Pêche Melba, der Pfirsich und die göttliche Stimme

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Pfirsich Melba. Eine Kreation von Auguste Escoffier zu Ehren der Operndiva Nellie Melba (1861-1931). Jahrelanger, extensiver Einsatz von Dosenpfirsichen hat das Dessert etwas in den Hintergrund gedrängt. In Restaurants wird es kaum noch serviert. Die jungen Köche wissen ohnehin nicht, wer Nellie Melba war. Die Kulturhistorikerin Petra Foede gibt in ihrem Blog Kaffeeklatsch einen kurzen Abriss über das Leben der Sängerin und die Legende um das berühmte Dessert. Lesen !

Nellie Melba begann ihre Karriere als Koloratursopran und wandelte sich zum lyrischen Sopran mit einem einzigartigen, man ist versucht zu sagen, göttlichen Klang. Die Schönheit, die glanzvolle Kraft, die klangliche Reinheit der Intonation, die Mühelosigkeit der Tonemission, die ebenmässig schwingenden Triller, die beinahe trompetenhaft durchdringende Intensität ihrer Stimme können uns Menschen noch heute begeistern, obwohl wir sie nie in Natura gehört haben.

Ihre ersten Plattenaufnahmen machte sie 1904, im Alter von 42 Jahren, in einem Alter, in welchem sich bei hohen Sopranen gerne erste Schatten auf den Glanz der Stimme legen. Nicht bei Nellie Melba. Als Tonbeispiel habe ich mir unter dem Angebot in youtube die 1910 aufgenommene Arie „pleurez mes yeux“ aus der selten gespielten Oper Le Cid von Jules Massenet herausgesucht. Hören !

Mein Rezept stammt, frei interpretiert, aus dem Mendelssohn Club Cook Book (1909). Andere Rezepte bei Stuttgartcooking oder Petra Foede.

Zutaten
für 2 Personen
für die Pfirsiche:
2 reife, weisse Pfirsiche
100 ml Weisswein (ich nahm einen geöffneten Rosé)
200 ml Zuckersirup 20% (Läuterzucker)
1 Vanilleschote
2 Löffelbiskuits
ein paar geröstete Mandelblättchen

Vanille-eiscreme
ein paar frische Himbeeren
Pfefferminze

für den Himbeercoulis:
100 g Himbeeren (frisch oder TK)
20 g Puderzucker
1 Tlf. Grand Marnier
1-2 Tlf. Zitronensaft
1 Msp. Johannisbrotkernmehl zum Andicken

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Schulterfrei

Zubereitung
für den Himbeercoulis:
(1) Die Himbeeren mit einer Gabel zerdrücken und den Puderzucker, den Zitronensaft und den Grand Marnier zufügen. 30 Minuten stehen lassen. Dann durch ein Sieb passieren, ggf. mit Johannisbrotkernmehl leicht andicken und kalt stellen.

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keine Dosenware

für die Pfirsiche:
(2) Die Pfirsiche etwa 30 Sek. in kochendes Wasser legen, in kaltem Wasser abschrecken, häuten, halbieren und den Kern entfernen. Weisswein, Grand Marnier, Zuckersirup und Vanilleschote in einen Topf geben, aufkochen und etwa 3 Minuten kochen lassen. Hitze reduzieren, Pfirsiche hineinlegen und abgedeckt gut 5 Minuten pochieren. Vom Herd nehmen, wenden und noch ein paar Minuten ziehen lassen. Herausnehmen, abkühlen lassen und mit dem Eis und dem Himbeerpüree servieren.

für den finish:
Die Löffelbiskuits grob zerteilen und in ein Glas geben. Eine Kugel Vanilleeis drauflegen. Zwei Pfirsichhälften an die Eiskugel legen und mit dem Himbeercoulis dick überziehen. Mit frischen Himbeeren, Mandelblättchen und Pfefferminze garnieren.
Essen !

Mein musikalischer Beitrag an den Gartenkochevent von sus

Garten-Koch-Event Juli 2011: Pfirsich [31.07.2011]

29 Kommentare zu „Pêche Melba, der Pfirsich und die göttliche Stimme“

  1. Bis jetzt han‘ i au immer zu de Biggse glängt. Da wird jetzt ändere. Sälscht wenn‘ s „nur“ falschi Stiereauge – mit gääle Pfèèrsig und gschwùngenem Nyydel – git.
    P.S. Dr erschti Helge isch zem Abgneie. So scheen !

  2. Ich kann dem Basler Geflügel nur zustimmen: Dr erschti Helge isch zem Abgneie. So scheen!

    liebe Grüsse vom Muger

  3. Oh, jetzt bist du mir zuvor gekommen – den Pfirsich Melba wollte ich auch zum Pfirsich-Event einreichen. Hmmmm, dann halt 2 Versionen, n’est-ce pas.
    Und ist das schön, eine klare schöne Stimme. Kein Wunder, dass eine Sängerin als Muse geküßt hat – geht doch der Gesang durchs Ohr direkt ins Innere.

  4. Schade, dass es keine besseren Tondokumente aus der Zeit gibt … in 50 oder 100 Jahren werden die Menschen Sänger unserer Zeit noch immer recht „original“ hören können.

  5. Manchmal geht nichts über Dessert-Klassiker und gute Stimmen. Die weißen Pfirsiche sind leider bei uns sehr schwer zu bekommen, dabei sehr aromatisch – ich glaube, da muss ich einen Baum pflanzen.

    Und noch ein perfekter Beitrag für den Event. Klasse!

  6. Manchmal bist du fast ein bisschen gemein…..= uns sooo was Leckeres zu zeigen und wir können nicht kosten! 😦

  7. Leider gibt das Internet nichts über das Wort „Helge“ her, aber wenn es „Bild“ bedeutet, kann ich nur zustimmen: Das erste Photo ist wirklich einmalig! Man möchte glatt mit dem Löffel in den Monitor stechen. 🙂

    Liebe Grüße, Sus

  8. @Basler Dybli: grüss mir DelMonte bzw. Libby’s.

    @der Muger: Du lernst hier sogar Baseldytsch.

    @Micha: das macht doch nichts, jede Version ist wieder etwas anders. Musik braucht nicht verdaut zu werden.

    @the rufus: als Sammler alter Aufnahmen hört man das Gekratze gar nicht mehr 🙂

    @Rosa May: invented in London.

    @Barbara: die weissen Pfirsiche sind hier immer erhältlich, aus Frankreich. Das Problem ist nur, reife, saftige zu kriegen.

    @Freundin: einen frischen, saftigen Pfirsich esse ich viel lieber als solch ein Dessert 😉

    @Eva: Du weisst doch, dass ich Süsses nicht besonders mag. Ich musste mich dafür geradezu aufopfern und hätte gern was davon abgegeben.

    @Sus: Helge ist tatsächlich Baseldytsch für «Bild».

    @Christina: mit einer Spur Erotik wurgelt sich sogar ein süsses Dessert leichter hinunter.

  9. Wunder-voll wieder… danke! So viel interessante Info, das wusste ich auch nicht…
    Und die verführerischen schulterfreien Fotos 🙂 einmalig gut!

  10. Ein wunderschönes Foto, wie gemalt. Herzlichen Dank für die nachdrückliche Leseempfehlung. Du solltest zu meinen Texten am besten immer die Rezepte liefern, dann hätten die Leser meines Blogs gleich die perfekte Umsetzung und müssten nicht mit meinen stümperhaften Versuchen vorlieb nehmen 😉

  11. Ich habe eine viel schlechtere Aufnahme von der Melba auf einer CD – vielen Dank für den Hörgenuss. Natürlich muss man bei so alten Tondokumenten gerade bei Sopranen in Kauf nehmen, dass die Stimmen sehr kindlich klingen und nicht an das Original heran kommen (Caruso kommt da mit seinem baritonalen Tenor weit besser rüber). Trotzdem bekommt man eine Ahnung von der herrausragenden Qualität dieser Stimme und dem einzigartigen Ausdruck.

  12. Na, das sind ja ganz ungewöhnte Befehle hier….LESEN! HÖREN! ESSEN!
    Lesen und Hören geht ja noch ganz flott, aber ESSEN!, da mußt Du mir schon Genaueres mitteilen: Tag, Uhrzeit….und schon bin ich da! 😉

  13. @Elisabeth: nicht umsonst spricht die Schönheitswerbung von Pfirsichhaut 🙂

    @Sivie: so gehts uns doch immer. Eigentlich wollte ich einen Pfirsichschaum mit Walderdbeeren machen, die waren aber auch aus.

    @Petra Foede: aberaber, wer deine Texte liest, braucht doch keine Bilder.

    @Toni: darum haben sie den Status als Klassiker.

    @Eline: das ist bei den akustischen Aufnahmen leider so. Bei dieser Aufnahmen von 1910 dürfte es sich um eine technisch überarbeitete Version handeln.

    @Klärchen Kompott: egal nach welcher, Klassiker sind nicht umzubringen 🙂

    @Hanne: auf militärische Befehle gibts keine Verhandlungen, nur die Antwort: Jawoll !! 🙂

  14. Gelesen!
    Gehört!
    Ach, nach mir soll auch ein Eisbecher oder ein Würstel benannt werden. Ich singe leider nur mäßig, kann schlecht auswendig Gedichte rezidieren, soll manchmal aber ganz gutes Theater aufführen. 😀 (Ich sollte mich um eine eigene Küchenkreation kümmern. Wer weiß, wann ich ENDLICH entdeckt werde?) 😀

  15. @entegut: Eisbecher entegut ? wenn Du willst, kreiere ich einen für Dich, den es auf dieser Erde noch nicht gibt 🙂

    @Epicurea: noch lieber habe ich die Blutpfirsiche, die waren noch nicht soweit.

    @Nathalie: die waren gelb und süss 😉

  16. Am Wochenende habe ich auch weiße Pfirsiche auf dem Markt gefunden. Und habe einen Pfirsich-Johannisbeer-Kuchen damit gebacken. Hätte ich Dein verlockendes Rezept vorher gehabt, hätte ich sie als Pêche Melba selbst gegessen und meinen Gästen nur einen Johannisbeerkuchen serviert 😉

  17. @Ute-S: deine Gäste werden Dich auch so lieben.

    @entegut: bin schon auf der Suche nach einer kleinen, gelben Ente für obendrauf.

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