Weinrallye 44: Die Rhône – der Fluß, der Wein, die Winzer

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Gigondas 2007, Tardieu-Laurent, im Glas

weinrallye_200 Weinrallye. Christoph von originalverkorkt sammelt Beiträge über Rhoneweine, das älteste Weinanbaugebiet Frankreichs. Kaum ist die Rhone im Oberwallis ihrem Gletscher entsprungen, darf sie schon an Reben vorbeifliessen. Obwohl auch im Wallis erfreuliche Rhôneweine erzeugt werden, zählen sie nicht zur Appellation Côtes du Rhône. Die Weine der Côtes du Rhône begleiten den Fluss an beiden Ufern auf seinem rund 200 km langen Lauf von Lyon bis Avignon. Tief unten, hinter Orange, kurz vor Avignon, liegt Gigondas, ein Ort im südfranzösischen Département Vaucluse. Im 1958 erschienen Buch von André Simon: „Die grossen Weine von Frankreich“ sucht man Gigondas vergeblich. Vor 50 Jahren mag man Gigondas tatsächlich zum aufhübschen von Bordeauxweinen verwendet haben. Mittlerweile hat sich hier aber einiges geändert. 1966 errang der Wein den Status der Côtes du Rhône Villages. 1971 erhielt die Gemeinde eine eigene Appellation d’Origine Contrôlée Gigondas AOC. Die Rebfläche erstreckt sich auf rund 1300 Hektar. Die Weine sind einem guten roten Châteauneuf-du-Pape recht ähnlich. Obwohl (oder weil ?) die Reben auf einer dünnen Erdschicht mit vielen Steinen wachsen, haben sie eine tiefe Farbe und einen charakteristischen Auftritt; sie halten jahrelang, ohne viel von ihrer Qualität einzubüssen. Weswegen ich Rhoneweine  selten trinke, liegt an ihrem Alkoholgehalt, der in der Rhône-Ebene aufgrund heisser und trockener Sommer und  gütiger  Mithilfe der Winzer bis zu 15% erreichen kann.

Seit Jahren benutze ich einen roten Gigondas als meinen Allerwelts-Kochwein. 13.5% Alkohol. Der steht mit dem Zapfen verschlossen oft wochenlang im Kühlschrank, wird mit öffnen und schliessen der Kühlschranktüre kräftig geschüttelt, ohne mir das übel zu nehmen. Die Flasche kostet (in Aktion) sFr. 9.90. Importiert als Fassware, wird er in Basel vom Konsi, dem orangenen Riesen, abgefüllt. Das Chateau St. André (die Ernte wird m.W. an Händler verkauft) gibt sich diskret. Internetauftritt besitzt es keinen.

Da ich aber an einem Weinrallye keinen Kochwein vorstellen kann, habe ich mir eine Flasche eines edleren Gigondas gekauft.

mein Wein:

Gigondas AOC Vieilles Vignes Tardieu Laurent, 2007
Rebsorten: 75% Grenache, 20% Syrah, 5% Mourvèdre und Cinsault
Das Alter der Reben beträgt: Grenache: 60 Jahre. Syrah, Mourvèdre und Cinsault : 35 Jahre
Alkohol: 14,5 %
Ausbau: neue und einmal gebrauchte Eichenfässer
Preis: um die 45 sFr.

Ausgeprägtes Rubin. Himbeeren und Zwetschgen in der Nase, dahinter ein verhaltenes Toasting. Würziger Auftakt, viel schwarze Frucht, Aromen der provenzalischen Garrigue, gut eingebundene, feine Tannine, druckvolles, langes Finale.

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Und dann hat mich der Teufel geritten. Ich konnte nicht widerstehen zum Kühlschrank zu gehen, ein halbes Glas meines Kochweines danebenzustellen. Etwa vor einer Woche mag er geöffnet worden sein. Kühlschrankkalt. Ein unfairer Vergleich. Dazwischen liegt eine Welt, gewiss, aber nur eine kleine. Mein Kochwein ist weder schlecht, noch fällt er gegenüber dem Spitzenwein dramatisch ab. Er hat einfach von allem etwas weniger. Kein schlechtes Zeichen für einen Kochwein.

Heute Samstag, 30. April und Morgen, 1. Mai findet übrigens in der Deutschschweiz zum dritten Male der Tag der offenen Weinkeller statt.  Dabei lassen sich bestimmt die meisten der Weine unter 15% Alkohol einordnen, auch wenn das Signet der Veranstaltung anderes suggeriert.

11 Kommentare zu „Weinrallye 44: Die Rhône – der Fluß, der Wein, die Winzer“

  1. Kochweine sollten grundsätzlich nicht allzu schlecht sein – man will ja schließlich auch mal zwischendurch nippen.

  2. Ich halte es mit dem Kochwein auch wie Nathalie, ein Schlückchen ins Essen und ein Schlückchen für die Köchin 😉

  3. Tja, der Kochwein bei uns wird von solchen Flaschen genommen, aus denen man nicht einmal mehr Mischungen herausbekommt – das ist also Dein Geheimnis 😉

  4. Tardieu-Laurent ist immer eine sichere Bank. Gigondas hatte ich von ihm noch keinen. Meine Schwester bringt jedes Jahr zu Ostern einige Flaschen Gigondas vom Urlaub mit. Bisher hat mich noch keiner so richtig begeistert, i. G. zu manchen Ch9dP (allerdings auch in einer anderen Preisklasse).
    Als Kochweine wuerden Schwesters Mitbringsel allerdings sehr gut geeignet sein, durchaus auch fuer einen Koechinnen-Zwischenschluck.

  5. @Nathalie: was sich dank dieser Weinrallye zufällig auch herausgestellt hat.

    @Sabine: nur mit leichteren Gewächsen. Nach einem Glas mit 15% Alkohol kann ich nicht mehr kochen.

    @the rufus: von nichts kommt nichts.

    @Eline: was mir nicht schmeckt, wandert rigoros in den Kochweinvorrat 🙂

  6. Gigondas als Kochwein, nicht schlecht. Ich hab dafür immer einen 10l-Weinschlauch Corbières im Schrank, der schmeckt selbstverständlich auch außerhalb der Küche ganz gut. Schönes Foto!

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