[K]ein Kochbuch

Kleiner Brotaufstrich und warum Bücher riechen

Länger lässt es sich nicht mehr in der Schublade halten: Das Buch ist im Druck. Unlängst waren wir: Lucas und Bettina Rosenblatt, Tochter Stephanie Rosenblatt (Buchgestalterin und Jungverlegerin) und ich „Buch gucken“ in Radolfzell (D) in der Druckerei Uhl.

Druckerei (2015 09 28_9117)

Interessant, vom Profi zu erfahren, wie Offsetdruck funktioniert. Auch meine Frage, warum Bücher riechen, wurde beantwortet:
Die Geruchsbildung hänge von vielen Faktoren ab und unterliege, je nach Art der Papiere und Menge aufgetragener Farbe, erheblichen Schwankungbreiten. Insbesondere bei Verwendung von Naturpapieren sei ein erhöhter Farbauftrag notwendig. Der Geruch selber komme von oxidativ trocknenden Bestandteilen der Offsetfarben. Zwar wäre es möglich, Farben, die für den Druck von Lebensmittelverpackungen zugelassen sind, einzusetzen. Die fehlende Trocknungsfähigkeit mache dann aber ein Überlackieren mit einem Dispersionslack notwendig.

Kurz:
Einsatz von viel Chemie=wenig Geruch.
Einsatz von wenig Chemie und Naturpapieren=stärkerer Geruch, dafür ökologischer in der Gesamtbilanz.

Hier einige Impressionen aus der modernen Druckerei:
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Imposanter Maschinenpark für ein so kleines Buch in so kleiner Auflage
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Der Papiergreifer
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Die Falzmaschine
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Ab in die Ausschusstonne, bevor die Mona Lisa auch noch zum Kochlöffel greift!
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An diesem Buch hätte ich noch endlos lange um- und weiterschreiben wollen. Man musste es mir entwinden. Gedruckt und auf Paletten geschichtet liegt es nun da. Ein einziges Exemplar hätte mir gereicht. Wenig und doch so viel.  Wehmut und Trennungsschmerz kommen auf.  Wie heisst es doch bei F. Schiller in einem Brief an Goethe: „Der Abschied von einer langen und wichtigen Arbeit ist immer mehr traurig als erfreulich.“
Buchdruck

Nächsten Sonntag gibts hier im Blog mehr Informationen zum Buch, einen Blick in das Inhaltsverzeichnis, vielleicht sogar einen link, wo man es bestellen kann.

Da kein Mensch nur von Walzenmilch leben kann, habe ich abends noch ein paar Brötchen gestrichen. Nach einem Rezept von Lucas:

Bresaola-Aufstrich

Bresaola-Tatar

Zutaten
100 g Bresaola (3 dicke Scheiben), fein gewürfelt
100 g Sauerrahm
2 Elf. Körnersenf
1/2 Apfel, geschält und fein gewürfelt
3 EL Calvados
1 Stück Lauchherz, fein gewürfelt
Prise Cayenne
10 rosa Pfefferkörner, zerdrückt
4 Wacholderbeeren, zerrieben
Fleur de Sel

Zubereitung
(1) Apfelwürfelchen im Calvados weich dünsten.
(2) Mit restlichen Zutaten mischen.
(3) auf geröstete Baguettescheiben streichen.

46 Kommentare zu „Kleiner Brotaufstrich und warum Bücher riechen“

  1. Total interessant zu erfahren, wie sich das Drucken verändert hat in den Jahren.
    Mein Opa hatte noch eine Buchdruckerei, in der ich als Kind täglich spielte, mehr als 45 Jahre ist das her.
    Liebe Grüße!

  2. Gratulation und viel Erfolg beim Abverkauf!
    Meine Bücher habe ich auch immer begleitet, bin zur Druckabnahme an die Maschinen. Und «an die Leserschaft entlassen» habe ich die Kochbücher immer auf eine ganz spezielle Weise. Wie das für dich passt, musst du selbst herausfinden…
    Mit besten Grüssen,
    FEL!X

    1. Diesem Jahrmarkt der Eitelkeiten würde ich mich am Liebsten entziehen. Ferien machen. Weitweg. Aber das Wetter will derzeit nicht, wie ich will.

      1. Nicht, dass du jetzt denkst, ich hätte dies mit grossem Medien-Trara gemacht, nein: ganz im stillen, ganz für mich.
        Am Abverkauf war ich nie direkt beteiligt, denn ich habe mir alle Bücher stets mit einer Pauschale honorieren lassen!

  3. Ach, wie aufgeregend. Und ich kann mir gut vorstellen, dass jemand, der so ordentlich und genau arbeitet wie du, immer noch eine kleine Stelle zum Feilen findet, die niemand aufgefallen wäre. Ich freue mich auf den ersten Einblick und natürlich freue ich mich auf euer Buch!

    1. Die letzten Stunden vor der Abgabe waren bezüglich Korrekturen die Ergiebigsten, mit der Zeit wird man durch das viele Korrekturlesen gänzlich Fehlerblind.

  4. „never say never“ ! Obwohl i mir gschwèèrt ha, kaini Kochbiecher me z‘ kaufe wird das die Uusnaam si. Wenn sogar no d‘ Mona Lisa mitgmischlet het, muess das bigoscht e Maischterwäärgg si.
    I frai mi druf !

  5. Toll, wenn die Seiten ge- und verbunden werden. Herzlichen Glückwunsch, dass die Trennung geglückt ist und das macht wenn auch wehmütig Platz für Anderes. Feine Schnittchen sind das 🙂

    1. Danke. Inzwischen habe ich schon einen tropfenden Wasserhahn geflickt und mir vorgenommen, wieder mehr zu kochen. Mir wird nicht langweilig.

  6. Lieber Robert,
    nochmals Glückwunsch zum Buch!
    Dass ein wenig Trennungsschmerz aufkommt, wenn man es „loslassen“ muss, kann ich nachvollziehen.
    Danke für diesen interessanten Ausflug ins heutige Buchdrucken und ich bin schon riesig gespannt auf nächsten Sonntag!
    ( BITTE nicht den Link vergessen, wo man es bestellen kann)

    Nun erstmal einen schönen Sonntag für euch
    Liebe Grüße Eva

    1. Danke Eva,
      der Abschluss hat auch seine positiven Seiten: ich kann endlich alle Notizen und Korrekturausdrucke fortwerfen und kriege wieder etwas mehr Platz in meiner Bude.
      Wünsche auch Euch einen schönen Sonntag (hier mit Polenta und Hackepeter)

  7. Deine Brötchen sehen verführerisch aus und auch Euer Buch wird ein verführerischer Leckerbissen werden. Am nächsten Sonntag ist früh aufstehen angesagt 😉
    Liebe Sonntagsgrüsse,
    Andy

  8. Der trübe Tag hat sich gleich erhellt nach dem Lesen deines Beitrages. Ich freue mich sehr, dass du einen Traum verwirklichen konntest. Loslassen ist immer etwas schwierig, aber wie Eylem schreibt: Es gibt Platz für Anderes. Alles Gute und herzlichen Glückwunsch!

  9. Ein Buch? Was? Wo? Wie? Bin völlig unterinformiert! (Kommt davon, wenn man mal ein paar Wochen weg vom Fenster bzw. ohne PC in den Ferien ist.) Erwarte gespannt wie ein Flitzebogen den nächsten Sonntag.

    1. Dazu sind Ferien doch da, dass man die Gegenwart an sich vorüberrauschen lässt um sich zuhause von der Zukunft überraschen zu lassen 😉

  10. „So eine Arbeit wird eigentlich nie fertig, man muss sie für fertig erklären, wenn man nach Zeit und Umständen das Möglichste getan hat.“ Dies erkannte mit Weitsicht und Erfahrung Goethe in der Italienischen Reise. Es hilft, wenn man bei seinen eigenen Vorhaben nicht zum Ende findet, und wenn auch der Perfektionismus der natürliche Feind der Selbstbeherrschung zu sein scheint, der Ratschlag gibt Halt. Einen anderen Rat verdanke ich meinem Lehrer aus Studienjahren, dessen wissenschaftliche Werke oft über Jahre brauchten, bis sie endlich veröffentlicht wurden; er nannte es ein bisschen selbstironisch seine postnatale Depression, da auf die beständige Arbeit plötzlich eine große Leere folgte. Um dem zu entgehen, begann er während der letzten Monate bereits mit der Vorbereitung eines anderen Projekts. Das lindert den Trennungsschmerz, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann.

    1. Da wir uns damit bewusst Zeit gelassen haben (über 3 Jahre) geriet ich von einer gemütlichen, gelegentlichen Sammeltätigkeit plötzlich in eine terminbedingte Hektik. Dank der Gestalterin gelang es aber doch, Ordnung in mein überbordendes Chaos von Texten und Bildern zu bringen. Ganz einfach durch Eliminieren und Kürzen. Und jetzt geniesse ich bereits wieder die wiedergewonnene Freizeit.

  11. ‚lamiacucina‘ analog und zum in den Händen halten???
    Das wird sicher ein Genuss!
    Als ob schon Weihnachten wäre.

    1. Ganz nach dem Motto: „es gibt sinnvollere Geschenke, als alkoholische Getränke“. Wobei das Eine das Andere nicht ausschliessen muss.

  12. Gaaanz grosses Kino! Kann das Buch kaum erwarten.. sind handsignierte Exemplare in Planung 🙂 ?
    Meine Frau ist Bibliothekarin und die Stadtbibliothek Mönchengladbach wird Exemplare für ihr Haus zu bestellen.
    Viel Erfolg!

    1. Handsigniert? Wenn das die Leser freut, werden wir schon einen funktionierenden Schreibstift finden. Handschrift hab ich am PC verlernt, mach ich halt Kreuzchen 😉

  13. Herzlichen Glückwunsch, Robert, zum Keinbuch. Die „Gemeinheit“ geht erst los, wenn man das fertige Buch in den Händen hält und feststellt, was man alles hätte besser machen können. Ich hoffe doch sehr, dass Du mir ein Exemplar reservierst, denn ich bin freudig gespannt darauf…

    1. Das ist sicher ärgerlich, aber da man nichts mehr dazutun, nichts mehr ändern kann, muss man sich damit abfinden. Das sollte ich können. Ausgeliefert wird ab 4.11.

  14. Das ist ja eine tolle Nachricht!! Da freue ich mich schon sehr auf nächsten sonntag. Ich bin doch sooo neugierig.

  15. Toll, als ein echter, getaufter (gegautschter) Jünger Gutenbergs habe ich natürlich riesig Freude am obenstehenden Blogeintrag und freue mich auf den Link. LG aus der luzerner Provinz

  16. Herzliche Gratulation aus Wien!
    Ein (stiller, aber fleißig nachkochender) Fan der ersten Stunde sagt Danke für die unzähligen Beiträge und jetzt die Mordsarbeit am Buch.
    LIebe Grüße, Ursula

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