CH-8213 Neunkirch: Mitten im Klettgau

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Das Obertor von 1574. Das Untertor wurde nach einem Brand geschleift.

Unser Wochenausflug führte uns ins liebliche Klettgau. In das Landstädtchen Neunkirch. Der Name weist auf die Nüwenkilch, die neue Kirche, die im 12. Jhdt. auf einem karolingischen Vorgängerbau ausserhalb des Städtchens auf einer Anhöhe erstellt wurde, hin. Nicht etwa auf auf neun Kirchen. Dafür ist die Gemeinde zu klein.

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Giebel des Gemeindehauses und Brunnen mit dem Hoheitszeichen der Stadt

Zum ersten mal wird Neunkirch in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Rheinau erwähnt. Die Schenkung erfolgte während der Regierungszeit von König Ludwig (843-876). Danach verliert sich die Geschichte bis ins 12. Jahrhundert im Dunkel. Ende des 13. Jhdts. wurde Neunkirch durch Brand oder Krieg zerstört. Bischof Eberhard von Waldburg kaufte die Vogtei Neunkirch und gründete unmittelbar nach 1260 das heutige Städtchen als militärischen Stützpunkt seiner Klettgauer Besitzungen.

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Gemeindehaus

Noch heute ist der alte Stadtkern, ein Rechteck von 256 x 138 m, in den Strassen und an den Häusern ablesbar. Vier Hauptgassen: Hintergasse, Vordergasse, Mühligasse und Herrengasse, einst rundum umgeben von einer an die Häuser angebauten Stadtmauer, davor ein Graben. Wegen der Konkurrenz des nahegelegenen Schaffhausen blieb die Entwicklung des Städtchens aber früh stecken. Übliche Stadtrechte wie das Markt- und Münzrecht sowie ein freies Stadtbürgertum blieben ihr verwehrt.

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Oberhofgasse mit Brunnen

1440 fielen feindliche Truppen in das Klettgau ein und plünderten Neunkirch. Darauf schloss der Bischof von Konstanz ein Bündnis mit den Eidgenossen, worauf auch seine Besitzungen im Klettgau unter diesen Schutz kamen. 1499, nachdem Maximilian I. durch den Reichstag von Mainz die Reichsacht und den Reichskrieg gegen die Eidgenossenschaft verhängt hatte, kam es im Laufe des Schwabenkrieges zur Plünderungen der Stadt durch zürcherische Truppen.

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Mühlengasse

Mit der Reformation, 1525, endete die Herrschaft der Bischöfe von Konstanz über Neunkirch. Das verschuldete Bistum veräusserte Neunkirch an Schaffhausen.  Neunkirch wurde zu einer Schaffhauser Obervogtei, die rechtlich bis 1798 Bestand hatte.

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Oberhof, der bischöfliche Dinghof

Im Städtchen gibts ein gutes Restaurant. Das Gemeindehaus. Leider ist das Lokal im Juli und August geschlossen, so dass wir nach Diessenhofen in den Schupfen ausgewichen sind. Traumhaft schön gelegen. Die Küche, zumindest jene Abteilung die den Bistrotteil versorgt,  war leider nicht fähig, die schöne Lage des Lokals zu nutzen. Ein uraltbackener baked-potatoe, ein dünnes, nicht gerade zartes Entrecote, tiefgefrorene Kräuterbutter. Teuer. Lieblos. Muss nicht sein.

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Gasthof Schupfen
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Gasthof Schupfen, Blick Rheinabwärts Richtung Schaffhausen

Quelle: wiki

20 Kommentare zu „CH-8213 Neunkirch: Mitten im Klettgau“

  1. Richtig interessant ! Di Bricht mit dene – eimol meh – scheene Foteli hebt sich dytlig vom „troggene“ Bricht im Wiki ab.
    P.S. Zu Stofftischtiecher- und Serviette , wie uf em Bild, passt das Vorgsetzte iiberhaupt nit. I hät mi bestimmt maaslos ufgregt.

  2. Du zeigst mir ein neues Bild von Deutschland auf! Deutschland habe ich mit viel weniger schönen Ecken im Kopf ;)! Danke fürs Mitnehmen!

  3. Die schöne Schweiz, lieber Robert !

    Regnet es bei euch eigentlich nie, ich sehe immer nur Sonnenschein, bei uns geht hier in Sachen Regen seit Wochen die Post ab !

    Lass‘ es dir weiterhin gut gehen ! 8)

  4. Es ist schon erstaunlich, wie man mit der Zeit den Blick für die Schönheit seiner Umgebung verliert…ich bin ein Dorf weiter aufgewachsen und kenne Neunkirch sehr gut, aber deine Fotos haben mich erst grad wieder dran erinnert, wie schön es eigentlich ist!

  5. Möglich, dass sich die Region wegen ihrer reizvollen historischen Bauten schon auf Event-Tourismus umstellt – die Kartoffel gehörte bereits zur Convenience-Food-Linie „Original Habsburg“, gut durchgelagert und garantiert frei von überflüssigen Geschmacksstoffen 😉

  6. @Basler Dybli: der neue Koch hat schon seine Meriten, aber er war am Mittag nicht anwesend und sein Adlatus hat sichs einfach gemacht.

    @Micha: Neunkirch liegt in der Schweiz, was dein Erstaunen erklären mag. 🙂 Immerhin ist das andere Rheinufer in den letzten beiden Diessenhofener Bildern deutsches Hoheitsgebiet.

    @ultraistgut: wenns regnet bleiben wir immer zuhause 🙂

    @Vanessa: Hallau kommt auch noch dran 🙂

    @Margit Kunzke: die Schweiz ist für €-Besitzer mit der Krise etwas teuer geworden. Amerika ist billiger.

    @Rosa May: as long as you do not eat.

    @bee: Tage zuvor vorgekochte Kartoffeln sind nicht frei von Geschmack, sie schmecken „old fashioned“. Brrrr…

  7. Was soll ich in Amerika? Wenn Basler bzw. Berner Freunde mich in Spanien besuchen, besuche ich im Gegenzug Basler und Berner Freunde in Basel oder Bern 😉

  8. Was für eine hübsche Stadt (?) und die Geschichte – wie immer – gut recherchiert. Ich lerne sehr viel!
    Schade, so ein schönes Ambiente für ein Essen und dann so unbefriedigend.
    Noch einen schönen Sonntag wünsche ich.

  9. Wie immer hast DU uns die schönsten Plätze aufgezeigt, deine Bilder sind traumhaft, kein Wunder bei der Vorlage ;o)
    Ich lese immer wieder gerne deine Reisenews … du zeigst mir die Schweiz in einer Form die ich noch nicht kenne .

    Lg aus dem Saarland

    Kerstin

  10. @Margit Kunzke: ich wollte Dich beileibe nicht nach Amerika entsenden. Europa ist mir auch lieber 🙂

    @Brigitte: Danke gleichfalls. am Morgen hats noch etwas geregnet: Kochtag !

    @Kerstin: wenn man etwas abseits reist, sieht man so vieles, das nicht oder nur in lokalen Reiseführern steht.

    @Claus: deshalb heisst er hier in Basel auch „Bach“

  11. Ja Lust auf die Schweiz und dazu immer auch der geschichtliche Hintergrund macht diese Berichte so reizvoll. Nachgekocht wird natürlich auch und bis jetzt hats geklappt.
    Diese Kombination erinnert mich an ein Hörspiel: Thema Reisegesellschaft in einer Kutsche zur Zeit der Französichen Revolution von Paris zur Kanalküste und eine fliehende Aristokratin erklärt, bei Auswahl der Menüfolge ist nicht nur die Affinität der Speisen zu beachten, sondern auch die Auswahl der Gäste um für jede Speisenfolge ein passendes Gesprächsthema einzuplanen.
    Durch die Verbindung von Speise und Kultur, welche hier gepflegt wird, finde ich diesen aristokratischen Ansatz im besten, positiven Sinn, republikanisch transferiert.
    Daher ist dieser Blog für mich sehr lesenswert und hebt sich wohltuend ab.

  12. Morgen, 10. August jährt sich der Tuileriensturm in Paris. Aristokratische Speisefolgen sind je länger, desto weniger mein Ding. Mich zieht es zur Einfachheit. Dennoch hoffe ich, den Blog auch für Dich lesenswert zu erhalten. Danke Richard.

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