Mangold-Tarte

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Krautstiel-Wähe-Tarte-Quiche

Keine Ahnung, wo mitten im Winter plötzlich einheimischer Stiel-Mangold (Krautstiele) wächst. Aber da er nun mal so frisch, unschuldig, rot und sogar in Bioqualität in der Supermarkt-Auslage lag, konnte ich nicht anders, als ihn mitnehmen. Zuhause wurde ich zünftig ausgescholten (!*!*?¢*&!saison*!z¿¿!) usw. Ich murrte zurück, unter Hinweis auf eine neue, seit einem Jahr unbenutzte Rechteckform mit herausnehmbarem Boden. Unglaublich, was Frauen in Haushaltläden überflüssige Gerätschaften einkaufen und dann doch nie gebrauchen. Nach dem bei einem Schwarztee geschlossenen Waffenstillstand erklärte ich mich bereit, die Form einzuweihen, statt mit Mürbteig mit Teigresten von Frau L.’s  Quark-Blätterteig aus dem Gefrierfach.  Nun fehlte mir nur noch die Füllung.  Rezept musste ich nicht lange suchen. Im kleinen Kuriositätenladen wurde ich auf Anhieb fündig. Die Menge der Füllung habe ich etwas reduziert, da der Rand der Tarte nicht sehr hoch war.

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rote Krautstiele

Zutaten für eine rechteckige Form 20×30 cm (entspr. 28 cm runde Form)

für 500 g Quark-Blätterteig:
240 g Weissmehl
1/2 Tlf. Salz
120 g Butter
150 g Rahmquark

Von diesem Ansatz waren noch 300 g im Tiefkühler. Das reichte gut.

für den Belag:
50 g durchwachsener Speck (bei mir aufgeschnittenes Baselbieter Kirschcarré)
1 roter Krautstiel (Stiel-Mangold),  ca. 200 g
1 kleine Zwiebel
Salz und Pfeffer
1 Prise Muskat
40 g Sbrinz, frisch gerieben

2 Eier
250 ml Halbrahm
Salz, Pfeffer, Muskat

Zubereitung

für den Quark-Blätterteig:
(1) Gesiebtes Mehl und Salz in die Teigschüssel des Rührwerks geben. Kalte Butter in Flöckchen unter das Mehl mischen und mit dem Flachschläger zunächst langsam, dann schnell zu einer krümeligen Masse verrühren. Den Quark zugeben, auf mittlerer Stufe kurz einarbeiten. Den Teig nicht lange kneten und quälen. Von Hand rasch zu einer Kugel formen, etwas flach drücken und in eine Folie eingewickelt eine Stunde in den Kühlschrank stellen.
(2) Damit der Teig blättrig wird, touriert man ihn zweimal:
1. Tour: Teig ca. 3 mm dick, rechteckig auswallen, das linke Drittel des Rechtecks über das mittlere Drittel einschlagen, das rechte Drittel des Rechtecks darüber schlagen. In Folie einwickeln und eine Stunde im Kühlschrank kalt stellen.
2. Tour: Den Teig derart hinlegen, dass die Faltkanten links und rechts liegen, nochmals rechteckig auswallen und wie in der ersten Tour zusammenfalten. Ergibt total 9 Touren.

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Blindbacken

für die Tarte:
(3) Teig ca. 3 mm dick auswallen, in die gebutterte Tarteform einpassen. Boden mit Gabel einstechen, mit Backpapier und Backbohnen belegen und im vorgeheizten Ofen 15 Min. bei 180°C blindbacken, Papier und Bohnen entfernen und nochmals 5 Minuten nachbacken.

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Füllung anbraten

für den Belag:
(4) Den Mangold putzen, die Blätter in Streifen schneiden und die Stiele in Rauten. Zwiebeln würfeln. Speck würfeln. Den Speck in einer Pfanne auslassen und herausnehmen. Bei meinem Kirschcarré habe ich nur den Fettrand ausgelassen. Im Speckfett die Zwiebeln anschwitzen und die klein geschnittenen Mangoldstiele kurz mit durchschwenken. Zum Schluss die Blätter ebenfalls dazugeben und durchschwenken, Hitze reduzieren und Deckel drauf, bis sie zusammenfallen. Speck dazugeben, beiseite stellen und abkühlen lassen.
(5) Aus den Eiern, dem Halbrahm und den Gewürzen einen Guss herstellen.
(6) Den Tarteboden mit dem restlichen Reibkäse bestreuen. Den Guss mit der Speck-Mangoldmischung und dem Rest des Käse vermischen und auf dem Tarteboden verteilen.
Im auf 180°C vorgeheizten Backofen (untere Hälfte) ca. 30-40 Minuten backen.

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Anmerkung
Nicht schlecht (Schweizerdeutsch für „sehr gut“).

47 Kommentare zu „Mangold-Tarte“

  1. Mangold wächst ja durchaus auch in wenig temperierten Gewächshäusern ganz formidabel (die Milch übrigens auch ;p ), da darf auch mal zugegriffen werden – zumal die südlichen Gefilde gar nicht sooo weit weg sind.

  2. Mangold war ja noch nie mein ding … nachdem mir aber gestern meine nachbarin capuns aufgetischt hatte und die „nicht schlecht“ waren kann ich mich ja getrost mal an dieses rezept wagen 🙂

  3. Mangold ist ein feines Gemüse!!

    wir lieben es als Rouladen, gefüllt mit Schafskäse und feingeschnittenem gekochten Schinken.

    Eine Tarte ist auch eine gute Idee, ich probiers gern aus, ich könnte mir gut vorstellen, den Speck durch Lachs auszutauschen.

    LG!

  4. Backform, Mangold und Rezept: lauter Zufallsfunde. Man kann also von einem gefundenen Essen sprechen 😉

  5. Bisher warf ich den Mangold jeweils auf den Kompost; mag das Zeug einfach nicht. Jetzt versuch ichs mal mit deinerm Kuchen-Rezept, mal schauen. Auf dem Komposthaufen ist jedenfalls noch Platz…

  6. Konntest Du Frau L. mit der Tarte besänftigen? Bei uns bekommt man Mangold sehr selten und schon gar nicht außerhalb der Saison.

  7. Diese „Mager-Blätterteigvariante“ gefällt mir sehr gut, das werde ich ausprobieren, könnte ich mir auch gut mit Spinat als Mangold-Ersatz vorstellen. Und bei mir dürfte es eventuell ein bisschen mehr Käse sein. Hat Dir Frau L. wieder beim Kochen über die Schulter geschaut?

  8. Mangold mag ich gerne, auch am Liebsten auf der Tarte oder als Cannelloli-Füllung mit Ricotta. Und das mit der eckigen Backform kommt mir irgendwie bekannt vor… 😉

  9. Ein bildschönes Gemüse! Und lecker! Schade, dass nicht Deutschland gegen die Schweiz bei der Handball-WM spielt! 😉 Die hätte ich gern verputzt! 😉

  10. I ha siinerzyt scho s‘ Rezäpt vo dr Steph kupferet, aber Blattspinat und Knoblauch verwändet > au nit schlächt. Natyrlig s‘ Ganze nit so farbeprächtig.
    Das Baggbläch mit separatem Bode isch gar nit ohni … I ha au lang drum‘ ume gmacht, hyt würd‘ is nimme härgèè !

  11. Mangold kannte ich von früher (ddr) überhaupt nicht. Erst in Neuseeland lernte ich das Gemüse (allerdings mit weißen Stielen) kennen. Wurde dort sehr oft gekocht.
    Leider sieht man Mangold recht selten, sonst würde ich ihn wohl auch öfter mal zubereiten.
    Deine Tarte sieht umwerfend aus. Nicht schlecht!

  12. Derselbe Bauer scheint auch den Niederrhein zu beliefern – hatte gestern ebenfalls dieses tolle Grünzeug. Allerdings geschmort mit Pasta und Salsiccia.

  13. @kulinaria: irgendwohin geht ja das überschüssige Heizöl.

    @Mestolo: wenn der Schatz keinen Mangold mag, muss der letztere wohl mit ins Büro.

    @Bolliskitchen: wenn man nach Mangoldquiche googelt, sticht einem das Rezept von steph auf der ersten Seite ins Auge. Dein Quiche Rezept mit blettes rouges kommt erst auf Seite 5, soweit hinten suche ich selten, was bei google aber nichts über die Qualität des Rezepts sagt.

    @gourmeur: bei den capuns ist der Mangold nur Verpackung. Hier ist er Hauptdarsteller.

    @sweetkoffie: Speck ist mir lieber als Lachs.

    @bee: ein wenig muss auch dem Zufall nachgeholfen werden 😉

    @der Muger: Du pflanzt ihn an, um ihn zu kompostieren ?

    @Linda: sie hat ihr gut geschmeckt. Bei uns erhält man beinahe alles jederzeit während 365 Tagen. Schlimm.

    @Sabine: Diesmal nicht, aber ich verwerte nicht gerne Resten.

    @Rosa: das Licht war wieder mal zum Fotografieren geeignet.

    @Alex: mit der Unterscheidung Tarte/Quiche hab ich immer noch Probleme 🙂

    @anie’s delight: mit Knoblauch angebraten schmeckt der weisse aber sehr gut.

    @Hunk: danke, ich verstehe deine Worte.

    @Christina: nun ist die Form wenigstens einmal gebraucht.

    @Peter: nur genug Emmentaler drüber reiben, dann wollen wir gucken, wer wen oder was verputzt 🙂

    @Nathalie: der Gemahl spricht bayerisch ?

    @Basler Dybli: wir haben noch eine ungebrauchte Porzellan-Quicheform. Ich habe nur Angst, dass ich sie Wähe nicht aus der Form kriege.

    @Multikulinaria: ist wohl eher ein südliches Gemüse, und die farbigen Sorten sind m.W. schweizerische Züchtungen.

    @utecht: die Farben sind so unwiderstehlich, besonders an grauen Wintertagen.

    @Eva: bei Fotovorlagen von steph muss man sich besonders Mühe geben 🙂

  14. Tolle Farben und ein tolles Gericht.
    Schade, daß ich keinen Mürbeteig in den elterlichen Kühlschrank geschmuggelt habe. Obwohl – die mögen Tarte eh nicht so. 😦

  15. „@der Muger: Du pflanzt ihn an, um ihn zu kompostieren?“

    Nein, nein – ich kaufe ihn, weil er so schön aussieht.
    Und dann schmeckt er dann doch bloss wieder wie Mangold. Und kommt auf den Kompost…

  16. Ja, es ist wirklich unglaublich, was Frauen in Haushaltläden überflüssige Gerätschaften einkaufen und dann doch nie gebrauchen. 😉

    Schöne Tarte. Könnte man bestimmt auch mit Wirsing statt Mangold machen, mit Spinat sowieso. Dann wird’s wieder saisonaler. Aber Mangold mag ich immer.

  17. Mhm… also, bei uns hab ich auch welchen gesehen… und gekauft…
    Gut, dass du es trotzdem getan hast 🙂 was für ein Anblick…

  18. @Hesting: vielleicht liegts am französischen Namen, dass sie Tartes nicht so mögen. Nenn sie einfach Kuchen.

    @der Muger: durch solche Anfechtungen muss man ein paarmal hindurch bis man gehelit ist.

    @Bolliskitchen: wenn Du mit französischen Einstellungen arbeitest, findest Du deine Quiche ganz oben. Ich arbeite mit Schweizer Einstellungen und finde meine Tartes ganz oben. Google macht das extra, damit jeder von uns zufrieden ist.

    @Claus: das ist kein richtiger Blätterteig !

    @Barbara: im Vertrauen, ich habe eben auch wieder was hinzugekauft 🙂

    @sammelhamster: für uns ist und bleibt es eine Wähe.

    @Elisabeth: man kann nicht immer unter einen Baum liegen und warten 🙂

  19. wir lieben Mangold, mehr noch als Blattspinat und der wird hier schon super gerne gegessen. Rezept habe ich mir schon gespeichert und wird beim nächsten zu erwartenden Besuch serviert 😉

  20. Und der Quarkblätterteig geht so richtig schön auf beim Backen?
    Ich hab mal ein sogenanntes Blitzblätterteigrezept ausprobiert und war vom Ergebnis enttäuscht, aber naturlich ein ganz anderes Rezept.

  21. Bei uns gab es gestern auch Mangold. Herr L. hat sich extrem lobend geäußert.
    Das “ Nicht schlecht“ in der Schweiz fand ich sehr gewöhnungsbedürftig. An schlechten Tagen dachte ich keine netten Dinge und habe in meinem Zorn die arme Person gehänselt.

  22. Ganz nach meinem Geschmack. Hier gab’s heute einen Rest Quiche mit Rosenkohl und Walnüssen. Auch nicht schlecht ;-))

  23. …was heißt hier „überflüssige Gerätschaften“??? So eine Rechteckform, ach jaaaa, die würde mir auch gefallen! 😛
    Sieht cool aus, die eckige Quiche!

  24. @uwe@highfoodality: ich lasse mich ungern auf Kämpfe ein, bin meistens der Verlierer.

    @irene: erstaunlich, wie er machenorts geliebt, anderso wieder gehasst wird.

    @Suse: wegen der geringen Anzahl Faltungen wird er nie aufgehen wie ein klassischer Blätterteig.Aber die paar Schichten sind schon da.

    @nina: aus sprachlichen Missverständnissen sind schon Kriege entstanden.

    @april: die Rosenkohlquiche habe ich noch vor mir.

    @la grosse mère: bloss an den herausnehmbaren Boden muss man sich gewöhnen.

  25. gestern gesehen, gestern gemacht. ohne speck (weil zu mittag aufgegessen), mit uraltem gouda, ohne rastzeiten und ohne touren, trotzdem sehr gut. danke.

  26. Nein, das Problem heißt Trennkost. Und Kuchen kommt daher noch weniger an. Meine Bäckerei ist daher ein immer wieder neu zu erzwingender Kompromiß.

  27. Übrigens haben wir auch eine Form mit herausnehmbarem Boden, allerdings rund. Wann die das letzte Mal benutzt wurde? Keine Ahnung …

  28. @katha: der Speck würde mir auch mittags fehöen.

    @Hesting: Trennkost ist uns gänzlich fremd, obwohl wir den Salat separat essen.

    1. beide Formen zu besitzen, ist praktisch. Walle ich einen Teig viereckig aus, wird er rund, walle ich ihn rund aus, wird er viereckig.

  29. Moin. Lese schon länger Deinen Blog und habe schon diverse Sachen „abgeguckt“ und nachgekocht.
    Am Wochenende gabs zum Brunch diese feine Tart. Und das bei meinem ersten Versuch an Blätterteig. Aber ich muss sagen, hat alles tadelos geklappt und ich habe noch Teig für die 2. Protion übrig 😉
    Roter ausgewachsener Mangold ist hier im Norden nicht zu bekommen aber bei der Metro gab’s rote Babymangold-Blätter, den bracuhte man nicht mal klein schneiden.
    Ich mache dies Tart auf jeden Fall wieder!!!

    1. Danke ! Der kleine Babymangold ist ein guter Ersatz. Do kannst sie wieder machen, bei mir heissts leider „hatten wir schon, kann ich kein zweitesmal bringen“ 😉

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