Fregole sarde mit Bohnenkernen und Zack statt Zen

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Eigenartig, was für Kreise der Blogeintrag von Sybille mit gekauften Fregole gezogen hat. Fregole stellte ich im Granulationsverfahren selber her, sind mir aber zwei Nummern zu klein geraten. Replik von Sybille mit handgedrehten Kügelchen. Dann zog die Kochpoetin Eva mit noch dickeren Kügelchen nach, lustig verbrämt mit Esoterik, Zen und Konzentration auf den Alltag. Claudia von Le bonheur goûteux versuchte sich im Spagat zwischen Zen, Selbermachen und Kaufen. Die einzig Vernünftige, Uda Mittagbeimutti, tat das einzig Vernünftige, sie kaufte die Fregole.

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Troccolaturo gräbt sich schwarz-weiss in den Fregola-Teig

Vernunft ist nicht mein Ding.  Esoterik auch nicht. Mit Zen und Buddha oder gar noch schlimmer: dem Rattenfänger Paolo Coelho, kann ich nichts anfangen. Ich bin für Za(c)k. Zackig Teig geknetet, etwa 5 mm dick ausgewalzt, zu meinem Troccolaturo gegriffen. Vollkommen konzentriert, ohne dabei irgendwelchen Gedanken nachzuhängen. Einmal längs durch, einmal quer durch. Und schon liegen ganze Platten kleiner Würfelchen auf dem Pastabrett. Die müssen erst mit dem Pizzarad voneinander getrennt werden. Brett und Handfläche werden mit einem feuchten Tuch leicht befeuchtet, dann die bombierten Würfelchen mit sanften, eurythmischen Bewegungen der Handfläche rund gewirkt. Sanft. Zack macht platt. Was sich dem Rundwirken störrisch entziehen will, wird von Hand zur Raison geknetet. Wer zeitig, Zen vor Zehn anfängt, hat das Gericht Mittags auf dem Tisch. Vorausgesetzt, er hat die Bohnen am Vorabend eingeweicht.

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Fregole Sarde, am Stück als Platte

Hier liegen sie auf dem Trocknungsgestell:

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Fregole Sarde, vor dem Rösten rundgewirkt

Zutaten
150 g Hartweizengriess (Knöpflimehl CO.OP)
ca. 0.8 dl Wasser
1/2 Tlf. Salz

Zubereitung wie oben beschrieben, die Kügelchen auf einem mit Backpapier belegten Blech im Ofen bei 180°C unter gelegentlichem Wenden ca. 15 Minuten hellbraun rösten.

Und hier fängt das Rezept für Vernünftige an

Zutaten
1 rote Zwiebel, in feine Würfel geschnitten
1 Knoblauchzehe (Keim entfernt), in feine Würfel geschnitten
2 Selleriestangen, in feine Würfel geschnitten
2 Karotten, in feine Würfel geschnitten
1-2 kleine rote Chilies, gehackt
2 dl von meiner neuen Super-Tomatenpassata aus Datterini (gekauft)
Salz, Pfeffer

150 g Fregole Sarde

100 g kleine, weisse Böhnchen mit schwarzen Augen (occhi neri)
1 Zweig frischer Rosmarin
Salz

1 Elf. frische Rosmarinnadeln, fein gehackt
2 Knoblauchzehen (Keim entfernt), in feine Würfel geschnitten
1 Handvoll glatte Petersilie, frisch gehackt
30-40 ml Olivenöl
Fleur de Sel

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selbergemachte Fregole am Garen
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Schwarzaugen-Bohnen und Gemüsesugo

Zubereitung
(1) am Vorabend die Böhnchen über Nacht in reichlich Wasser einweichen. Dann Wasser abgiessen, spülen, mit frischem, gesalzenem Wasser und einem Rosmarinzweig aufsetzen und ca. 40-60 Minuten leise simmern lassen.
(2) Zwiebel mit Olivenöl leicht andünsten, Knoblauch und Chili zugeben, mitdünsten, die Gemüsewürfel zugeben, nochmals 5 Minuten dünsten, ablöschen mit der Tomatenpassata und leise garköcheln. Salzen, Pfeffern.
(3) 1 Elf. gehackte Rosmarinnadeln und 2 gehackte Knoblauchzehen in ca. 30 ml Olivenöl während 10 Minuten auf kleiner Flamme erwärmen. Vor dem Servieren die gehackte Petersilie unterziehen und salzen.
(4) Fregole in Salzwasser ca. 15 Minuten garkochen.
(5) Böhnchen und die Fregole Sarde jeweils abgiessen und unter den Gemüsesugo mischen.

(6) servieren und mit der warmen Olivenenöl-Knoblauch-Rosmarin-Peterli-mischung übergiessen.

Mein Rezept ist ein wenig durch die Pennette mit Bohnen von smitten kitchen inspiriert, wobei mir die Fregole viel passender scheinen, als andere kurze pasta. Schmeckt mit dem Knoblauch-Rosmarin-Topping absolut köstlich, die unterschiedlichen Texturen von Bohnen und Fregole sind beissenswert.

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32 Kommentare zu „Fregole sarde mit Bohnenkernen und Zack statt Zen“

  1. Normalerweise neige ich nicht zur Vernunft – bei den Fregole schon 😉 – noch…..

  2. Pasta und Bohnen, mein Leibgericht- also zumindest eins davon- und das Pillenbrett steht schon bereit für eine sicher unvernünftige dennoch variierende Art Fregole zu erlangen….

  3. Na da bin ich ja froh, dass ich als Blogmischling da nicht mithalten muss und voll praktikabel einfach mal ein paar Fregole bei Italiener um die Ecke kaufen geh. Tolles Gericht! Einfach köstlich!

  4. Ich auch! Gekauft, meine ich. Ich hatte die geröstete Pasta im Miniaturformat vor geraumer Zeit bei einem englischsprachigen Blog entdeckt, den ich natürlich mal wieder in meiner Bookmark-Sammlung nicht finden kann. Pfff. Erstmalig leibhaftig gesehen und mitgehen lassen habe ich die Fregole Sarde im FrischeParadies. Danke für das Rezept!

  5. Das wäre eine gute Vorspeise für Ostern. Für schätzungsweise acht Personen. Ich glaube, ich fange schon mal an 😀

  6. Es gibt Dinge, da kann ich so was von vernünftig sein! 🙂
    Und BEWUNDERE dann die Unvernunft anderer….zum Beispiel immer wieder gerne die von dir! 🙂

  7. Welch ein Tor, der sich über andere lustig machen muss, um sich selbst zu erhöhen. Schade, dass Alter nicht vor Torheiten schützt.

  8. 😀 mit allerlei Wundergeräten läßt sich viel Zeit sparen…wunderschöne Bilder! Die Fregole am Stück als Platte sehen aus wie das Ministeckspiel in farblos, das ich als Kind liebte 😉

  9. Herrlich pragmatisch. Und der Seitenhieb auf Coelho macht Dich NOCH sympathischer. Ein schönes Gericht – auch mit gekauften Nudeln.

  10. Eigenartig…zuerst sind die gekauften des Bloggers nicht würdig. Dann die selbst gemachten unvernünftig um gleich darauf die nächsten selbst gemachten zu präsentieren 😉

    Ganz und gar unvernünftig werde ich mich jetzt auf die Suche nach einem Troccola-dings machen…:)

  11. Das wird ein Projekt für die Zeit, wenn ich einmal in Pension bin! Ich werde schön in Zen-Tempo anfangen, nach so einem Troccolaturo (was für ein Wort!) zu suchen.

  12. lach – um zen vor zehn begonnen! Zakzack! Robert zeigt uns wieder einmal, wie ein fesselnder Beitrag gemacht wird. Zutaten: ein originelles Rezept, „unvernünftige“ Zutaten, tolle Bilder und eine Prise Humor.
    Danke, der Tag ist gerettet 🙂
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

  13. @magentratzerl: gut, dass es noch Vernünftige gibt.

    @ninivepisces: ein Pillenbrett aus der Apotheke, Genial. Ich dachte, die gibts nur noch in Museen 😉

    @Frau Ü.:
    @multikulinaria:
    Das Kräuteröl machts. Egal ob die pasta gekauft oder selbstgemacht sind.

    @bee: lass das besser, sonst kommst Du nicht mehr zum Schreiben.

    @Eva: ehrenwerte, ernsthafte Köche und -innen gibt es schon genug. Ich muss noch etwas Spass dabei haben.

    @Rosa Mayland: ist nicht teuer, die gibts im Internet zu kaufen.

    @Küchenjunge: und durch jede Rille muss mit dem Pizzarad nochmals exakt gefahren werden.

    @Wilde Henne: ich tue nur so 😉

    @kochfrau: früher war ich halt ein junger Tor, jetzt ein alter. In einer Welt, die zunehmend aus den Fugen gerät, wundert mich nicht, dass mehr und Menschen ihren Halt an esoterischen Heilslehren suchen. Das war schon immer so auf Erden. Mag jeder daran selig werden, der darin Halt zu finden glaubt. Einer steckt immer hinter diesen Lehren, der sich daran gesund verdient. Schwurbel bleibt Schwurbel. Egal ob die Lehren Anthroposophie, Homöopathie, Coelhopathie oder wie immer auch heissen.

    @evazins: vielleicht könnte man die Kügelchen für das GO-Spiel benutzen.

    @Julia: ein wunderbar einfaches Gericht, wenn man die Fregole kauft,

    @tomatenblüte: die einen „pantschen und dreckeln“ 😉 die andern lieben geometrische definierte Formen.

    @Turbohausfrau: immer mit der Ruhe, in Italien findest Du schon einen. Dein Mann ist sich das Warten vor den Läden ja gewohnt..

    @lieberlecker: Danke, schon wieder eine gute Tat vollbracht 😉

  14. Lieben Dank für die Erwähnung und Verlinkung!

    Dein Troccolaturo scheint mir Vernunft und Unvernunft hervorragend zu vereinigen – definitiv die bessere Methode im Vergleich zu meinem Zupfen und Drehen. Darf ich fragen, ob man damit auch Pasta roll-stanzen (wie sagt man denn nur dazu?) kann? Mir ist es oft zu umständlich, meine Pasta-Maschine hervorzuholen und sie hernach zu reinigen, aber dieses hübsche Ding würde ich gern mal einsetzen.

  15. dochdoch, bis vor wenigen Monaten stand das noch in der deutschen Apothekenbetriebsordnung als notwendiges Gerät drin, jetzt nach deren Überarbeitung kann man die Pillenbretter auch zweckentfremden und aus der Apotheke entführen. Früher oder später wird also auch bei mir gerollt werden

  16. Erstaunlich: Bemerkte erst gestern, dass die „Kouskousaki aus Thessaloniki“ aus meinem Küchenschrank Fregole (oder anders herum?) sind. Und dank Dir habe ich nun auch ein Rezept dafür!

  17. für einmal sei Wikipedia zitiert: „Als Tor oder Narr werden auch Personen bezeichnet, die sich sehr unreif, dumm, tollpatschig, voreingenommen, vorurteilsbehaftet und ignorant verhalten und die sich auf Basis ihrer Unwissenheit als Gelehrte aufplustern, ohne ihre Unwissenheit zu erkennen, weil sie denken, ihre Unwissenheit sei großes Wissen.“ und wenn mann’s dann auch noch bestätigen muss – schade um den Blog.

  18. Wow.. diese Kombination aus Fregole und Bohnen war mir so noch gar nicht bekannt: Sieht nicht nur lecker aus – wird auf jeden Fall nachgekocht!

  19. Du bist echt der Feinmotoriker unter den Bloggern. Da hast du doch was wirklich praktikables ausgetüftelt! Trotzdem bleib ich bei meinen faul gekauften Knüdeln. Auch wenn das nur eine verzweifelte Schutzbehauptung ist und meine Blicke wieder mal an deinen Bilder kleben bleben. Danke für die Verlinkung ich habe dadurch eine all-time-high Klickrate. Dafür, dass ich eigentlich nichts dafür getan habe … Liebste Grüße aus dem hohen Norden!

  20. @Le bonheur goûteux: dieses einfache Gerät ist eigentlich dazu da, Sorten dicker Spaghetti damit anzufertigen. siehe hier: https://lamiacucina.wordpress.com/2012/01/23/troccoli-pugliesi-mit-orangen-caponata/
    Da die Holzrolle die Teigplatte auf meinen unebenen Holzbrettern nicht immer gut durchschneidet, muss man zum Zerteilen meist mit einem scharfen Messer oder Pizzarad nachhelfen. Besser wären evtl. die teureren Geräte aus Metall.

    @ninivepisces: vermutlich könnte man heute noch manches aus dem Ausrüstungsinventar einer Apotheke zweckentfremden.

    @Susa. Kouskousaki ? Noch nie gehört und doch klingts in den Ohren so bekannt 😉

    @kochfrau: nc

    @Heinz: Die Kombination findet man auch auf italienischen Seiten.

    @mittagsbeimutti: Man muss auch nicht alles selbermachen wollen. Bei pasta mache ich eine Ausnahme 😉 Klickraten sind statistische Sandburgen. Sand zerfällt und ist als Baustoff ohne Bindemittel wertlos.

  21. Da ist mir ja wieder eine ganze Menge entgangen. Italienische Zen-Kügelchen. Hmm, das ist glaube ich nichts für mich, höchstens in sehr seltsamen Stimmungen…

  22. Sag einmal, och suche seit Jahren ein Troccolatura. Wi hast du denn deines her? Hier in D nicht käuflich erwerbbar und auch im Netz – nichts.
    Das Gericht liest sich super und sieht auch genauso super aus.
    lg
    grimmel

  23. Hammer! Jetzt erst gesehen… Mein Tag bräuchte mehr Tag und weniger Nacht… Wenn ich so was Grandioses seh, kribbelt es so unerträglich in meinen Fingerspitzen, dass ich in die Küche rennen muss… Voll unvernünftig!!!

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