Pochierte Röteli Birnen

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Schon mal Bündner Rötelischnaps getrunken ? Macht nichts, ich bis vor Kurzem auch nicht. Röteli ist nicht einfach irgend ein Likör, Röteli ist ein Stück traditioneller Bündner Kultur, die bis weit ins 19. Jahrhundert zurückreicht.  Meist wird er gegen Jahresende getrunken, vermutlich, weil er seine Trinkreife gegen Jahresende erreicht.

Bündner oder Churer Röteli besteht aus Obstbranntwein, Kirsch und Alkohol, Wasser, Zucker, gedörrten  Bergkirschen (die aber heute wohl meist aus der Türkei stammen) und Gewürzen wie Vanille, Nelken und Kardamom. Den aromatischen Unterton erhält er durch die Steine der  Kirschen, die rote Farbe durch den Kirschsaft, je nach Hersteller auch von Zuckercouleur. Diese Mischung wird mehrere Monate zur Reifung gelagert, bis der Likör nach Filtration im Spätherbst auf Flaschen gezogen wird. Je nach Hersteller werden die Kirschen noch destilliert, wobei das Destillat wieder dem Likör zugefügt wird. Bezugsquellen im Internet. Der Likör schmeckt mit seinen Glühweinaromen recht weihnachtlich. Nichts für mich zum pur trinken, aber den Birnen tut er gut.

Im Kochbuch Die Kochkunst Graubündens von Roland Jöhri (der auf Ende Jahr den Kochlöffel niederlegen wird), habe ich ein Rezept für pochierte Rötelibirnen gefunden, einfach nachzukochen. Das soll mein süsser Beitrag sein zum Birnenevent des Gärtnerblogs, betreut von Sus.

Garten-Koch-Event Oktober 2010: Birnen [31. Oktober 2010]

Zutaten
4 grössere Birnen mit Stiel, z.B. Williams, in meinem Fall Abate

für den roten Fond:
60 g Zucker
1.5 dl Rötelilikör, wer keinen findet, kann notfalls Rotwein mit Glühweingewürz und etwas Kirsch nehmen.
50 ml Wasser
ich habe anstelle des Wassers ca. 100 ml eines farbintensiven Rotweins (Syrah) hinzugegeben

für den weissen Fond:
70 g Zucker
200 ml Weisswein
50 ml Wasser
wenig Zimststange

für die Birnencrème:
die mache ich nach eigener Rezeptur, da ich kein Vanillecremepulver besitze 🙂

100 ml Weisswein-Birnenfond von oben
1 Tlf. Maizena
1 Tlf. Williams Birnenschnaps
1 dl Schlagrahm
1 Eigelb

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Vorbereitung
(1) Roten und weissen Fond in je einer Pfanne aufkochen. Birnen schälen. Stielansatz mit Birnenkopf abschneiden. Birnen halbieren. Kerngehäuse entfernen. Jede Birnenhälfte in Längsrichtung in ca. 8 gleichmässige Spalten schneiden.

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roter Sud
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weisser Sud

Zubereitung
(2) Die Hälfte der Spalten mit den Birnenköpfen im roten Fond, die andere Hälfte im weissen Fond weich pochieren. ca. 10 Minuten. Birnen in den Fonds erkalten lassen. Bei mir über Nacht, es dauert eine gewisse Zeit, bis sie durchgefärbt sind.
(3) 1 dl Weisswein-Birnenfonds in separater Pfanne aufkochen, das Maizena in wenig kaltem Birnenfond anrühren und kurze Zeit mitkochen. Mit dem Eigelb auf dem Herd oder im Wasserbad eine Crème Anglaise herstellen. Crème erkalten lassen, Williamsschnaps zugeben und den Schlagrahm unterziehen.

Creme auf die Tellermitte verteilen. Abgetropfte Birnenschnitze abwechselnd rund um den Crèmehügel fächerartig anordnen. Das Zentrum mit einem Birnenkopf abdecken.

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29 Kommentare zu „Pochierte Röteli Birnen“

  1. Wie immer Top Bilder Robert, interessante Farbkombi, ich übrleg gerade mit was man den Röteli ersetzten könnte – die Chancen hier ihn zu finden dürften recht gering sein

  2. Um 10 Uhr nur vier Kommentare? Was ist da los?
    (Wir hören morgen wieder – pochierte Birnen werden in unserem Haushalt nicht geliebt.) 🙂

  3. Kaum schmeißt man den Rechner an, kommt einem ein so schönes Bild entgegen, und ein tolles Rezept gleich dazu. Ich glaube, ich mache den Rechner wieder aus und gehe in die Küche …

    Liebe Grüße, Sus

  4. Bei Röteli habe ich im ersten Moment an Rötelen, wie in Südtirol Pilze benannt sind, gedacht. Und bei mir sinniert: jetzt kombiniert er schon Pilze mit Birnen. Interssant. Aber dann ja doch nicht. Mit Schnaps ist es sicher viel besser. ;-))

  5. @Tina: die Farkombination kriegst Du auch mit normalen Rot- und Weissweinbirnen hin. Wie Du den Rlteli ersetzen kannst, habe ich im Rezept beschrieben.

    @Magdi: wie eine Tänzerin, die den Spagat übt 🙂

    @Rosa: aus Bündner Landen.

    @Rosa: es ist ein traditionelles, reines Birnendessert, das braucht keinen Gorgonzola 🙂

    @Nathalie: so wie Dir wirds andern auch gehen, Birne ? bääääh.:-)

    @Kochschlampe: Röteli gibts auch in 1 dl Fläschchen.

    @Sus: bin auch schon längstens in der Küche, heute gibts Treberwurst.

    @anie’s delight: hab ich nicht gewusst. Der Likör hat seinen Namen von der roten Farbe.

  6. Tolle Fotos! Weil man die Birnencreme nicht sieht, ist das sicherlich ein toller Überraschungseffekt.

    Der Rötelilikör klingt ebenfalls ganz danach, als wäre das was für mich. 🙂

  7. Ich finde, dass Birnen sehr vielseitig verwendbar sind und oftmals unterschätzt werden. Deine Röteli-Birnen würden auch gut zu einer Birnenmousse passen, die ich vor ein paar Jahren mal gemacht habe.

  8. Super, du jagsch eim in dr halbe Wält umenand … 😉

    I ha grad geschdert in Luino uf em Märt „cipolle di tropea“ poschtet zum di „confettura“ nochezbaschtle und hüt chunt ney dr Röteli uf dr Iikaufszeedel (i mach‘ s nit mit em Wy). Zem Gligg han‘ i Ferie, Zyt und Spass fir settigi kulinarischi Exkursione.

    Danggscheen fir das aamächelige und perseenlig frisierte Rezäpt !

  9. Vanillepulver, bah! Hätte mich wirklich gewundert, wenn Du ein solches Produkt im Hause hättest. So geht es doch auch, aber irgendwie sehe ich die Creme nicht auf den Fotos, die hast Du gut versteckt.

  10. @tobias: gebaken, da bin ich gespannt.

    @Lillebi: Likörchen sind sonst nicht meine Sache, aber an den Birnen passts gut.

    @Linda: Statt dieser Crème wird oft auch ein Birnenpüree daui serviert.

    @Basler Dybli: bis Luino musstest Du für die Cipolle ? Hättest Du auch noch am Claraplatz gekriegt 😉 Den Likör würde ich in Chur in der Drogerie Ullius kaufen.

    @Susa: ein Klacks in die Mitte des Tellers, dann werden die Birnenscheiben damit zugedeckt. Ich hätte noch ein Foto des Klackses 🙂

    @Ursula: beinahe 2 Birnen pro Teller, das waren aber auch Mordstrumme von Birnen. Williams wären handlicher gewesen.

    @Sammelhamster: Bin untröstlich, da feilst und perfektionierst Du minutenlang an wohlgesetzten Worten und der wordpressmoloch verschluckt sich daran. Nichts im spam.

    @Andreas: man isst die Birnen, nicht den Sud 🙂

    1. Danggscheen fir dr Tipp ! I wird mi gärn dra halte.
      P.S. Es het au feine (und zahlbare) Grappa in Luino … 😉

      1. unbedingt ein paar Flaschen (was halt der Zoll so durchgehen lässt 😉 einkaufen, Du wirst ihn für die hausgekochte Treberwurst brauchen können.

        1. I bi zum erschte Mol uf dr Höchi vo Magadino IM ZUG kontrolliert worde. Si hän mi ganze Trolly unterobsi gmacht. Ergäbnis 1 Liter Grappa, Salami und Cipolle. Waisch wie han‘ i gluegt !?!
          P.S. In Luino sälber bi dr Barriere isch kai Bai gschtande …

  11. Mmmhhh – wenn ich einen adäquaten Röteli-Ersatz finde, könnte ich mir das als Dessert meines Weihnachtsmenüs vorstellen. Ich werde mich also auf die Suche nach einer Ersatz-Flüssigkeit machen (Rotwein reicht mir nicht). Vorstellen könnte ich mir dänischen Kirschwein oder vielleicht haben auch die Kirschen-Anbauer im Nachbarort einen passenden Kirschlikör im Angebot.
    Im Januar bin ich ein paar Tage in Luzern – habe ich dort die Chance, Original-Röteli zu finden?

  12. So als Herbstgeborene sind Birnen ja mein Obst, gerne auch hart und überhaupt in allen Varianten. Was habe ich es geliebt, wenn Oma von den selbst eingemachten Birnen ein Glas aufgemacht hatte. Insofern schmelze ich gerade bei dem Wort Birnencreme! 😉

  13. @Ute-S: in gutsortierten Wein- und Spirituosenhandlungen sollte man ihn schon kriegen. Meist den von Kindschi. Aber Vorsicht, nicht mit Sahnezusatz.

    @Creezy: ich hatte keine Oma, also auch keine Birnen, was ich im Nachhinein sehr vermisse.

    @Jutta L.: das ist keineswegs schlimm, nur süss, wie alle Likörchen. Pur lieber einen Fernet.

    @kulinaria: deshalb liegen sie so schlapp auf dem Teller 🙂

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