Edouard Manet: Asperges. Asparagi alla Milanese

Edouard Manet (1832-1883): La botte d'asperges mit Aufwärtsdrang

Die Idee, Kunstbetrachtungen über Stillleben von Nahrungsmitteln mit einem daraus gekochten Gericht zu verknüpfen, ist nicht neu. Mit diesem Thema befasst sich im fernen Australien ein eigens darin spezialisierter Blog und selbst die Schweizer CO.OP Zeitung hat sich zwei Male darin versucht. Von Kunstbetrachtungen verstehe ich nichts, dennoch gefallen mir manche Stillleben so gut, dass ich sie ab und zu als Ausgangspunkt nehmen will, ein Bild fotografisch nachzustellen und dazu ein mehr oder weniger passendes Gericht zuzubereiten.

Edouard Manet, französischer Maler, ist einer der Wegbereiter der modernen Malerei. Im Musée d’Orsay in Paris wird derzeit (bis 3. Juli) eine umfassende Werkschau des früher von Museen als Salonmaler abgestempelten Meisters gezeigt. Bei wiki gibts eine Zusammenfassung wichtiger Werke zu sehen.

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Nachgestellt mit Petersilie und Abwärtsneigung

Gemäss einer berühmten Anekdote soll der Auftraggeber des Spargelbildes Manet 200 Francs mehr bezahlt haben, als vorher ausgemacht war. Manet malte deshalb noch ein weiteres Bild mit nur einem einzigen Spargel und übergab das Bild mit den Worten: „In ihrem Bund fehlte noch eine Stange“. zum Bild: Une asperge seule.

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Asparagi alla Milanese

Asparagi alla Milanese

Zutaten
1 kg Spargeln (10 dicke Spargeln, die hab ich mich nicht getraut mit der Schlauchmethode zu garen !!!)
1 Tlf. Zucker
1 Tlf. Salz
1 Prise Muskatnuss
100 g Parmesan, teils frisch gerieben, teils in Spänen
50 g Butter
glatte Petersilie

bei uns mit weissem Spargel, in Mailand wird sowohl weisser wie grüner Spargel zu diesem Gericht verwendet, dazu Spiegeleier (ohne Rezept)

Zubereitung
(1) Spargeln schälen, Ende nach Erfordernis einkürzen. Aus dem Abfall mit 3 Liter Wasser während 15 Minuten einen schnellen Spargelfond kochen.
(2) Spargeln im schwach siedenden, gewürzten Spargelfond knapp aldente kochen (etwa 13-15 Minuten). Dabei die Stangen wenn möglich stehend in einem hohen Topf garen, dabei die Spitzen vom Wasser unbedeckt lassen. Nur soviel Wasser wie nötig verwenden.
(3) Spargeln herausheben, auf einem Tuch kurz abtropfen und etwas abkühlen lassen.
(4) zwei Gratinplatte ausbuttern, die Spargeln nebeneinader darin verteilen. Mit geriebenem Parmesan bestreuen. Die zerlassene Butter darübergiessen.
(5) Spargel im vorgeheizten Backofen bei 250°C knapp 10 Minuten gratinieren. Mit der Petersilie und Parmesanspänen bestreuen.
(6) In der Zwischenzeit Spiegeleier langsam anbraten und auf den Spargeln servieren. Das Eigelb soll beim Aufschneiden über die Spargeln laufen.

Im Übrigen gilt das Sprichwort: Kirschen rot, Spargel tot. Schluss mit Spargel hier.

30 Kommentare zu „Edouard Manet: Asperges. Asparagi alla Milanese“

  1. S‘ Upgrade mit em Peterli bringt‘ s. Dr ney Helge isch viel scheener !
    P.S. I ha grad gseh, dass dr Herr Mälzer aktuell (und fälschlicherwiis) immer no Angge in‘ s Kochwasser tuet …

  2. Da freue ich mich doch nach 1,5 Wochen abwesenheit vom Spargelstand heute abend auf „Nachschub“, und bei dem Bild wird es gleich nachgekocht.

  3. Das Sprichwort habe ich noch nicht gekannt. Bei uns sind die Kirschen schon eine ganze Weile rot und die Spargelfelder grasgrün, weil die Bauern den verbliebenen jetzt blühen lassen. Mit Kunst geht es mir wie mit Wein, ich liebe beides, versteh nix davon, nur was mir schmeckt oder gefällt. Ist doch auch etwas??

  4. Da gab es doch mal so „Zu Gast bei …“ -Kochbücher, u. a. auch „Zu Gast bei Edouard Manet“.

    Das Sprichwort ist lustig. Stammt sicher aus einer Zeit, in der es unmöglich war, dass es Spargel schon am Markt gibt, wenn die Kirschen gerade mal zu blühen anfangen.

    Dieses Jahr habe ich für mich gelernt, dass mir Klassik-Spargel besser schmeckt als die dicken Solo-Stangen.

  5. Eine schöne Idee ist das, die Stillleben der Kunstgeschichte als Vorbilder für Mahlzeiten herzunehmen. Ein reiches Aufgabengebiet. Aber lass vorher noch die Kirschen knacken.

  6. Lieber Robert,

    die Idee mit den Bildern zum Nachkochen finde ich genial. Ich freue mich schon auf weitere Rezepte und Bilder.
    Das einzige was ich mich frage ist, wie du das Grünzeugs unter dem Spargel als Petersilie erkannt hast? Ist das eine freie Interpretation? Was ja bei Kunst immer in Ordnung ist, oder gibt es kunsthistorische Gründe für deine Interpretation?

    Es grüßt mit ratlosem Blick

    Martin

  7. Lieber Robert,

    noch eine kurze Anmerkung zu deinem Spargel auf französisch. Ich habe einmal in einem Radiobeitrag über Spargel gelesen, dass die Franzosen ihren Spargel nicht schälen sondern ganz bayrisch (wie eine Weißwurst) auszuzeln (also auf Deutsch etwa: aussaugen). Mir kommt dies zwar etwas seltsam vor beim Spargel, manchmal auch bei der Weißwurst. Aber wenn das Bild schon von Magnet ist? Die Franzosen sind doch ein gar seltsames Feinschmeckerland.

    In diesem Sinne würde ich dir jetzt französische Grüße schicken, wenn ich des französischen mächtig wäre

    Martin

  8. Gegen Kirschen habe ich ja auch nichts….aber so zwei-dreimal Spargel wäre schon noch schön 😉
    Aber in echt, nicht gemalt!

  9. Wunderbar, lieber Robert, diese Idee! 🙂
    Ich bin als Kunstliebhaberin sehr dafür und muss sagen, das gefällt mir außerordentlich gut, was du gezaubert hast! So einen Spargel hätte ich Manet nicht zugetraut, aber ich lerne nicht aus 🙂

  10. Puh, dieses Rezept hat Erinnerungswert bei mir. Mein Bruder wollte seiner kleinen Schwester etwas Gutes kochen. Er kochte genau dieses Rezept. Und ich mag keinen Spargel, erst recht nicht mit Ei. Er hatte es aber mit soviel Liebe gekocht, dass ich es ganz schnell gegessen habe.

  11. Hm, Spargel. Einmal gönne ich ihn mir auch noch. Ich mache ihn meistens im Backofen und in Alufolie eingeschlagen. In die Folie kommt dann auch noch ein wenig Salz, etwas mehr Zucker und kleine Butterflöckchen. So schmeckt er wirklich sehr lecker, vor allem, wenn er ein wenig braun wurde.

  12. Ich WILL nochmals Spargeln essen, nach diesem herrlichen Bild!
    Aus dem Steamer schmecken sie uns besonders gut, weil ihr Aroma nicht ins Wasser fliesst. Und al dente bis weich sind sie innert 20 Minuten.

  13. Hochgeschätzt fühle ich mich von dir als Leserin, da du unsereinem nicht nur deutsch-italienisch betitelte Speisen vorsetzt, sondern uns auch noch auf französische Seiten verweist. Aber so ein kleines Artikelchen zu übersetzen, schaffen wir doch mit links 😉 Schöne Anekdote!!

  14. Ein Trend, der bisher spurlos an mir vorüber gegangen ist, aber ein schöner! Da wir in Ingelheim zur Zeit einen Schweizer zu Gast haben (Adolf Wölfli bei den „internationalen Tagen“) werde ich in den nächsten Tage mal in der Ausstellung schauen, ob es ein Photo von ihm gibt, das ich nachkochen könnte.

  15. @Mestolo: die Regel mit den Kirschen bekömmt dem Spargel aber besser 😉

    @Basler Dybli: Herr Mälzer darf ins Wasser reintun was er will. Ich schaue kein TV.

    @der Muger: ein echter Manet ist für mich unerschwinglich 😉

    @Tina: hier hats auch eine kleine Verschnaufpause gegeben, und den da zum Abschluss.

    @Verboten gut !: bin ich mir gewohnt, ich esse auch beide Spiegeleier.

    @Rosa: die Olympia von Manet ist noch schöner 😉

    @Claus: an Spargel kann man nicht viel verbessern, wie auch an Erdbeeren nicht, und an Kirschen, und an…

    @Magdi: da liegen, bzw. stehen wir auf der gleichen Wellenlänge 😉

    @Eline: die Bücher kenne ich nicht, aber in jedem Museum hats Vorlagen. Das Kochen übernehme ich gerne. Die dicken schälen sich halt schneller -)

    @Buchfink: dochdoch, Kirschen gibts auch noch.

    @Klärchen Kompott: fragst mal an im Musée d’Orsay in Paris.

    @Martin: trotz langer, vergleichenden Studien habe ich die Natur des Krautes unter den Manetschen Spargeln nicht identifizieren können. Lange habe ich an Pfingstrosenblätter gedacht. Das wäre ein Thema für eine kunsthistorische Doktorarbeit.
    In Elsässer Beizen hocken viele Basler und zutzeln Spargeln aus. Ich vermute, dass das nicht Absicht der Franzosen, sondern eher die Faulheit der Wirte bzw. der Spargelschäler ist.

    @Sammelhamster: „in echt“, das könnte man sich von manchem Bild wünschen 😉

    @Elisabeth: Manet hat sehr gut verkauft und konnte sich Spargeln problemlos leisten 🙂

    @nina: Spargeln nicht ? Oh, schade. Du Ärmste.

    @Hilke: meist mache ich ihn im Bratschlauch. Nur mit diesen dicken Exemplaren hatte ich keine Erfahrung, wie lange sie zum Garen brauchen, kann ja nicht den Bratschlauch anstechen.

    @Cooky: ist etwa dasselbe wie aus dem Bratschlauch.

    @Sylvia: nicht dass ich mir Sorgen um die Bildung meiner Leser machen würde, hab genug mit der eigenen zu tun 😉 heut Mittag gabs Trofie mit Bohnen und Pesto. Demnächst.

    @Arthurs Tochter: Adolf Wölfli, Anstaltsinsasse, musste wohl Anstaltskost essen. Hier aus einem seiner Werke ein Tipp: Tomatensuppe 🙂
    Adolf Wölfli

  16. Oh, das hatte ich gerade in Domodossola – mit grünem Spargel. Großartig. Und das, wo ich sichtbare Eier sonst eher nicht mag.

  17. Du hast’s mal wieder geschafft – ich geh‘ nochmal Spargel (hier ohne „n“ ;-)) kaufen! Manets Kraut drunter würd‘ ich als Rauke sehen, zuerst hatte ich auf Estragon getippt, weil der ganz gut zu den Spargeln passt…
    Tomatensuppe gab’s gestern, Notessen (dennoch wohlschmeckend) für Hungrige mit wenig Zeit zum Kochen.

  18. Interessant das Aussehen des Spargels damals und heute … da das Blattwerk nicht identifizierbar ist (auch sonst keine Bezugsgröße vorhanden ist), lässt sich nicht ausmachen wie groß und dick der Spargel früher tatsächlich war.

  19. @Kochschlampe: klein geschnitten kann man sie kaum als solche erkennen.

    @twocents: Ich weiss, in Deutschland kommt das „n“ nur beim Verspargeln vor. Rauke ists nicht, Estragon auch nicht.

    @Christine: vermutlich gleich dick oder dünn wie heute.

  20. Es könnte trotzdem Rauke sein, die war zu jener Zeit viel dicker und wurde nicht gezüchtet, darum ist sie auch nicht so „blutleer“ wie die heutige.

  21. Ich hätte das Kraut darunter auch für Estragon gehalten – mein Lieblings-Kräutliein. Und damit wird es den Spargel wohl bei mir am Wochenende geben: Mit Sauce Bearnaise (in der ja schließlich auch Eier sind, wenn auch aufgeschlagen).

  22. @Cooky: so grosse Rauke habe ich bei der Wildform noch nie gesehen.

    @Nathalie: find ich auch.

    @Ute S.: ist ebenso klassisch und gut..

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