Mantı

Manti 2013 24 Mrz_9996

das schaffst du nie, vergiss es, dafür musst du erst 5 kinder gebären und 20 jahre lang jeden tag für 10 leute manti machen. Sagte sie erst zu sich, Katha die Grosse, in ihrem Bericht über die Manti herstellende Ahsen. Als Pastakoch habe ich mich von dieser Herausforderung unmittelbar angesprochen gefühlt. Jedenfalls was die pasta betrifft 😉 Nun sind Mantı in unserem Hause seit Jahren wohlgelitten und werden hausintern unter dem absolut nicht rassistisch gemeinten Kosenamen „Türkentüten“ häufig zubereitet. Siehe meine Ravioli alla turca. Zurechtgebogen auf italienische Art fehlt ihnen aber doch die Authentizität.

Und ich habs geschafft ! 2 Teller voll, total 126 Stück, eine sättigende Hauptmahlzeit. Es können auch mehr gewesen sein, aber keinesfalls weniger. Und das in weniger als 2 Stunden.

Manti 2013 24 Mrz_0002

Zutaten
Vollmahlzeit für 2 Personen
für den Teig:
200 g Weissmehl
1 Vollei
1 Elf. Olivenöl
ca. 50 ml Wasser
Prise Salz

für die Füllung:
100 g Rindssteak
50 g Zwiebel
1 Elf. Petersilie
1/2 Tlf. Kräutersalz
Prise Piment

für unten drunter und oben drüber:
2 dl Premium Tomatenpassata
1/2 dunkelrote Peperoni, geschält, feinst gewürfelt
125 g Joghurt nature
2 junge Knoblauchzehen
Salz

25 g Butter
1 Tlf. milder, roter Paprika (der von Ingo Holland ist rot) von andern Firmen ist er meist hässlich-braun.
ein paar getrocknete Pfefferminzblätter, zerrebelt

Zubereitung
für den Teig:
alles zu einem festen, möglichst nicht klebenden Teig verkneten, in Folie eingewickelt 1 Stunde ruhen lassen.

für die Füllung:
Zwiebel, Fleisch und Petersilie separat von Hand möglichst fein (finissime) hacken, mit den übrigen Zutate mischen und nochmals sehr fein durchhacken. Bis zum Verbrauch zugedeckt kalt stellen.

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wie eine kleine Briefmarke

für die Mantı:
Stücke des Teiges in der Pastamaschine auf Stufe 6/9 (feste Nudeln) auswallen. Da sich der Teig aus der Pastawalze nachträglich gern in einer Richtung zusammenzieht, ein paar Bahnen bemehlt zudecken und eine Viertelstunde ruhen lassen. Dann nochmals durch Stufe 6 drehen. Mit dem Pizzarad kleine Quadrate von 2.5 cm Seitenlänge ausschneiden.  Mit dem Finger eine „Messerspitze“ Fleischmasse auf das Teigquadrat bringen (mit Fingern gehts besser als mit Messerspitzen). Dann die gegenüberliegende Ecken zusammenklappen. Sollte man die Füllung durch offene Schlitze noch sehen, braucht das nicht zu stören. Das ist, gemäss Nesrin, meiner türkischen Gewährsbloggerin, sogar gewollt. Das rohe Fleischeiweiss verfestigt sich beim Garen, deshalb entleert sich die Füllung nicht ins Kochwasser.

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Gegen Ende der Füllprozedur haben Präzision und Konzentration leider etwas gelitten

für unten drunter und oben drüber:
Tomatenpassata mit den Peperoniwürfelchen aufkochen. Allenfalls nachwürzen mit Paprika und Salz.
Yoghurt mit fein gehacktem oder wenns pressiert mit gepresstem Knoblauch mischen und salzen.
Butter mit mildem Paprika aufschäumen und salzen.

für den finish:
Manti etwa 4-5 Minuten in siedendem Salzwasser garen, abgiessen. Die Tomaten-Peperoni-Sauce in warme Teller schöpfen, Manti in den Teller schöpfen, Knoblauch-Joghurt drauf, Paprikabutter drüber.

Mantı immer frisch zubereiten.

44 Kommentare zu „Mantı“

  1. Deine Mantı sehen fast so gut aus wie die der älteren türkischen Dame im Schnellrestaurant in Hof, in dem ich die Teile zuletzt gegessen habe. Und vom Geschmack her sind sie bestimmt auch super. Großes Kompliment!

    Ich bin ja auch so ein Fan von Teigtaschen und überlege immer noch, eine Doktorarbeit über die Entwicklung der Teigtaschen unter Bezugnahme auf kulturellen Austausch über die Seidenstraße oder so was zu schreiben. 😉

    1. Wenn Du fertig damit bist, möchte ich bitte ein Exemplar haben 🙂 !

  2. Das ist definitiv eines meiner Lieblingsessen! Meine sehen allerdings erheblich grobmotorischer aus, weswegen sie so schnell nicht verbloggt werden….

  3. Mantı! Du hast meine volle Bewunderung! Seit Kathas Bericht habe ich überlegt und überlegt – aber ich bin ein ungeduldiger Mensch, ich glaube, das würde meine Nerven zu sehr strapazieren, na ja, vielleicht wenn ich den Mitkoch … 😉

  4. Bi dene Dingerli bikunnt dr Satz „Willsch du mi Briefmarggesammlig gseh“ e ganz e neyi Bidyttig. D‘ Vorussetzig wäri natyrlig scho verschiideni Fillige.

  5. Das ist bestimmt die richtige Speise für die Frühjahrsdiät – beim Falten verbrennt man mehr Kalorien als beim Essen 😀

  6. Wo nimmst du nur diese Feinmotorik her? Daran würde ich eindeutig verzweifeln, daher mein riesengroßer Respekt!!!
    Übrigens: mitgegessen hätte ich sehr gerne 🙂

  7. boah, so schön! ganz besonders wichtig ist aber der hinweis auf die 126 stück 😉
    hast du jemals jemanden manti machen gesehen oder war dir das von anfang an klar, wie klein die teigquadrate sein müssen und wie man da am besten vorgeht, um in diese viel zu kleinen teigquadrate auch noch was hineingefüllt zu bekommen? weil ich hätte das ohne ahsen – glaube ich – nicht gecheckt.

  8. Mantastisch! Nachdem ich eifrig Maccheroncini und Orechiette von Hand röllele wären Deine Manti eine perfekte Abwechslung.

  9. Ganz toll gemacht und nachdem ich mir Katha’s Bericht angeschaut habe, ist mein Respekt noch gestiegen!
    Chapeau 🙂
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

  10. Na, dann wären die ja was für mich – immerhin habe ich sechs Kinder geboren und breche mir hier jeden Tag einen ab, um die hungrigen Mäuler sinn- und liebevoll zu stopfen… Sehen sehr edel aus, Deine türkischen Tüten! Übrigens waren wir gestern zur Feier des Halbes-Jahrhundert-Tages mal wieder (seit einem Jahr das erste Mal wieder) aus zum Abendessen… Hier in Angelbachtal gibt es nämlich ein sehr, sehr feines Restaurant namens Heckerstuben… Und was hab ich da genommen? Kalbsbäckchen!!! Sie waren himmlisch!!!

  11. Du hast es tatsächlich getan! Wahnsinn. Davon träume ich seit letzten September, als wir in der Türkei waren und ich diese Winzdinger gegessen habe.
    Allerdings habe ich hier bei mir in der Nähe eine türkische Bäckerei gefunden, wo die Manti handgemacht werden und der Schweinehund hat gesiegt – ich habe Fertigfutter gekauft!

  12. Fast schon meditativ…….wahrscheinlich bist du jetzt kurz vor dem Nirwana. Ich weiß wovon ich spreche, denn ich hab die ganze letzte Woche Suppennudeln in Vögelchen und Blümchenform mit Minifondantausstecker ausgepiekst. Bin leider noch nicht erleuchtet, eher genervt, dafür haben meine Kinder gejubelt und literweiseweise Hausmachersuppe geschlürft! Ach wie würde ich doch jetzt gerne deine Manti essen, scheue aber nach letzter Woche erstmal die Arbeit! LG Anne

  13. Mmmh, die stehen auch noch ganz oben auf meiner Nudelliste, die sind bestimmt superlecker.
    Interessant, dass man beim Verschließen nicht so sehr aufpassen muss, das ist ja bei anderen Füllungen gerne mal ganz ander 😉

  14. @Barbara: und die Doktorarbeit bitte illustriert mit Reiseberichten entlang der Seidenstrasse. Lass gleich ein Exemplar mehr drucken für mich.

    @magentratzerl: das muss kein Fehler sein, die russische Variante der Manti ist wesentlich grösser 😉

    @Die Küchenschabe: die Mitwirkung einer mediterranen Küchengemeinschaft ist bei der Herstellung der manti von unschätzbarem Vorteil.

    @Vanessa: „Uff“ habe ich nach 2 Stunden auch gesagt.

    @der Muger: aus 100 g Fleisch eine Vollmahlzeit zu machen ist kein Spiel. Mehr manti essen würde manche Probleme der Erde lösen.

    @Küchenlatein: es musste einfach sein. Künftig werden sie wieder grösser gemacht.

    @Basler Dybli: ich habe noch einen Moment daran gedacht, das Wellenrädchen zum Schneiden zu benutzen. Aber Wellen sind keine Perforierung, drum hab ichs sein lassen 😉 Du bringst mich aber auf eine Idee: Ravioli in Briefmarkenbogenform.

    @bee: nach 2 Stunden beharrlichen manti-formens war bei mir eher geistige als physische Erschöpfung zu verspüren.

    @nele: wir sollten tauschen, ich ziehe den Hut und ihr werft was rein 😉

    @Eva: mitessen lasse ich nur, wer mindestens 31 manti selber füllt 🙂

    @Rosa Mayland: Turkish women may think differently.

    @katha: in Natura hab ich das noch nie gesehen, nur in Videos. Aber damit kommt man ja schon weit.

    @Sous-Chef: Maccheroncini ? sind wohl wie pici

    @Marlen: siehe bei Eva.

    @lieberlecker: eine gute elektrische pastawalze übernimmt ja schon mal den ersten Teil.

    @sugarprincess: den ersten Teil der Voraussetzungen erfüllst Du wirklich. Und das Personal hast Du ja auch 😉 Je besser zu Hause gegessen wird, desto geringer wird das Bedürfnis, auswärts essen zu gehen. Geht uns auch so. In dem von Dir erwähnten Restaurant hätte ich natürlich zu „Roberts 5 Köstlichkeiten nach Markt“ gegriffen.

    @Turbohausfrau: auch wenn erfahrene manti-köchinnen die Dinger blitzschnell gefüllt kriegen, frage ich mich schon, wer daran noch was verdient. Wenn ich meine Arbeit rechnen würde, müssten sie ein Vermögen kosten.

    @Geniesser: da bin ich nicht der einzige. Im Netz sind einige Blogger zu finden, die sie gemacht haben.

    @Überall&Nirgendwo: den Jubel an deiner Tischrunde beim Suppenlöffeln kann ich mir gut vorstellen. Und dazu noch den Osterklimbim zum Aufhängen. Verwöhnte Kinder.

    @Britta: in dicht verschlossenen Teigtaschen geben sie aber weniger Aroma ans Kochwasser ab. Ich tendiere heute eher zur Geschlossenheit.

    1. Die neye sälbschtklääbende Briefmargge hän e Wällestanzig. Also nur zue mit däm Reedli 🙂
      Nüt fo „… Xanthan sind m.M. nach weitgehend geschmacksarm, erinnern allenfalls an abgeschleckte Rückseiten von Briefmarken“.

    2. Robert, Du hast so recht – je mehr ich drüber nachdenke, das wäre ein wunderbares Projekt! (Vielleicht eher ein Reisekoch-Buch/Bildband als eine Doktorarbeit…)

  15. Näh. Niemalsnicht! Da brech ich mir die Finger bei! Ich lass die mir von der Mutter einer Freundin meiner Tochter immer mitgeben 😉

  16. Ich hab sie auch schon einmal gemacht – allerdings waren meine mangels Deiner Fingerfertigkeit in Bezug auf gefüllte Teigtaschen auch in etwa 5 mal so groß wie Deine. Mindestens! 😉

  17. @Basler Dybli: Lochperforierung ist mir aber sympathischer, schon darum, weil sie überall einreisst, nur nie dort wo die Perforierung ist 😉

    @Eline: schliesslich ich bin ja auch die Hausfrau im Hause.

    @Claus: die fehlt mir eben

    @Kochbuch für M&M: nach 15 Stück gehts in südeuropäischem Tempo recht flott.

    @Ellja: Danke. Freut mich, von Dir zu lesen.

    @Christina: 5 mal grösser bedeutet nicht 5 mal schlechter, aber 5 mal einfacher schon.

    1. 🙂 Guete Morge !
      Falte, Gegefalte, erscht den Risse. I red us Erfahrig … 😉

  18. Wie schon so häufig ist es Dir mal wieder gelungen mich zu beeindrucken – diesmal mit Deinen wunderbar aussehenden Miniatur-Kunstwerken

  19. Die sehen ja herzig aus. …und nach viel Zeitaufwand. Ich werde sie trotzdem einmal ausprobieren. Mein Hirn rotiert bereits mit Überlegungen, ob ich das in irgend einer Weise beschleunigen kann. So etwas wie ein Brettchen, eine Spritztülle und ein Mechanismus, der alle mit einem Schlag verschließt. Oder die italienische Methode…Freundinnen einladen und zum Tratsch….

    Liebe Grüße
    Anna

  20. Grins… Mir sind ‚Roberts Köstlichkeiten nach Markt‘ auch gleich ins Auge gesprungen! Ist das nicht eine wunderbare Speisekarte?! Wenn Ihr mal hier im Lande sein solltet, dann müsst Ihr unbedingt uns und die Heckerstuben besuchen!!! Ich wünsche Dir und Deiner Frau ein gesegnetes Osterfest!

  21. „Die Gattung der Etüde: von der Fingerübung zum Vortragsstück“ – die Dinger sehen absolut unschlagbar aus! Eiin weiterer bewundernd gezogener Hut und ein schönes Osterfest!

  22. @Bonjour Alsace: Bonsai-Ravioli 😉

    @Anna Purna: wenn das Fleisch fein genug gehackt, evtl. sogar leicht angecuttert ist mit etwas Olivenöl, sollte die Masse spritzbar sein (hab auch schon dran gedacht). Wenn Du bei der Teigbereitung einen Spritzer Essig zugibst, wie bei einem Strudelteig, sollte er sich vermutlich leichter über die Füllung ziehen lassen.

    @Rainer R.: das hat man davon 😉

    @Sugarprincess: wir essen gerne in Wasserschlössern. Leider können wir nur noch selten und nicht mehr soweit.reisen. Auch euch schöne Ostern !

    @Gregor: auch Musikschüler wollen sich mal mal an Chopin wagen.

  23. 126? Ich fass es nicht! Mein Geduldsfaden wäre glaub ich schon nach 40-50 gerissen ;-)….
    habe mir erst mal das ursprüngliche Rezept von dir durchgelesen und das werde ich auf jeden Fall mal ausprobieren. Im Gegensatz zu dir liebe ich nämlich Joghurt und stelle mir die Kombination ganz traumhaft vor :).

  24. Wow, was für eine Arbeit! Gelohnt hat es sich, die Manti sehen wunderbar aus! Da kann man von Essen, das mit Liebe gemacht wurde, sprechen…

  25. @Verena: mit viel Paprikabutter esse ich osgar Joghurt 😉

    @kimkatkocht: in euern kunstvollen sushi steckt auch jede Menge Liebe und Handwerk drin.

  26. Vorletzte Woche hat uns eine Freundin einen Küchenkurs dabei waren auch die Manti. Das Rezept stammt aus ihrer Kindheit im Libanon. Die Manti sind nicht im Wasser gekocht, sondern im Backofen.

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