Pan ciocc, Armleutegericht aus dem Misox

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Im Puschlav sah ich vor 2 Jahren dieses bescheidene Gericht unter dem Namen Pan cuc auf einer Speisekarte, leider erst nach dem Essen. Auf meine Frage, um was es sich dabei handle, erklärte mir der Wirt, dass es sich um ein einfaches, traditionelles Gericht handle,  bestehend aus Brot, Wein, und Käse. Nicht wirklich  klüger geworden, schrieb ich mir den Namen auf.  Ein Fall für Tante google. Zuhause suchte ich im Internet intensiv, aber vergeblich nach einem Rezept. Abgesehen von unverständlichen thailändischen Satzfetzen wie etwa Giá Quần đồng phục pan cực fand ich in der virtuellen Welt keine Hinweise auf das Gericht. Wie ich nun zwei Jahre später im neu erworbenen Büchlein I mazzafam, Rezepte aus den Südtälern Graubündens,  auf genau dieses Rezept stiess, machte ich vor Freude einen kleinen Luftssprung.  Mindestens 10 cm hoch. Das Gericht ist sehr schnell zubereitet und besteht aus Zutaten, die immer im Hause sind. Cucina rapida - schnelle Küche für Genießer. Ein Blog-Event von  mankannsessen.de

Mit Gourmetküche hat es nichts zu tun. Vielleicht sollte ich gelegentlich meinen Header ändern. Das Gericht wird es nie auf die Speisekarte eines Haubenkochs schaffen. Auf  unsere Speisekarte schon, sogar auf einen Ehrenplatz, denn es schmeckt wirklich gut. Mein pastafreier Beitrag für den Dauerevent von Cucina rapida.

Zutaten
Rotwein
Weiss- oder Schwarzbrot, altbacken (Baslerbrot)
Zimt, Pfeffer
Butter

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Zubereitung
Das Brot in 1 cm dicke Scheiben schneiden, beidseitig kurz in Rotwein tränken und mit wenig Zimt und etwas frisch gemahlenem Pfeffer bestreuen. Die Scheiben beidseitig in der Butter anbraten bis sie knusprig und  mittelbraun sind. Achtung:  Brot im Wein nicht allzu lange einweichen, sonst hat man Mühe, die schlappen Schnitten knusprig zu kriegen, und das müssen sie sein. Servieren zu Käse und/oder Spiegeleier.

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46 Kommentare zu „Pan ciocc, Armleutegericht aus dem Misox“

  1. Ich habe mir das Buch auch gekauft und sehe mich wieder darin bestätigt, dass das kein Fehler war. 🙂 Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, daraus etwas nachzukochen.

  2. Und wenn man den Pfeffer weglässt und das ganze süß zubereitet?
    Da geb ich den „beschwippsten Rittern“ noch ne Chance auf einem elitären Dessertteller zu landen.

  3. Das war jetzt lustig, ich bin glaube ich heute noch nicht ganz wach: Habe Armleuchtengericht statt dem tatsächlich geschriebenen gelesen und musste bei Misox an Sioux denken. Jetzt geht das Gericht bei mir als „Indianische Lampe“ in die Rezeptdatenbank ein! 😉

  4. Ich denke, wenn Du jetzt dazu geschrieben hättest, welchen Wein und welchen Käse Du verwendet hast, dann hätte sich der Gourmet-Status sicher wieder ergeben. 🙂

    Das Rezept gefällt mir auch. 🙂

  5. Hört sich gut an, schnell und einfach! Das muss ich doch glatt mal ausprobieren. Weiter oben bezeichnete es jemand als Glühweinbrot, also das perfekte Abendessen in der Vorweihnachtszeit 😉

  6. Ich würde ja eher die doppelte Menge Butter verbraten und den Wein nur so dazu trinken, aber ich bin neugierig und versuche es gerne mal mit Wein IM Brot

  7. Es ist bewundernswert mit welch einfachen Zutaten die Arme-Leute-Küche schmackhafte und sättigende Gerichte hervorgebracht hat.

    Bei Deinem Luftsprung musste ich unwillkürlich an Hans Rosenthal denken 😉

  8. Soll der Käse auf dem warmen Brot etwas schmelzen oder wird das getrennt gegessen? Ich kann mir das geschmacklich so gar nicht vorstellen (Zimt-Pfeffer-Rotwein) und bin deswegen schon mit einem Bein wieder in der Küche….

  9. Bei uns wurden die „Armen Ritter“ in Bier getränkt. Bier galt ja immer als Lebensmittel. Zu Zeiten Friedrichs des Großen bekamen Kinder sogar zum Frühstück Biersuppe. Über schulische Leistungen ist nichts bekannt.

    Mit Wein könnte ich es mir eher vorstellen.

  10. ich bin mir nicht sicher, ob du mit dem satz „Das Gericht wird es nie auf die Speisekarte eines Haubenkochs schaffen.“ recht hast. ich bin mir nämlich sehr sicher, dass in nicht allzu langer zeit händeringend nach genau solchen in nur ganz kleinen gebieten verankerten rezepten gesucht werden wird. auch und gerade für die spitzenküche.

  11. Grundsätzlich gefällt mir, nur mit dem Zimt hab´ ich so meine Probleme. Aber ich probiers aus.
    P.S. Brech dir nicht die Knochen bei deiner Rumhüpferei 🙂

  12. Die habe ich nach der arte-Sendung über Regionalküche vor Jahren mal probiert und war enttäuscht, dass das Ergebnis nicht besonders appetitlich war. Aber nach dem Rezept wurde das Brot auch zuerst ausgebacken und danach erst in den Würzwein getaucht. Beim zweiten Versuch habe ich die Reihenfolge auch umgekehrt. Eindeutig besser.

  13. @My kitchen: 🙂 ist aber keineswegs süss !

    @Mestolo: hätte ich nicht gedacht, dass ein so regional bezogenes Buch ausserhalb der Schweiz jemand kauft.

    @Tina: der Alkohol verdunstet beim Anbraten.

    @Christoph: und ob das eine Rolle spielt, nun kann ich auch noch vietnamesich 😉

    @Suse: Zucker nicht bei mir. Das würde ja süss.

    @Christina: mit solchen „Eselsbrücken“ lerne ich Fremdwörter.

    @sammelhamster: auch den Erwachsenen ist ein Lieblingsessen zu gönnen.

    @Hesting: ein guter Sbrinz und ein Bio-Freiland-Ei. Als Wein mein Koch-Gigondas.

    @Kochschlampe: Portwein ist zu süss. Allenfalls als Dessert.

    @anie’s delight: mit einfachen Zutaten Gutes zu kochen braucht mehr Erfindungsgabe als einen Hummer in kochendes Wasser zu werfen.

    @Peter: och, ich war nicht untätig in den letzten 2 Jahren, habe sogar einmal versucht aus Brotscheiben, Käse und Wein eine Art Gratin zu bauen, der aber total missglückt ist, deshalb waren 10 cm Freude schon berechtigt.

    @Bine: Weihnachtshäuschen sollen ja knusprig sein…

    @Ellja: nur nicht mit Butter sparen. Was das Brot an Wein nicht aufnimmt, darf man trinken.

    @Buchfink: oh, ja. Du sprichst mir aus dem Herzen !

    @Linda: die Leute in dieser Region mit Alpenpässen hatten Kontakt mit der Lombardei und vielen durchziehenden Menschen. Das öffnet die Sinne.

    @Heidi: für diese Brotschnitten nehme ich den Namen gerne in Kauf 😉

    @Susa: Nein, der Käse wird separat dazu gegessen. Der Reiz des Gerichtes besteht darin, dass das Brot aussen knusprig, innen weinweich und zudem nach brauner Butter, Pfeffer und wenig Zimt schmeckt.

    @Freundin: Da im untern Misox Weinbau betrieben wird, wird hier nicht mit Bier gekocht.

    @katha: dann wäre allerdings zu wünschen, dass das nicht nur wieder ein kurzlebiger Trend ist, sondern Bestand hat.

    @Claus: ein Hauch Zimt genügt. Der Fall aus 10 cm führt eher zu eingeklemmter Bandscheibe.

    @bee: mein Fernseher ist eingemottet, obgleich ich mir wünschen möchte, solche Sendungen auch mal zu sehen.

    @Eva: über besser oder schlechter will ich nicht urteilen, Alles zu seiner Zeit und am richtigen Ort.

  14. Das klingt fein! Mit gutem Brot, Wein und Käse kann man mich ungemein glücklich machen. Da brauch ich dann auch nichts mehr dazu. Werd ich auf alle Fälle ausprobieren.

  15. Sehr interessantes Gericht samt Rezeptfindungsprozess. Alle einzelnen Komponenten finde ich gut. Aber in Rotwein eingeweichtes Brot mit Zimt? Ich plädiere hier auch für Trennkost. Pan ciocc erinnert an ein Armeleute-Essen in Portugal, wo früher die Kinder Brotreste mit Rotwein und Olivenöl zu essen bekamen, weil das den Hunger stillte.
    Die Hochküchenwelt erscheint mir zynisch genug, um solche Notgerichte zu hypen. Derzeit bekommen ja auch die Lokale, die sich krampfhaft mit „bescheidenem“ Osteria- oder Dorfwirtshaus-Ambiente schmücken, am ehesten Beifall und Hauben von den Gourmet-Kritikern.

  16. Gut, die Bauern haben ja früher sehr selten Brot gebacken, daher kann ich mir schon vorstellen, dass man irgendwann die Brotscheiben einfach nicht mehr beißen konnte.
    Ich kann mir die Brotscheibe auch gut in einer Suppe schwimmend vorstellen.

  17. Sich anstatt die Butter auf’s getoastete Brot zu schmieren und ein Gläschen Wein dazu zu trinken hast du alles auf einmal. Das ist eine wahrlich einfache Form altes Brot aufzupeppen:)

  18. na, das klingt ja toll. Da ich leider im Moment keinen Rest Rotwein habe, werde ich wohl dafür eine *neue* Flasche anbrechen müssen und den Rest dann leider dazutrinken 🙂
    Danke fürs Rezept u7nd hoffentlich bist Du von Deinem sooooo hohen Sprung wieder gut gelandet.
    LG, Thea

  19. @daniela: ich sagte ja… alles zu seiner Zeit…

    @Eline: das Brot braucht nur einen Hauch Zimt, zusammen mit der gebräunten Butter, die ja auch leicht zimtig schmeckt, passt das gut.
    Dass der Trend zur einfachen Küche bereits wieder von irgendwelchen Profiteuren benutzt wird, um Geld zu verdienen, ist leider Tatsache.

    @Andreas: Du bist als einer der nächsten an der Reihe 😉

    @entegut: schwimmend, nass, mit Suppe vollgesogen, nein !.

    @Toni: ich seh kein Bild…

    @Hunk: versoffene Jumpfern sind mir zu süss

    @Magdi: von allem ist immer genug vorhanden !

    @Alex: ich wollte keinen Rotweintrinker aus Dir machen 😉

    @Thea: Katzen fallen immer auf die Füsse. Keine Flasche mehr offen, das ist Pech, aber ein leicht behebbares.

    @chriesi: wenn man es so sieht 🙂

  20. Das hab ich auch schon gegessen und finde es immer wieder genial, das manche Rezepte mit ihrer Einfachheit so glänzen. Ich liebe es…..
    Könnte es auch mal wieder geben, Danke fürs wieder in Erinnerung bringen 🙂

  21. …wenn der arme Ritter sich aber Käs‘ samt guter Butter und Rotwein leisten kann – ist das dann überhaupt noch ein armer Ritter oder doch eher der „Ritter Krösus“ zu Talersheim an der Zaster…???

  22. Oh…wie gut kann ich mir diese Freude ueber das wiedergefundene Rezept vorstellen. Mach‘ Dir aber mal keine Sorgen ueber deine „Ammazzafame“ Einlagen hier bei Dir: „L’eccezione conferma la regola“
    Du kannst Dir vorstellen, wie sehr mir diese Zubereitung gefaellt! Danke!

  23. @irene: sieh an, und ich dachte ich sei der Einzige der das kennt 🙂

    @the rufus: nächste Woche macht er sich flugfertig.

    @Heidi, die II.: wer eine Kuh besass, hatte Butter und Käse, zumal in Weingegenden.

    @Jutta L.: Vielleicht erhole ich mich bis nächste Woche wieder 😉

    @barcalex: Es soll arme Leute geben, die an Wettbewerben das grosse Los gezogen haben.

  24. Was beneide ich dich um dieses Kochbuch! Gut, dass du immer wieder etwas daraus vorstellst. Pan ciocc: kommt dere Name vom Holzscheit oder von sciocco? Das wäre dann sowas wie Bernd das Brot. 😉

  25. ich bin kein Sprachgelehrter und in diesen Tälern hört sich jedes gleiche Wort anders an. Ich vermute mal kühn von cuccagna (Schlaraffenland) 😉

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