Linsengericht der Schweizer Armee

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Vor vier Jahren berichtete ich über ein neues Kochbuch, Reglement 60.6 d der Schweizer Armee. Von der Öffentlichkeit beinahe unbemerkt, hat die Schweizer Armee eine handvoll weiterer Rezepte veröffentlicht. Die Mengenangaben diesmal nicht für 100 Personen in Reglementsform, sondern in Privathaushaltfreundlichen Mengen im Internet, siehe: Logistikbasis der Schweizer Armee Wie hierzulande üblich, sind die Essensgewohnheiten der verschiedenen Landesteile durch ein kluge Wahl der Rezepte pluralistisch und ausgewogen abgebildet, um Proteste, parlamentarische Vorstösse und Unruhen im Vorneherein zu vermeiden.

Der Genuss von Linsen am Neujahrstag soll dafür sorgen, dass das Kleingeld im neuen Jahr nie ausgehen wird. Im Unterschied zum Militärrezept koche ich deshalb die Linsen nur etwa 30-40 Minuten. Münzen in harter Währung sind uns lieber als weiche Euros. Ein weiterer Tipp: am Neujahrstag kein Geld ausgeben, das hilft überflüssige Geldausgaben während des Jahres zu vermeiden.

Zutaten
Beilage für 4 Personen

250 g, braune Linsen, gewaschen
Speiseoel
80 g Speck, in Würfeln
80 g Zwiebeln, fein geschnitten
2 Zehen Knoblauch, gehackt
40 g Rüebli, geschnitten in Brunoise
40 g Sellerie, geschnitten in Brunoise
40 g Lauch, geschnitten in Brunoise
30 g Tomatenextrakt, Dose
1 dl Rotwein, Tessiner Merlot
4 dl Wasser
Salz, Pfeffer, Muskat, Majoran, Lorbeer, Nelken zum abschmecken

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Zubereitung:

(1) Speiseoel erhitzen, zuerst den Speck, dann die Zwiebeln und den Knoblauch dünsten.
(2) Gemüse beigeben und mitdünsten.
(3) Tomatieren, mit Rotwein ablöschen und mit Wasser auffüllen.
(4) Linsen beifügen und aufkochen, abschmecken.
(5) Während 1 Stunde (L.: 30-40 Min.) schmoren lassen, zeitweise abschäumen und falls nötig, Flüssigkeit ergänzen.
(6) Abschmecken

Dazu empfiehlt das Militär pochierte Lughanigette (Tessiner Wurstspezialität) und Polenta. Für uns ohne Beilagen.

Die Region Malcantone, Malus angulus, die aus dem Magliasina-, dem Lisora- und einem kleinen Teil des Vedeggiotals besteht, ist eine der schönsten Gegenden die schönste Gegend des Tessins. Sie zeichnet sich durch eine grosse Naturvielfalt aus und erstreckt sich von der Seenlandschaft des Luganersees über die Hügelzone mit tiefen Tälern (wie habe ich die als Wanderer gehasst, kaum oben angelangt, gehts wieder in die nächste Schlucht) bis ins Berggebiet auf über 1600 m. Die Gesamtfläche beträgt 7’600 ha, davon zwei Drittel Wald.

21 Kommentare zu „Linsengericht der Schweizer Armee“

  1. Exakt so wird es das auch bei uns geben, vielleicht noch ein bisschen frisch gehackte Petersilie dazu. Deinen Tipp mit dem Vermeiden von Geldausgaben an Neujahr befolge ich gerne, denn da sind ja ohnehin alle Läden geschlossen 😉

  2. Verstande ! Im Glaine spaare, dass me‘ s im Grosse emol speeter ka (geziehlt) uusgää 🙂

  3. Man sagt ja, eine gute Armee erkenne man schon an der jämmerlichen Kost – das halte die Krieger zuverlässig bei schlechter Laune. Aber eine Armee, die ihren Soldaten ein Linsengericht mit Tessiner Rotwein kocht, kann so schlecht ja auch nicht sein.

  4. Bei uns gibt es auch jedes Jahr eine Selbst gemachte Linsensuppe allerdings schon Silvester. Der große Unterschied ist, dass auf den Boden des Tellers noch ein Spiegelei komm, welches das Größe Geld bedeutet. Wir folgen schon viele Jahre diesem Brauch und das Geld ist noch nie knapp geworden.

  5. ich finde Linsen gehen immer, egal ob als Suppe, Beilage oder Salat. Nur bei uns in Deutschland da gibts sogar einen Ort mit Namen Linsengericht 😀
    @ulrich: das ist ein schöner Brauch

  6. @Ti saluto Ticino: so genau muss man sich nicht an das Rezept halten, etwas Balsamessig oder ein Hauch Senf bringen noch mehr Würze rein.

    @Bolliskitchen: cela fonctionne seulement, si tu n’est pas un sceptique.

    @Barcalex: ohne Armee wären wir heute Oesterreicher 😉

    @Rosa May: gönn ich Dir, wenns klappt.

    @Basler Dybli: oder wenigstens nur das ausgeben, was sich in der Kasse befindet. Eine Haltung, die nicht nur Kleinhaushaltungen, sondern auch grossen Staaten angemessen wäre.

    @Sybille: ich hab dort immer gut gegessen.

    @daniela: nicht alles, was Kindern schmeckt, möchte ich heute noch essen. Dieses Gericht schon.

    @bee: im dreissigjährigen Krieg waren Hunger und Elend Begleiter der beteiligten Truppen. Entsprechend haben sie gewütet. Heute sind die Krieger gut genährt und die Kriege werden smarter geführt…. mit demselben Ergebnis.

    @Ulrich Schwarz: wo kriegt ihr zu Sylvester die Strausseneier her ? 😉

    @Irene: Gleich nebenan findet sich der Ort Eidengesäss. Auch diesen gibts nur in Hessen.

  7. Hört sich sehr gut an. Mir schmecken Linsen immer – allerdings musste ich nun erstmal nachgucken, was genau „Brunoise“ bedeutet. Wieder was gelernt. 😉

  8. Selbst als kategorischer Parzifist könnte mir ein Gericht der schweizer Armee schmecken – aber nur, wenn du den Segen dazu gibst.

  9. die linsen gibt’s bei uns ebenfalls schon zu silvester. und ganz wichtig dabei: es darf keine linse übrig bleiben, sonst funktioniert das mit dem geld nämlich nicht. das erfordert sowohl scharfe kalkulation im vorhinein als auch genaues nachlesen im leeren topf.

  10. Gab es bei uns heute. Ohne Gemüse. Nur Zwiefel und Speck und dazu einen Semmelknödel. Ich gebe noch einen Schuss Balsamicoessig zum Säuern der Linsen dazu.
    Oh, das war ja schon im Dezeber das Heeresmenü … 😉

  11. schon wieder ein paar durchgerutscht.

    @tina: aha, deshalb klappts bei mir nie mit der Geschichte.

    @entegut: mit Balsamessig mach ich das auch gerne. Aber den gibts in der Armee nicht.

  12. mer lauft scho s’wasser im muhl zaeme. danke schoen
    von canada,der itu unds barbie

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