Allerleihrauhs Brotkohlsuppe: Pancotto e cavolo nero

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s war einmal ein König….  Als Allerleirauh nun in die Küche kam und an ihre Arbeit gehen und die Asche zusammenkehren wollte, sprach der Koch: »Laß das gut sein bis morgen und koche mir da die Suppe für den König, ich will auch einmal ein bißchen oben [dem Tanze] zugucken, aber laß mir kein Haar hineinfallen, sonst kriegst du in Zukunft nichts mehr zu essen!« Da ging der Koch fort, und Allerleirauh kochte die Suppe für den König und kochte eine Brotsuppe, so gut es konnte, und wie sie fertig war, holte es in dem Ställchen seinen goldenen Ring und legte ihn in die Schüssel, in welche die Suppe angerichtet ward. Als der Tanz zu Ende war, ließ sich der König die Suppe bringen und aß sie, und sie schmeckte ihm so gut, daß er meinte, niemals eine bessere Suppe gegessen zu haben. Wer das Märchen nicht kennt, mag es hier nachlesen.

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Schwarzkohl

Brotsuppe also. Nichts als altes Brot, Wasser, Kohlgemüse. Die Königin unseres Haushalts wollte auch Brotsuppe, die ihr so gut schmecke, dass sie meine, niemals eine bessere gegessen zu haben. Ich arbeite viel in der Küche, da trage ich Holz und Wasser, schüre das Feuer, rupfe das Federvieh, erlese das Gemüs‘, kehre die Asche und tue alle schlechte Arbeit. Doch Brotkohlsuppe habe ich noch nie gekocht. Ritter Claudio verheisst Rettung mit dem Rezept seiner abbruzzesischen Brotsuppe, sekundiert von der wilden Henne. Doch cima di rapa ist keiner im Hause. Hingegen eine Staude Schwarzkohl. Hmm. Isst ein König aus einem deutschen Märchen Tschima di rappa ? Nein, ein deutscher König isst deutschen Kohl !  Schwarzkohl. Cavolo nero, der italienischste der deutschen Kohle. Also koche ich armes Allerleihrauh meine Suppe mit Schwarzkohl. Um Haare in der Suppe brauche ich mich wenigstens nicht zu sorgen. Und oh Wunder: die Suppe schmeckte der Königin ausgezeichnet. So gut, dass die Königin sprach: »Du bist mein lieber Bräutigam, und wir scheiden nimmermehr voneinander!« Darauf lebten sie vergnügt bis zu ihrem Tod.

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Schwarzbrot

Zutaten
350 g Schwarzkohl (Palmkohl, Toskanischer Kohl)
altes Brot, mindestens 3 Tage alt
3-4 Knoblauchzehen
1 Peperoncino
(L.: 1 Lorbeerblatt, 1 Zweig Thymian)
Olivenöl
Salz, schwarzer Pfeffer
ca. 5 dl Wasser (L.: Gemüsebrühe)

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Aroma

Zubereitung
(1) Brot grob stückeln. Schwarzkohl waschen und die dicken Stiele am untern Ende wegschneiden. Rest grob zerkleinern. In einer Pfanne Olivenöl erwärmen und mit Knoblauch, dem Lorbeerblatt, Thymian und Peperoncino bei sanfter Hitze aromatisieren.
(2) Schwarzkohl zugeben. kurz mitdünsten, dann mit etwas Wasser oder Brühe angiessen. Zugedeckt aufkochen, bis der Kohl zusammenfällt, dann knapp mit Wasser bzw. Brühe bedecken und zugedeckt 15 Minuten köcheln. Salzen, pfeffern.
(3) Brotbrocken in die Pfanne legen und leicht andrücken, damit sie sich vollsaugen. Bei ganz altem Brot Deckel nochmals auflegen und kurz warm stellen. Alles in einen Teller kippen und reichlich Olivenöl darüber träufeln.

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mit Parmesan schmeckts noch besser

Readers Digest (Abstract für eilige Leser, die keine Märchen mögen):
Allerleirauh, eine elternlose Waise, kocht aus Wasser, altem Brot und Schwarzkohl eine ausgezeichnete Suppe, für die er von einer Königin gelobt und geheiratet wird.

Mein zweiter, diesmal dunkelgrün-schwarzer Beitrag an Uwes Farbevent.

HighFoodality Blog-Event Cookbook of Colors

27 Kommentare zu „Allerleihrauhs Brotkohlsuppe: Pancotto e cavolo nero“

  1. Ein sehr interessantes Märchen! Der Vater heiratet ja am Ende doch die eigene Tochter, obwohl alle ihn davon abbringen wollen. Offenbar: Liebe geht durch den Magen… Einfach, klar und unkompliziert soll es für den König sein!
    Hat Rauhtierchen Roberts Königin denn auch ein goldenes Ringlein in der Suppe gefunden?

  2. Dir scheinen die Ideen wirklich nie auszugehen und auch mit immer neuen Zutaten wartest du auf – ich bin immer wieder aufs Neue begeistert (wie wir alle wohl?!! 🙂 )

  3. Hallo mein Lieber,
    es gleicht schon fast einer Sucht, wie ich morgens in mein Mailpostfach schaue um entweder schöne Bilder aus der Schweiz oder neue Rezepte zu finden. Deine Kohlsuppe kam mir bekannt vor – sie ähnelt ein wenig der Zuppa Volterrana für die ich keine Rezept hatte, bis mir ein befreundeter Ur-Italiener (der auch gleichzeitig Vorsitzender der Köchevereinigung von Pesaro ist und im Ritz in Senigallia den Löffel schwingt) seine Version schickte. Ich hab sie leicht verändert und nachgekocht: Rezept Zuppa Volterrana
    Liebe Grüsse von einem Bewunderer Deines Blogs

  4. Ob mit Kohl oder mit Cima di Rapa – ein königliches Mahl. Könnte es bei mir öfters geben, aber dafür müsste ich noch mehr Brot hart werden lassen.

  5. Schwarzkohl, hatte ich auch erst grad aus Mailand mitgebracht.
    Einfach traumhafter Geschmack, dieses Gemüse!
    La zuppa pane cotto 🙂 toll. gehaltvoller als La minestra aqua cotta 😉

    auf neue kamera wartende Grüsse.
    Albino

  6. Warum heißt die arme Frau Allerleirauh??? Neigt sie zu trockener Haut, insbesondere an den Händen und sollte sie sich mal was Pflegendes gönnen? Kommt bestimmt vom vielen Spülen in der Schlossküche. Ich sag’s ja, Haushalt ist die Hölle!

  7. Wunderbare Fotos, wieder mal, ein Genuss. Das Schwarzkohl-Foto (Wirsing?) sieht aus, wie ein Ungeheuer mit Schlangenkopf, das diesen nachdenklich auf seine Pranken legt 😉
    Herzlichen Gruß, Franka (ehemals A.)

  8. @Sugarprincess: oh nein, nichts von In.zest. Allerleihrauh flieht in den Wald des Nachbarkönigs, in dessen Küche wird es aufgenommen.

    @Bea Wyler: 😉 heute werden Gehstöcke aus Black Carbon Fiber hergestellt.

    @Rosa Mayland: and so cheap.

    @Eva: mir selber fällt nichts ein, bin aber gut im zusammensammeln und kombinieren 😉

    @rogeda: Danke ! die Mezzadria, das italienische Feudalsystem, ließ den Landarbeitern der Toskana kaum etwas zum leben, deshalb gehörten dort billige Brotsuppen zur Alltagskost.

    @Wilde Henne: je kleiner der Haushalt, desto grösser der Anfall an altem Brot 😦

    @Albino Tuosto: also doch eine neue, muss halt sein.

    @Überall & Nirgendwo: den Namen kriegte es von einem seiner drei Mäntelchen, zusammengesetzt aus tausenderlei Pelz und Rauchwerk, und ein jedes Tier in des Vaters Reich mußte ein Stück von seinem Fell dazu geben. Wer Märchen liest und die GWM spülen lässt, hat mehr vom Leben.

    @lieberlecker: Die Herren Grimm feiern dieser Tage das zweihundertjährige Erscheinen ihres Werkes.

    @Dirk: elegant, wie Du den gordischen Knoten zwischen „es“, „sie“ und ihm gelöst hast 😉

    @Franka: jetzt seh ichs auch, das hätte auch zum Märchen „Die zwei Brüder“ gepasst. Schwarzkohl ist kein Wirsing.

  9. Was für feine Sachen Du aus einfachen Zutaten machst; es ist jedes Mal ein Genuss, das zu sehen. Etwas Ähnliches gibt es bei uns am Wochenende; da muss der Wirsing aus der Gemüsekiste dran glauben.

  10. Wieder einmal: Die einfachen Dinge sind einfach die besten. Dem wahren Hexenmeister gelingt es immer wieder, dies aufs Perfekteste vorzuführen. Wen dieser Text und diese Bilder nicht gluschtig machen, dem ist absolut nicht (mehr) zu helfen. Lieben Dank!

  11. Gestern habe ich das erste Mal (bei uns gibts das irgendwie nicht) Cima di Rapa gekauft. Heute hangel mich durch die Blogs und stoße immer wieder auf das gleiche Rezept. So auch ich heute. Witzig. Das läuft ja ähnlich flugs wie bei deinem Kaffeeöl ;o)

  12. Der Vater dieser Königstochter hätte jedenfalls offenbar keine Skrupel gehabt, sie zu ehelichen… Aber es stimmt ja Grimm sei Dank, dass es offenbar ein anderer König ist, in dessen Wald sie gefunden wird. Drewermann und Kast haben sich ja auch schon tiefenpsychologisch mit den wunderbaren Schöpfungen aus dem Hause Grimm beschäftigt. Bei Frau Kast findet man auch eine Deutung dieses Märchens…

  13. Jetzt kann ich auch Schwarzkohl kaufen, weil ich Dein Rezept habe. Schwarzkohl gibt es bei uns im Bio-Supermarkt. Allerleirauh ist ein wunderbares Märchen!

  14. Geh bitte, ihr Schweizer. Kein Wunder, dass ihr die Liste der Top-Geburtsländer anführt… du weißt schon… wo muss man geboren werden, damit man im Jahr 2030 möglichst gut dasteht. Wir Österreich sind ja nicht einmal unter den Top Ten. Nur Platz elf. Das liegt daran, dass wir immer so unglaublich langsam und träge sind. Schwarzkohl!!! Ich will Schwarzkohl!!! Wann wird sich das bei uns rumsprechen, dass ohne Schwarzkohl bei den Bloggern gar nix mehr geht. Ich trage Claudios Post schon seit zwei Wochen in meinem Herzen, aber nix außer Wirsing, Brokkoli und Spitzkraut hier weit und breit.
    Lieben Gruß aus Wien von Frau Ziii

  15. oh bei dir sollte ich wirklich nicht mit einem knurrenden Magen reingucken…. 😉
    normalen Kohl hätte ich ja …aaaaber 3-tägiges Brot….
    Heb’s guät Brigitte

  16. Ich hoffe innigst du bist Großvater und erzählst einer großen Schar Enkelkinder Märchen!! Ich würd mich sofort dazu setzen. Die Suppe ähnelt der Ribollita aus der Toscana, gell?

  17. @magentratzerl: Wirsing gibts hier auch viel zu wenig, dabei schmeckt er so gut.

    @Helfenberger P.: Danke, bei Claudio hats schon so anmächelig ausgesehen.

    @mittagsmutti: komplizierte Rezepte werden kaum nachgekocht 😉

    @the rufus: der rote Fleck machts 😉

    @Sugarprincess: Deuten und interpretieren sollen die andern. Meine Märchenwelt lasse ich mir nicht nehmen.

    @Buchfink: meiner ist auch von einem Biostand aus Luzern.

    @Frau ziii: dabei ist Wien soeben wiederum als die weltweit lebenswerteste Stadt erwählt worden, vor Zürich. Schwarzkohl ist offenbar kein Kriterium für diesen Titel 😉

    @Brigitte: Brotresten werden bei uns immer in einer luftigen Papiertüte gesammelt für Rosse oder Schweine. Aus dieser Tüte stammte das Brot.

    @Magdi: nein, kein Nachwuchs. Kinder würden sich daran stören, wenn ich sie beim Märchenerzählen verkohle. Die Ribollita ist reichhaltiger, die wurde von den Grundbesitzern gegessen.

    @Kochbuch für M&M: Danke, je geringer die Erfindungshöhe, desto mehr muss man ausholen.

  18. Schade, ich schicke dir dann mal meine, wenn ich welche haben sollte. Ich hätte überhaupt keine Angst, dass du die irgendwie verunglipfen würdest.

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