die Schweizer Grenze hinaus bekannten, berüchtigten „Totentanz“. Ich bin ziemlich tolerant, aber was in dieser Höhle an den Abenden los war, ist mir gut in Erinnerung geblieben … und habe ich auf meinen (weltweiten) Reisen so nicht mehr erlebt! Später sind wir eigens wegen der Böcklin und Tutanchamun-Ausstellung (damals von Frankfurt a.M. aus) nach Basel gefahren, aber da blieb leider keine Zeit zum Flanieren. Jetzt habe ich wenigstens einen Teilausschnitt dieser Stadt kennengelernt und dein Blick aus dem Küchenfenster ist immer interessant!

    Schöner Stadtspaziergang, Robert,

  10. Schöne Basler Winkel, schöne Fotos, aber vermutlich ist Dein Blog heute nicht vorwiegend deswegen in der NZZ am Sonntag als einer der besten deutschsprachigen Food-Blogs erwähnt, sondern vor allem Deiner Food-Posts, Deiner Perfektion und Liebe zum Detail, Deines Witzes wegen.
    Herzliche Gratulation, ich freue mich für Dich!

  11. @nina: immer derselbe !

    @Christine: im culture club Totentanz war ich nie anzutreffen 🙂 In jeder Stadt, in jedem Kaff kann man Spaziergänge machen, fotografieren und sie beschreiben.

    @Erich: Habs schon in facebook angetönt, dass ich mir das nicht erklären kann, wie ich in diese Liste illustrer Blogs mit journalistischem Anspruch reingerutscht bin. Ich sehe mich als normalen Hausfrauenblog. Aber der Artikel galt ja in erster Linie einem Porträt von Claudio (Anonyme Köche). Mich hat gefreut dass er in der NZZ auf einer ganzen Seite porträtiert wird. Im Gegensatz zu Barak Obama, dre nur eine halbe Seite kriegte.

    @kitchenroach: Du kannst dafür Tiere zählen 🙂

  12. Das ist mittlerweile verdächtig …. immer wenn du auf (fototour) gehst, sind keine Leut auf der Straße. Kennst du eigentlich die Geschichte vom Wr Basilisken?
    http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/wien/vonaltenhaeusern/basilisk.html

    (und jetzt musst du dich ärgern, sonst wäre das langweilig! :-D)

    (Sääääähr schöööhhhhhne foooooddddos! aus der Schwyz. Sagen die auch, dass sie wo „hoch“ gehen? Ist mir noch gar nicht so aufgefallen.)

  13. @kitchenroach: so wenige. mmh.

    @kulinaria: für unartige Gesellen gab es früher härtere Mittel.

    @entegut: hier gibts auch viele Geschichten um den Basilisken. Muss dem Tier mal einen eigenen Artikel widmen. Danke für den tipp !

  14. Ein hübsches Fleckchen! Die weißen Tischdecken sind fast zu schade, um warm zu servieren. Schade, dass es keine Lachse mehr im Rhein gibt. Weißt Du etwas darüber, ob La Roche den Rhein auch verschmutzt hat? Ups, wohlmöglich war dort sogar einmal Dein Arbeitsplatz.

  15. @Poulette: nein, Roche war das nicht, wenn Du die Sandoz-katastrophe meinst. Ja, bei Roche habe ich mal gearbeitet, und Frau L. kennengelernt.

  16. Beim Suchen nach Fastenwähen stiess ich vor 2 Wochen auf „lamiacucina.com“ Was mich am meisten freut ist jedoch, dass ich da auf „Basler Seelen“ gestossen bin! Ich selbst bin „e halbi Heimwehbaslere“. Seit 15 Jahren in den Weinbergen bei Verona zu Hause wo ich eine kleine Pension und viele Tieren habe. Gerne werde ich nun oft in diesen Seiten stöbern. Salü zämme nach Basel und Pratteln!

  17. @ cochileu: I gang emol dervo us, dass du als (halbi) Heimwehbaslere au nach 15 Joor dr baseldytschi Dialägt no kasch. I sänd dir gärn fryndligi Griess nach Verona. 🙂

  18. Mir ist erst letztes Wochenende bewusst aufgefallen, dass Städte unter einer Schneedecke auch ruhiger sind. Ich war in Berlin, so leise und still habe ich die Stadt noch nie erlebt.

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