CH-6710 Biasca: Chiesa San Pietro e Paolo

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himmelan

Wer in Biasca in den Himmel will, muss sich auf einen steilen, steinigen Weg gefasst machen. Auf halbem Wege versuchte mich eine 1 Meter lange Schlangenschleiche -immer 20 cm abziehen, ich hatte kein Messband dabei- zu verführen und vom geraden Weg abzubringen. Nach dem ersten Schreck rief ich ihr ein „Vade retro Satanas! zu und bin mutig weitergestapft. Die Schlange wich in ihr Versteck in einer Mauerspalte. Nach dem guten Mittagessen im Ristorante Stazione in Lavorgo (siehe den Besuch von Sabine) hätte ich ohnehin keinen Apfel mehr essen mögen.

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Biasca, Chiesa San Pietro e Paolo

Aber ich habs geschafft, bin oben angekommen. In der Kirche Sankt Peter und Paul in Biasca. Den Ort in der untern Leventina muss man sonst nicht kennen, deshalb fahren wohl auch alle Italienfahrer daran vorbei.

Die romanische Basilika ist durch fünf Paare quadratischer Säulen in drei Schiffe aufgeteilt und entspricht in ihrem Grundriss einer frühchristlichen Basilika. Die hohen Wände des kargen Mittelschiffs sind fensterlos, die Seitenschiffe sind durch schmale Bogenfenster gegliedert. Die Kirche wurde an einen steilen Felshang gebaut, dadurch steigt der Boden gegen den Chor hin an. Diese natürliche Bodenneigung ergibt eine verblüffende, gewaltige Raumwirkung.

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Oben Gott, unten Volk, wie sich das gehört

Die heutige Gestalt der bergseitigen östlichen Partie geht auf das 12. Jahrhundert zurück: Je das letzte Joch auf jeder Seite wurde mit einem Kreuzgewölbe überdeckt. Die schachbrettartigen Grisaillemalereien in den Kreuzgewölben stammen aus dem 13. Jahrhundert.

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Löwe mit Schlange, Katze mit Vogel

Die zahlreichen Fresken auf Wänden und Pfeilern stammen mehrheitlich aus dem 15. Jahrhundert. Einige lassen sich ins 17. Jahrhundert datieren.

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Werk des Antonio de Tradate, Ende 15. Jhdt.

Das Abendmahl wurde gegen Ende des 14. Jahrhunderts gemalt. Karg die Speisen, verglichen mit unserem Mittagsmahl.

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auf dem Tisch Ringbrot (oder Willisauer-Ringli ?)

Um einiges älter sind einzelne romanische Figuren, zB. dieser freundliche Herr. Nur der Herr mit der Handorgel und der Gelfrisur scheint neueren Datums zu sein.

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Archaische Frontal-Relieffigur, romanischen Ursprungs
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Schacher Seppli mit der Handorgel ?

Nach Hause gings über den Lukmanier. Angenehm, wenn man sich bei der Fahrt an den Randsteinen Richtung Hause orientieren kann. Die vielen Eindrücke machen einen ganz seh-trunken.

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Randsteine an der (alten) Lumanierstrasse

Quelle: wiki

19 Kommentare zu „CH-6710 Biasca: Chiesa San Pietro e Paolo“

  1. Das nenn‘ ich Arbeitsteilung. Danke, dass Du da hoch geklettert bist 😉

    Ich wünsche Dir und Frau L. wunderschöne Pfingsttage und Euch und uns weiter solch schöne Ausflüge.

  2. Herren in modischer Haartracht, ausgestattet mit Sackpfeife und Radleier – es handelt sich vermutlich um eine hochmittelalterliche Darstellung der Heiligen Johannes, Paulus, Georg und Ringo.

  3. Wenn man auf der Homepage der Gemeinde die Seite „Turismo“ anklickt, dann kommt „Not Found“. Wahrscheinlich ist Biasca als Reiseziel noch nicht so schrecklich überlaufen.

  4. Dem Grasbewuchs nach zu urteilen zieht es nicht sehr viele Menschen zur Kirche hinauf, also Danke, dass du uns mitgenommen hast.

  5. Es ist doch gut, wenn man sich mit einer Tessiner Schlangenschleiche auf italienisch unterhalten kann und diese diese Sprache dann auch noch versteht. Der Tessiner Granit ist unwiderstehlich und wenn man dann noch mit dieser wunderbaren Kirche belohnt wird, vergiißt man auch sogleich die schröcklichen Gefahren, deren man unterwegs ausgesetzt war.Schöne Pfingsten!

  6. Wir machten mal den Fehler, den Kater mit in die Ferien zu nehmen, auf ein Landhaus in den umbrischen Hügeln. Der brachte dann von Jagdexkursionen auch mal eine Blindschleiche mit. Wohlerzogen legte er sie uns vor die Schlafzimmertür, mit Bitte um Zubereitung.

  7. @Sabine: Arbeitsteilung nur was das Berichten anbetrifft. Essen tue ich meine Portionen schon selber 🙂

    @bee: deswegen guckt er so starr ins Kirchenschiff.

    @nata: das ist auch gut so, auf diese Weise kann man noch Orte besuchen, an denen einem kein Tourist über den Weg läuft.

    @Sivie: die Ziegen dürfen die Treppe nur einmal monatlich abgrasen.

    @Buchfink: Eine gebildete Schlange versteht die lingua latina. An Pfingsten sind die Versuchungen besonders vielfältig, Kalbshaxen, Spätzle, Schokotörtchen. Diesmal konnte ich nicht widerstehen.

    @duni: was war daran falsch ? Kater brauchen auch mal Ferien und lieben Abwechslung im Speiseplan.

  8. Schön, daß Du immer noch Orte in der Schweiz findest, die wir noch nicht kennen.
    Habt einen schönen Pfingstmontag!

  9. Wo es dich immer wieder hinverschlägt… in geradezu himmlische Höhen 🙂 und du widerstehst der Versuchung… zumindest fast immer 😉

  10. *Die Schlange wich in ihr Versteck in einer Mauerspalte. Nach dem guten Mittagessen im Ristorante Stazione in Lavorgo hätte ich ohnehin keinen Apfel mehr essen mögen.*
    Er macht mir einfach Freude Dein Blog. Und neben dieser Sinnesfreude für die Augen ist es dieser selten intelligente Humor, dieser Bildungshumor ohne Snob zu sein, der mir immer und immer wieder gefällt! Schön!

  11. Du bist ja ein richtiger Reiseonkel ;o) Du findest immer wieder wunderschöne Orte , deine Fotografien sind Klasse und deine Bericht liest sich sehr gut , als wenn man dabei gewesen wäre … nur weiter so ;o)
    Das freut die „ZuHauseGebliebene“

    Lg Kerstin

  12. Was man doch in solchen ‚kargen‘ Örtchen für Schätze findet. Ins biascatal hab eich auch schon mal hineingeschaut (meine ich mich zu erinnern). Es ist lange, lange her.

    1. es liegt uns halt schon näher als Dir von Köln aus. Teils lass ich mich vom Internet, teils durch persönlichen Augenschein leiten.

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