Riso Venere con Melograno oder der Jungbrunnen der Venus

Risotte venere con melograno 0_2010 12 15_1186
Schwarzer Reis mit Granatapfel und Karottencreme

Wenn das alles stimmt, was ich mir eben über den Granatapfel zusammengelesen habe, muss es sich beim Granatapfel um eine Wunderfrucht handeln. Granatapfel soll bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Brustkrebs und Arthritis, Prostatakrebs und verengter Halsschlagader wirken. Äusserlich angewendet, wirkt er verjüngend und strafft die Haut. Ja sogar Würmern soll er den Garaus machen.

Risotte venere con melograno 2_2010 12 15_1193
Erst duschen und Sinne inspirieren...
Risotte venere con melograno 3_2010 12 15_1195
... dann straffen

Frau L. schwört seit Kurzem auch auf Granatäpfel. Erst wird morgens in Granatapfel gebadet, dann werden Hände und Gesicht mit Granatapfelöl und Crèmen eingestrichen. Um schlussendlich wie die Venus von Botticelli neugeboren aus dem Jungbrunnen herauszusteigen.

Die Geburt der Venus, Botticelli

Und nun sollen wir das Zeug noch essen. So will es Sus im Gärtnerblog. Der Granatapfel ist seit Urzeiten ein Symbol für Leben und Fruchtbarkeit, Macht, Blut und Tod. In Italien kombiniert man ihn gerne zu einem Risotto, der wie Linsengerichte gerne zum Jahresende gegessen wird. Normaler Risotto ist im event bereits gekocht worden.  Die Gesundheit ist uns teuer, also legen wir noch einen Zacken zu und kochen schwarzen Reis, the new cancer superfood. Der wird seit 1997 auch in Italien kultiviert unter dem Namen riso venere, Venusreis. Ursprünglich stammt dieser Reis aus China. Schon 2800 v.Chr. wurde er in weiten Teilen des Landes angebaut und war, einer Legende zufolge, den Kaisern vorbehalten.

Garten-Koch-Event Dezember 2010: Granatapfel [31. Dezember 2010]

Zutaten
für den Reis:
160 g Riso venere, schwarzer Reis
2 Elf. Risottoreis (Carnaroli)
1 Schalotte
3 dl Gemüsebrühe, schwach gesalzen
2 Elf. Butter
Salz, Pfeffer
3 Thymianzweiglein (tiefgefroren)
1 ganzer Granatapfel, die roten Kerne

für die Karottencreme: nachempfunden der marokkanischen Karottensuppe von Chili&Ciabatta
150 g gelbe Karotten
2 dl Gemüsebrühe
1 Elf. frische Butter
1 kleine Zwiebel
1/2 Tlf. Kreuzkümmel
1 Tlf. Honig
ein Spritzer Zitronensaft
1 Prise Piment

Risotte venere con melograno 0_2010 12 15_1187
das Strahlen rotglänzender Rubine

Zubereitung
Aus schwarzem Reis kann man im Grunde genommen keinen Risotto kochen. Der Reis ist nur entspelzt und nicht wie üblich geschliffen. Daher braucht er zum Garen viel länger, bleibt kochfest und behält einen knackigen Biss. Um dennoch eine gewisse Cremigkeit hinzukriegen, lasse ich 2 Elf. weissen Risottoreis mitkochen. Durch die lange Garzeit zerkocht dieser vollständig (mein Trick).
(1) Eine Stunde vor Kochbeginn den Reis mit etwas heissem Wasser überdecken und zum langsamen anquellen stehen lassen. Das verkürzt die Kochzeit um ca. 15 Minuten.
(2) Die fein geschnittene Schalotte in 1 Elf. Butter glasig dünsten, dann den schwarzen Reis samt Einweichwasser, sowie den weissen Reis zugeben. Unter gelegentlichem Rühren die verdampfte Flüssigkeit durch Gemüsebrühe ersetzen. (Ungleich wie bei einem normalen Risotto muss nicht andauernd gerührt werden). Nach einer halben Stunde die Thymianzweiglein zugeben.
(3) Nach ca. 45 Minuten sollte der Reis al dente sein. Den Risotto auf eine etwas festere Konsistenz einstellen. Die Thymianzweige herausfischen und den Risotto mit einem Elf. Butter, Salz und Pfeffer abschmecken. Zuletzt etwa 2/3 der Granatapfelkerne unterrühren.

Risotte venere con melograno 1_2010 12 15_1180
umrühren, fertig

In der Zwischenzeit die Karottencreme zubereiten:
(4) Zwiebel in der Butter glasig dünsten, die feingeschnittenen Karotten kurz mitdünsten, mit der Gemüsebrühe ablöschen und während ca. 20-30 Minuten auf kleinem Feuer weichkochen.
(5) Den Kreuzkümmel in einer kleinen Pfanne rösten, bis er duftet. Abkühlen lassen und fein mahlen oder mörsern.
(6) Die Karotten vom Herd nehmen und mit dem Pürierstab glatt mixen. Mit Honig, Zitronensaft, Kreuzkümmel, Piment, Salz und Pfeffer abschmecken.

für den Finish:
2-3 Elf. der Karottencreme in die Mitte des Tellers geben. Einen Stahlring drauflegen, und den Reis in den Ring füllen. Etwas andrücken, Ring hochziehen und mit den restlichen Granatapfelkernen garnieren.

Anmerkung
Frau L. hat die Nussigkeit zusammen mit dem Thymian ausgezeichnet geschmeckt. Zwischendrin die im Mund platzenden, schwach süss-sauren Kerne. Mir hats auch geschmeckt, aber ich bin damit weder jünger noch sonstwas geworden. Die Kombination mit der Karottencreme muss nicht unbedingt sein. Ich wollte erst einen weissen Schaum dazu machen (Venus, die Schaumgeborene) musste das Vorhaben aber mangels Zutaten umdisponieren. In Oesterreich Ansässige können ja mal schauen, ob sie die von Elisabeth empfohlenen, slowenischen Wildgranatäpfel finden. Die Verknüpfung von Sandro Botticelli mit schwarzem Reis habe ich dem Blog lovelycake entliehen.

40 Kommentare zu „Riso Venere con Melograno oder der Jungbrunnen der Venus“

  1. Ich werd‘ mit schwarzem Reis nicht warm, aber die Idee, richtigen Risotto-Reis darin zu zerkochen, ist gut 🙂
    Ein schönes Wochenende für Euch!

  2. Mir geht’s wie Mestolo, ich gewöhne mich nur sehr langsam an den schwarzen Reis. Aber toll schaut’s aus.

  3. Wahnsinn, die Farben!! Das muss ich alleine schon wegen dem Aussehen ausprobieren. Jaja, letztendlich kommt es auf die inneren Werte an, ich weiß… 😉

  4. Mit dem Reis könnte ich mich anfreunden, den mag ich in jeder Farbe und Version. Allein mit den Granatapfelteilchen habe ich meine Probleme. Mag ich überhaupt nicht.

  5. Ich bin überhaupt kein Fan von Granatäpfeln; der Rest vom Gericht sieht aber verführerisch aus. Zumindest für jemanden, der schwarzen Reis nicht kennt und deshalb erwartet, daß er wie gewöhnlicher Risottoreis schmeckt.

  6. Nachdem schwarzer Reis uns letztes Mal übel mitspielte (nach 1,5 Std. garzeit war er immer noch steinhart), werden wir mal Deine Variante probieren. Poletto kombiniert ihn übrigens mit Mandelschaum.

  7. Auch bei mir ist Granatapfel-Zeit – in allen Variationen – ich ess‘ die Kerne morgens schon im Joghurt, anschliessend frisch gepresst als Saft mit Orangen, und dann evtl. später noch über’m Salat. Selbst die Duschcreme findet sich bei mir im Bad – Grüße an Frau L. 😉

  8. habe die wildgranatäpfel schon in wiener biosupermärkten (maran) gesehen. allerdings scheint’s laut produzenten ernteprobleme in bosnien/herzegowina zu geben, man bekommt aber in bioläden/-supermärkten sowieso auch bio-granatäpfel.
    ich liebe ja den geschmack und die konsistenz von granatapfelkernen, vor allem in libanesischen gerichten (gebratene melanzani!).
    liebe grüße an frau l., die zugeörige handcreme ist auch super, vor allem im winter.

  9. durch die ungewohnte Konsistenz ist der schwarze, aber auch der rote Reis schon etwas gewöhnungbedürftig. wert, damit zu experimentiern, ist er allemal.
    Hübsch aussehen tut es in jedem Falle.

  10. @Mestolo:
    @Nathalie:
    ich mach ihn nicht oft, aber der nussige Geschmack gefällt uns.

    @Claus: ich hätt lieber Kohlrabischaum dazu gehabt.

    @Christina: ob das Gelb zum Rosa passt ? Hach, jetzt hab ichs. Rote Bete !

    @the rufus: honny soit qui mal y pense.

    @nata: muss mich schliesslich für das Schweizerkreuz unter deinen Mailänderli revanchieren.

    @DerSilberneLöffel: Hier, wie auch in den meisten Rezepten sind Granatapfelkerne nicht viel mehr als hübsche Dekoration. Vielleicht probier ich mal eine Sauce Cumberland und ersetze den Johannisbeergelee durch Granatapfel.

    @Rosa: other name of the rice: the forbidden rice.

    @Sivie: ich mach so gerne bei events mit 🙂

    @Irene: Grüsse zurück.

    @Hesting: nein er schmeckt nussig und bleibt ziemlich bissfest.

    @Susa: das ist auch meine Erfahrung. Der Reis hat viel länger um gar zu werden, als auf den Packungen angegeben ist. Mandelschaum ist weiss, gute Idee.

    @Sabine: 🙂 mir riecht die Kosmetiklinie zu vanilllig. hab lieber Lavendel.

    @katha: in Gerichten der Nahost-Region kenne ich mich gar nicht aus. Die Handcreme steht auch bei uns bzw. ihr. Danke, werds ausrichten.

    @Suse: als geübte Vollkorn-Körneresser haben wir damit keine Probleme 🙂

  11. Das Gericht nehme ich sofort und verspeise es vor dem Gemälde Botticellis. Alles dabei was ich sehr gern mag: Granatapfel, Reis und eben das Gemälde, welche als Postkarte auf meinem Schreibtisch steht. 😉

  12. Wunderschön, viel zu schön zum essen. Dazu noch Botticelli und Weleda. Wo soll das enden?

  13. Die Farbkombi ist jedenfalls schon mal der Knaller, das Auge ißt ja bekanntlich mit… Die Duschcreme ist übrigends ebenfalls in meinem Besitz. Granatäpfel scheinen anscheinend äußerlich und innerlich der Hit zu sein! 😉

  14. „Die Geburt der Venus“ von Botticelli hängt im James-Bond-Film „The Spy who loved me“ bei Stromberg auf der Atlantis vor dem Fenster zum Aquarium mit dem Hai.

    Der Reis sieht wunderbar aus. Ich sehe, Du hast auch so Geschißförmchen, um schöne Türmchen aus Reis zu machen, damit die Fotos schön aussehen. 🙂

  15. Das heisst der Reis wurde nicht mit Tinte gefärbt sondern ist wirklich schwarz ? Ausschauen tut es ja sehr „fremd“ aber ich glaube ich werde nicht daran vorbeikommen das auszuprobieren. Nur muss ich ihn mal erst bekommen.

  16. @anies’s delight: in Museen ist das Essen mitgebrachter Speisen untersagt. Deshalb die Postkarte 🙂

    @Elisabeth: mit Granatäpfeln ? und ich dachte mit einem Badetuch. Danke für den link, in der Schweiz gibts die bosnischen Früchte leider nicht.

    @Buchfink: wo das endet ? bei einem Salamibrot und einem Glas Bier. Wie immer.

    @Sylvia: wie schon erwähnt, Lavendel ziehe ich vor. Blau-violett ist auch schön.

    @azestorou: als ich den Film vor langer Zeit gesehen hatte, war ich offenbar durch anderes abgelenkt. Ohne meine Förmchen kann ich nicht kochen 🙂

    @barcalex: Natur sieht der Reis schwarz aus. Beim Kochen wird er schwarz-violett

  17. Welch überschäumende Sinnlichkeit mich hier erwartet, wo ich nach Wochen mal wieder reinschnuppere. Leider bin ich zwischen den tagen nur allzu kurz im schönsten aller Dreiländerecke, sonst wäre ich mal heimlich an deinem Küchenfenster vorbeigeschlichen 😉

  18. @kekstester: vor meinem Küchenfenster sind bislang nur Katzen und Marder vorbeigeschlichen. Und das nur Nachts 🙂 Die Spuren im Schnee haben sie verraten.

    @Lillebi: Risotto kann man unendlich variieren. Deshalb ist er so beliebt.

  19. Von mir auch einen Gruß an Frau L. – ich greife auch gerne zu den abgebildeten Produkten, auch wenn ich mit Mitte 30 eigentlich noch nicht ganz an der Reihe für so etwas bin. 😉 Aber es duftet so wunderbar.
    Ich mag den Granatapfel und daher ist das Rezept mit in meine Lesezeichen gewandert.

  20. grad eben nachgekocht, zum verbrauchen des Vorrats an Riso Venere, von dem ich doch zuviel eingekauft habe. Fazit: Umwerfend!

    Geniale Idee, noch etwas Risotto-Reis zuzumischen (ich hier: Arborio). Die Karotten-Creme habe ich mit noch ein paar mehr Gewürzen in Richtung Marokko getrimmt, und meine, die Kombi muss sein, lasst die Karotten nicht weg..

    Dazu gabs einen (fixfertig vorbereiteten) Güggeli-Braten mit Füllung aus getrockneten Tomaten aus Mägenwil. Kurz angebraten, dann sanft im Backofen gegart, nicht nachher noch pochhiert.
    Die sonst permanent motzende Frau B. war für eine ganze geschlagene Stunde stumm …

    Feines Rezept….supergute Idee

    Herzliche Grüsse und die besten Wünsche für die kommenden Festtage und das kommende Jahr.
    Ruth und Heinz Bühler

  21. @Hilke: auch mitten in der Jugendblüte darf man sich die Sinne inspirieren lassen… 😉

    @Heinz B.: Danke fürs nachkochen und die guten Wünsche. Gut hat Frau B. ihre Sprache wieder gefunden, mir ist immer gschmuech, wenn hier so ein Fall eintritt 🙂 Sind die Güggeli aus Mägenwil so gut wie berühmt ? Hab noch nie eins gegessen.

  22. Wir mögen den riso venere am Liebsten, von allen Reissorten. Ich koche ihn in 12 Minuten im Schnellkochtopf. Dann ist er auf den Punkt genau gar.

      1. aber damit wird der Trick mit dem zusätzlichen Risotto-Reis schwieriger. Gelegentlich umrühren geht beim Schnellkochtopf nur mit wirklich exotischem Sonderzubehör … hat nicht jeder. ;-))

  23. Solidarische Grüße an Frau L. – die Handcreme ebenjener Marke liebe ich auch. Und neuerdings nutze ich auch das passende Duschgel. Für die Kosmetik wird übrigens das Öl nur aus dem harten inneren Kern der Granatapfelkerne verwendet.
    Saft aus der roten äußeren Hülle gibt es neuerdings in unserem Supermarkt – und ist sofort zu einem meiner Lieblingssäfte geworden.
    Granatapfelkerne frisch aus der Frucht kenne ich vor allem in süßen Gerichten. Aber die Kombi mit Reis (oder Salat, wie ich anderorten gesehen habe) muss ich mal probieren.

  24. Huch, ich dachte, ich hätte schon einen Kommentar dagelassen? Nun, dann wohl nicht.

    Eigentlich kann mich den lobenden Vorrednern nur anschließen: tolle Optik, geniale Technik (mit den verschiedenen Reissorten) und bestimmt auch super Geschmack…

    Liebe – wie immer beeindruckte – Grüße und noch einmal ein schönes neues Jahr, Sus

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.