Fettucine alla Chitarra al Nero d’Avola. Jahrgangsnudeln 2006

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Rotweinnudeln, gekocht in Wasser/Rotwein, an Rotwein-Zwiebel-Specksauce

An kommerziellen Wettbewerben nehme ich nicht teil. Selbst wenn die Jury aus Food-Koryphäen wie Claudio, Astrid, Herr Paulsen und anderen besteht. Aber zu einem privaten Pastateller angeregt hat mich der event trotzdem.  Pasta zu einem sizilianischen Wein wurde gewünscht. Ich verarbeite den Wein gleich in die Pasta. Dazu opfere ich meinen sizilianischen Hauswein, ein Nero d’Avola von Morgante und mache damit aus Hartweizenmehl handgemachte Nudeln auf der chitarra. Um beim Kochen der Nudeln das Ausbluten von Geschmack und Farbe zu hemmen (Stichwort: Osmose), kriegt das Kochwasser gleich noch einen gehörigen Schuss des Rotweins ab.
Für die Sauce werden Speckstreifen und Tropeazwiebeln angeschwitzt, mit Rotwein abgelöscht, eingekocht und damit die Nudeln überschmelzt. Wenn bis zum Essen überhaupt noch Wein übrig ist, darf der zum Gericht getrunken werden.

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Tropeazwiebeln und Rotweinnudeln. Warten auf den Einsatz in herbstlichem Aubergine

Die Nudeln weisen einen hübschen, pastellfarbigen Aubergineton auf. Rotweinnudeln sind jedoch häufig problematisch. Vom Kauf fertiger Rotweinnudeln rate ich ab. Zumal, wenn sie mit dem wenig farbintensiven Barolo hergestellt wurden. Selbermachen mit einem Nero d’Avola mit meinen flankierenden Massnahmen gibt bessere Resultate. Aber ehrlich, den Jahrgang würde ich vom degustrieren meiner Nudeln auch nicht erraten können, nicht mal die Traubensorte 😉 Eine Erfahrung, die andere auch schon gemacht haben.

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die Rotweinnudeln in der chitarra

Zutaten
für die pasta:
150 g Hartweizenmehl (De Cecco rimacinata)
50-60 ml sizilianischer Rotwein (Nero d’Avola, 2006)
1 Eiweiss, ca. 30 g

für die Sauce:
1 Knoblauchzehe
2-3 milde, rote Zwiebeln (cipolle di Tropea), ca. 300-400 g
etwa 40 g mild geräucherter Speck/Pancetta
Olivenöl extra
100 ml Tomatenpassata
100-150 ml sizilianischer Rotwein

Zubereitung
(1) Hartweizenmehl, Eiweiss und etwa 50 ml Rotwein in der Knetschüssel der Küchenmaschine vorlegen, Knethaken laufen lassen und etwa 10 Minuten geduldig zu einer krümeligen Masse kneten. Einen so gut duftenden Pastateig habe ich noch nie unter den Händen gehabt ! Langsam weiteren Rotwein zukneten, bis die Masse zu klumpen beginnt. In Folie einschlagen und eine Stunde ruhen lassen.
(2) Teig auf der Maschine oder von Hand auswalzen und auf der chitarra oder von Hand zu Nudeln schneiden.

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Tropeazwiebeln, Rotwein und Speck am Simmern

für die Sauce:
(3) Speck in feine Streifen schneiden, mit der gehackten Knoblauchzehe in Olivenöl anbraten. Zwiebeln streifig schneiden und zum Speck geben, mitdünsten, nicht braun werden lassen. Mit 1 dl Rotwein ablöschen und zugedeckt langsam während etwa einer Stunde zu einem Sugo verkochen. Ggf. mit Wasser ergänzen, wenn er zu stark einkocht. Die Zwiebeln sollen komplett zerfallen. Nach Halbzeit habe ich noch etwas Tomatenpassata zum abrunden zugegeben. Würzen mit Salz und Pfeffer und einem frische Schuss Rotwein.
(4) Derweil die Nudeln in reichlich Salzwasser mit etwa 100 ml Rotwein al dente kochen, abgiessen und mit dem Sugo mischen. Mit frisch geriebenem Parmesan bestreuen. Den Käse habe ich beim Anrichten wieder einmal total vergessen. Hat aber nicht mal gefehlt.

38 Kommentare zu „Fettucine alla Chitarra al Nero d’Avola. Jahrgangsnudeln 2006“

  1. Dangge fir d‘ Idee dr Rooti grad in Daig iizschaffe. Und d‘ Soosezuetate spräche fir sich elai. Fein !
    I wynsch dir/Eych e scheens Wuchenänd.

  2. diese Kommerzialisierung und Werbe-Events gehen mir auch unheimlich auf den Zwirn, ich zappe schnell weiter….

    Und, schütte bestimmt in Frankreich keinen italienischen vin rouge in’s Essen!
    Ist ein deftiges Herbstessen, vorgemerkt für kühlere Tage…..

  3. Très chic – und man bekommt richtig was vom Rouge unter ;)!
    Dass ein Grand Seigneur nicht an kommerziellen Blog-Events teilnimmt, versprichts sich fast schon von selbst. Wo kommen wir denn da hin?!
    Und Werbung auf einem Blog zu machen unter der Rubrik *ich kann das Geld gut gebrauchen* ist mir zu dürftig. Wenn ich im Vorspann sehe, dass ein Post um ein kommerzielles Anliegen geht, meide ich diesen Blog an so einem Tag. Immer.

  4. Bei dem Teig und der Schnittbreite (ungefähr wie mein Schneidwerk) würde ich mal auf Stärke 7/9 tippen, sonst wird die Pasta zu rissig.

  5. Mir gefallen die Bilder von deiner Nudelharfe immer besonders gut!
    Nudeln mit Zwiebelsauce animieren mich leider nicht zum Nachkochen.

    Dafür, dass du an kommerziellen Wettbewerben nicht mitmachst, rührst du doch sehr brav mittels Verlinkungen die Werbetrommel. Wenn die Weinseite argumentiert, BIO ist zugleich Genuss, dann steigen mir gleich wieder die Grausbirn auf. Für wie blöd wird man eigentlich als Leser und Konsument gehalten? Mal schauen, welche Blogger brav hinter den Testimonials hertraben.

  6. Wenn ich das nächste Mal in Italien bin, nehme ich Dein Photo der Nudeln mit. Denkst Du, irgendein Haushaltswaren-Sizilianer hätte gewußt, was eine Chitarra ist?

    Liebe Grüße, Sus

  7. Für Rotwein bin ich immer zu haben, von mir aus auch in der Pasta. Nero d’Avola war in Florenz mein täglich„ Brot“, Chianti kann ich nicht leiden.

  8. @Basler Dybli: Danggscheen glyychfalls !

    @Mestolo: sehr gut, ob man nun Wasser oder Wein in den Teig tut, ist keine Mehrarbeit. Aber dass man den Wein rausschmeckt, brauchts schon noch Sauce dazu.

    @Bolliskitchen: es gibt, ausser einem, keinen event mehr, der reklamefrei wäre. Da ich mich gerne von events inspirieren lasse, kommt man um Konzessionen nicht herum. Ich wüsste keinen französischen Wein, den ich dafür verwenden wollte.

    @Micha: so mache ich das auch, wenn ich Werbung sehe, zappe ich weg. Das haben die werbenden Blogbetreiber inzwischen auch gemerkt, und verpacken die Werbung viel subtiler ! Im Rezept hier ein Foto mit dem Supermixer, da ein versteckter Hinweis, dass man diese oder jene Reibe verwendet habe.

    @Rosa May: da tust Du gut daran.

    @bee: 6/9 ich habe sie etwas dicker als sonst gemacht, damit mir die Farbe erhalten bleibt.

    @entegut: Tropeazwiebeln sind zwar botanisch echte Zwiebeln, haben aber mit deutschen Zwiebeln nur den Namen gemein. Die Verlinkungen habe ich als zarten Wink mit dem Zaunpfahl verstanden. Nicht als Pranger. Bitte bemerkt zu haben 🙂 Was Bio betrifft, halte ich es ähnlich. Was hier unter Bio teilweise angeboten wird, gehört in den Müll.

    @Sus: nein, das denke ich nicht. Die chitarra kommt aus Mittelitalien. In Südtalien wird pasta von Hand gemacht oder gleich zur Bar.illa-packung gegriffen.

    @Hanne: leider nein, ich habe nur zwei Portionen angesetzt.

    @Sophie: mir ist der Nero d’Avola definitiv zu alkoholreich. Deshalb habe ich mich gerne von einer weitern Flasche getrennt 😉

  9. @lamiacucina: Ich muss gestehen, ich habe diese Art von Zwiebel oder Nichtzwiebel 😉 vermutlich noch nie gegessen. Wenn ich mich richtig erinnere, werden sie ab und an im Netzsackerl im Supermarkt angeboten, bin mir aber nicht sicher, ob das nicht normale rote, aber längliche Zwiebel sind. Keine Ahnung wo man solche Zwiebel in Wien bekommt. Ich werde versuchen aufmerksam danach Ausschau zu halten, weil neugierig hast du mich schon gemacht.

      1. @Basler Dybli: Danke! Den Beitrag kenne ich. Ich werde das ganz einfach mit hiesigen roten Zwiebeln versuchen! 🙂 Confit ja! Nudeln trotzdem nicht. 😉
        Weil ich dich hochpersönlich dranhabe, was ist denn ein Dybli? Ich tippe auf Keks, Schnaps oder vielleicht Stoppel (dübel)?!?

  10. Ich möchte mich bedanken für das tolle Rezept, ich werde es beim nächsten Mal für meine Eltern kochen !

    Es hört sich super an.

    Ich habe nur eine Frage, und zwar bezüglich des „Mehls“, du schreibst 150g Hartweizenmehl, und dann in Klammern: De Cecco rimacinata.

    Aber das ist doch Hartweizengrieß, oder ist das egal ?

    Gruß und Dank und einen schönen Tag !

  11. Mein Lieblingssatz in diesem Post:
    „Für die Sauce werden Speckstreifen und Tropeazwiebeln angeschwitzt, mit Rotwein abgelöscht, eingekocht und damit die Nudeln überschmelzt.“
    Mein Lieblingswort aus diesem Satz:
    „überschmelzt“. Die pure Wonne!

  12. Also, wenn es nicht auf den Jahrgang ankommt, kann ich das gerne probieren ~ und, ist etwas zum Trinken auch übriggeblieben? Sehr herbstliche Farbgebung, schön! 🙂

  13. @Bolliskitchen: DkduW von foodfreak. Nützt Dir aber nichts, da Du eh ohne Kochbücher kochst !

    @Afra Evenaar: „ästhetisches Konzept“, das hört sich nicht nach etwas essbarem an, eher nach moderner Kochkunst 🙂

    @Schulte: rimacinata ist feiner gemahlen als der Griess. Aber der geht auch. Meine Eltern hätten solche Sachen nicht gegessen.

    @Arthurs Tochter: wenn schon Lieblingssätze, meiner ist „wenn bis zum Essen überhaupt noch Wein übrig ist, darf der zum Gericht getrunken werden“.

    @Elisabeth: nicht viel, aber ich habe noch mehr davon.

  14. Schaut toll aus, das Rezept!

    @Entegut: Am Naschmarkt am vordersten Gemüsestand hat es heute Tropea-Zwiebeln gegeben. Und der Gemüsestandler schräg vis a vis vom Sauerkraut-Leo bekommt sie demnächst.

    Tropea-Zwiebeln sind tatsächlich anders als „normale“ rote Zwiebeln. Viel milder im Geschmack. Und färben die Finger wie sonst kaum eine Zwiebelsorte.

    1. @Turbohausfrau: Danke, heute muss ich meine Füße für die Nacht der Museen schonen. Schaun wir mal, ob es nächste Woche auch noch die Zwiebeln gibt und dann pilgere ich zum Naschmarkt. 🙂

  15. @uwe@highfoodality: ich wollte die Nudeln schon lange mal machen, weil mich der Geschmack interessiert hat. Im Veltlin gibts auch Nudeln mit Heidelbeeren eingefärbt. Die sind dunkelviolett.

    @Christa: hoffentlich schmecken Die die Nudeln. Man könnte auch gewöhnliche Nudeln in Rotwein kochen 😉

  16. Leider habe ich im Moment keine Zeit zum etwas aufwendigeren Kochen. Dieses Toprezept hat es mir jedoch absolut angetan. Als Weinliebhaberin auch noch Wein in der Pasta 😉 und dieser sizilianisch-kalabresische Touch: umwerfend!!! fantastico!!!

    Ich werde mich sobald es weniger streng zugeht daran versuchen und eine Einladung zu so einer pasta wäre bei meinen Freunden sicher sehr willkommen. Danke dir für dein tolles Rezept

  17. Zum Thema Werbung: Wo ist denn im Garten-Koch-Event Werbung?
    Gut, auf dem Gärtner-Blog sind Werbeanzeigen geschaltet (m.W. schon immer). Aber Ihr könnt nicht sagen, daß im Gärtner-Blog heimlich Werbung betrieben wird.

    Liebe Grüße, Sus

  18. Im Gärtner-Blog ist die Werbung gut getrennt von den Posts und es stimmt, da wurde nie ein Event von Dinger’s oderDüngemittel gesponsort, noch die Samen einer Firma eingeschlichen.

  19. @Ulimengo: ob es so toll ist, muss sich erst zeigen.

    @Sus: im Gärtnerblog ist die Werbung klar vom Inhalt getrennt. Das erlaubt dem Leser, mittels Adblock Plus, die Werbung herauszufiltern. Beim Rezeptlesen treffe ich höchst ungern auf Anzeigen, wie Mundgeruch vermieden weden kann 😉

    @Bolliskitchen: Tatsache ist, dass sich Werbegeschenke, events mit give-aways und Einladungen zum Essen und darüber Berichten bei beinahe allen Bloggern allerhöchster Beliebtheit erfreuen. Der Geist ist willig, das Fleisch halt schwach 😉
    .

  20. Es kommt höchstwahrscheinlich oft aufs Angebot an: bezahlte Resto-Besuche, Kochbuch-Rezessionen, Küchenartikel… Irgendetwas wird immer mal drunter sein, was ins Schwarze trifft. Und wenn ein kleiner Blog mit keinen oder kleinen Anfragen nicht wirbt, dann ist das eine andere Tüte, wie wenn ein Blog in der Größe à la *lamiacucina* nicht umfällt.

    Daher: meine ganze Bewunderung Robert – du scheinst ein linientreuer Mensch zu sein, was wiederum eine gleichfalls rare wie fossile 🙂 Eigenschaft ist! DAS nenne ich innere Haltung!

    Und ja: Kochbuchrezessionen als Werbung in Foodblogs sind prinzipiell fade zu lesen, wenns nicht ein Veriß (s. Bucheinband Yotam) oder eine Lobdudelei aus echter Begeisterung ist.

    1. Meine heutige Einstellung zu dem Thema hat sich erst in einem langsamen Prozess und etliche Irrgänge durch falsche Wege herausgebildet. Wie oft habe ich früher mit mir gerungen, wenn man mir Mixer und dergleichen zum Ausprobieren zusenden wollte. Das wirksamste Mittel war aber der freiwillige Abschied aus den „Ranglisten“. Da Werbeagenturen sich an solchen Listen orientieren, bleibe ich heute beinahe unbelästigt von Werbeangeboten.

  21. Lieber Robert, auch wenn du nicht an unserem kommerziellen Wettbewerb teilnimmst, freue ich mich doch über dieses feine Rezept – das ich sicher einmal ausprobieren werde (dein Rezept für Pizzateig ist im Übrigen inzwischen zum Standard nicht nur für meine Kinder geworden…) – danke!

    Und: Ich glaube, dass man differenziert mit kommerziellen Projekten umgehen, sie aber nicht verteufeln sollte. Firmenblogs haben genauso eine Berechtigung wie private, kommerzielle Wettbewerbe genauso wie nicht profit-orientierte Blog-Rallyes. Oder?

    @entegut: Dass Bio zugleich Genuss sein kann (sogar: sein sollte!), hat sich inzwischen rumgesprochen, dachte ich. Dass Bio nicht immer Genuss ist, auch mal ganz grauslich schmecken kann, ist schade, aber sicher nicht zu vermeiden. Denn letztendlich kommt es auch auf das handwerkliche Können eines Winzers/Landwirts/Lebensmittel-Produzenten an. Und beim so genannten Industrie-Bio ist der niedrige Preis wichtiger als der Genuss…

  22. Ach, die olle Werbung. Ich bleib dabei, solange es nicht Überhand nimmt und eindeutig als Rezension oder Test mit kostenlos zur Verfügung gestellem Artikel und eigener Meinung deutlich gemacht ist, juckt mich das nicht. Nachdem das interne Netzwerk bei den Foodies sowieso ganz gut funktioniert und selten ein einziger alleine eine Anfrage bekommt, wäre das ohnehin schwer zu verheimlichen, dass das Teil geschenkt war. 😉

    Aber zum Essen: Die Ausbluterei bei den Rotweinnudeln kenne ich auch. Bisher allerdings nur Geschenktbekommene ausprobiert. Zum Selbermachen fehlt mir der Elan, der Teigkneter und die Nudelmaschine, von einer Chitarra ganz zu schweigen. Da mach ich lieber kleine Nudelpäckli mit was drin, gefüllt ist sowieso am schönsten.

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