Fregole sarde und Flageolets mit Salbeibröseln

Fregole sarde mit Flageolets  2013 07 29_1235

Der Briefkasten überquillt von Reklame-Angeboten: Lachs, Kaviar, Pasteten, Sous-vide-Beutel eines Meisterkochs, fix-fertig zum Garen. Im Feedreader überbieten sich die foodblogs täglich mit deliziösen Rezepten und Glitzerküche für die kommenden Festtage. Ich komme nicht mehr nach mit Lesen und Staunen. Das Leben an Festtagen scheint nur noch aus Delikatessen zu bestehen.

Da kann ich nicht mithalten, deshalb einfache Küche: Ein schneller Teller von Uda erinnerte mich an ein Restchen überalterter Flageolets im Keller. Ganze 100 g. Nicht gerade magenfüllend für zwei. Die fehlenden Bohnenkerne hab ich kurzerhand mit (diesmal gekauften) Fregole sarde ergänzt. Mit Salbeibutter und Bröseln überschmelzt. Damit die Sache nicht allzu trocken schmeckt, ergänzt mit confierten Tomätchen.

Frugale Alltagsküche, wie wir sie lieben, ohne Blümchen, Deckchen und adrett hingelegten Gäbelchen und schon gar nicht hinter Adventstürchen und Gewinnspielen versteckt. Die Neandertaler assen auch ohne Firlefanz und mehr als ein Schädel wird dereinst auch von uns nicht übrig bleiben. In meinem Blog gibts nichts zu gewinnen, allenfalls etwas zu verlieren: Zeit 😉

Zutaten
100 g Flageolets verts
100 g Fregole Sarde (gekauft)
3 Zweige Bergbohnenkraut

60 g frische Butter
2 Elf. Brotbrösel, selbstgetrocknet
5 Salbeiblätter, fein geschnitten
Salz, Pfeffer

2 Handvoll kleine Tomätchen
1 Elf. Orangenöl
Fleur de Sel

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Zubereitung
(1) Tomätchen einritzen, 30 Sek. in kochendes Wasser legen, schälen. Mit Orangenöl überziehen und salzen. 1-2 h bei 100°C confieren.
(2) Bohnenkerne mit Wasser aufkochen, vom Herd ziehen und eine Stunde einweichen lassen. Wasser abgiessen, Kerne mit frischem Wasser überdecken, Bohnenkraut und Salz zugeben und bei kleinem Feuer ca. 30-40 Minuten weichkochen.
(3) Fregole sarde in 1 L gesalzenem Wasser aldente kochen (ca. 18 Minuten).
(4) Butter mit Salbei und Bröseln aufschäumen lassen, salzen, pfeffern.
(5) Fregole und Bohnenkerne abgiessen, mit 2/3 der Salbeibutter mischen, den Rest der Butter drüber giessen.

46 Kommentare zu „Fregole sarde und Flageolets mit Salbeibröseln“

  1. Wunderbar einfach und eine willkommene Abwechslung zum Lesen in der vorweihnachtlichen IchBinDerBesteBlogger-3-Sterne-Wahnsinn-Schnickschnack-Gekünstelei.
    Respekt.
    Bitte mehr davon.

    1. Die 3-Sterne-Kocher und Wahnsinn-Schnick-Schnack-Künstler brauchts auch. Die machen das mit viel Aufwand und Liebe. Sie haben einfach eine andere Klientel.

  2. Gar nit schlächt ! Aber e haisse Wurschtzipfel oder so miesst‘ i denn scho no derzue ha 😉

  3. Hab ich mir doch gedacht, daß da gleich ein Rüffel vom Bloggervater kommt… 🙂 Ich mach ja nicht so oft so was Glitzeriges, Gewinnspieliges… Du hättest ruhig mit einem zynischen Kommentar die Schar der Begeisterten auflockern können… Immerhin hat Andy sein Glück versucht – und der ist schließlich Leser hier wie dort. Aber wahrscheinlich meinst Du ja Zorra und nicht mich! Ha! LG!

    1. Rüffel war das keiner und es liegt mir fern, irgend jemand angreifen zu wollen. Schliesslich durfte ich Jahr für Jahr bei zorra am Adventskalender auch mitwirken, bevor es mir zuviel wurde und ich beschloss, mich aufs Altenteil zurückzuziehen. Je festlicher, feierlicher und glitzriger es in den Tellern um mich wird, desto mehr habe ich das Bedürfnis nach einer einfachen Mehlsuppe oder nach einem Salamibrot. Alle Jahre dasselbe.

  4. Festtage und Kommerz – noch nie waren sie enger verknüpft…
    Und übrigens, dieser schicke Teller mit großem Rand, wie ihn auch Uwe hat, also das *kleine Schwarze* unter dem Porzellan, das macht ebenfalls festliche Stimmung. Und er weckt bei mir genauso Begehrlichkeiten wie sein Inhalt 🙂

  5. Bohnenkerne, die kommen grade mindestens so in Fahrt wie die Festtagsschmäuse- und mein Pillenbrett wartet immer noch auf den Einsatz zum Fregola- Rollen….

  6. Einfach, aber doch mit einem Touch von Luxus, die confierten und geschälten Tomätchen!

      1. Keiner der glitzernden Luxusanbieter hat Zeit im festtäglichen Angebot…wäre wohl unbezahlbar, Luxussucht hin oder her. Und: Wie müsste sie denn angeboten werden: In der Tüte (gibts an der Kasse), im Offenausschank (Flasche mitbringen!), hämpfeliwiis (Hände vorher desinfizieren!) oder im brown bag?

        1. kaufen kann man sich die Zeit nicht, aber stehlen. Einfach in die Tasche stecken und ohne zu bezahlen an der Kasse vorbeigehen. Keine Diebstahlsicherung wird Alarm geben !

  7. „mich aufs Altenteil zurückzuziehen“ – ja, ein bisschen was davon hat es. Und es ist wohl auch das Beste, was man (wir Alten) tun kann, denn man kommt beim besten Willen nicht mehr hinterher mit Gucken, Staunen, Kommentieren…man kann der Fülle, des Glitzerns, der Adventskalender, der Gewinnspiele in so vielen Blogs nicht mehr Herr werden.
    Du machst das richtig – wir müssen aufpassen, dass wir nicht das Wichtigste verlieren: Zeit!

    Deine frugale Alltagsküche gefällt hier. 🙂

    1. schön gesagt. Mehr Zeit muss sein um Nichts zu tun. Diese Zeit muss man sich einfach dem Internet und andern Zeitfressern wie fb und twitter abstehlen.

  8. Wenn Zeit alles ist, was ich hier verlieren kann, dann soll’s mir Recht sein. Immerhin habe ich die Chance Erkenntnisse zu gewinnen 😉
    Liebe Samichlausgrüsse,
    Andy

  9. Zeit habe ich genug. 😉 Und frugale Alltagsküche gibt’s bei uns fast ausschließlich – allerdings nicht so fein in Szene gesetzt!

    1. Heute wars mir zuviel. Jetzt habe ich einen Aufkleber: „Bitte keine Werbung“ beschafft und aufgeklebt. Ab sofort werde ich auf Gratismuster von Tütensuppen verzichten müssen

  10. Die Zeit verliere ich hier gern! Wie hübsch das aussieht, und bestimmt duftet es fein nach Salbei, Wohltat für Auge und Nase. Draußen heult’s, heut Nacht hatten wir Blitz und Donnerschlag, was wär ich ohne den guten Assam? Beste Grüße von Poliander

    1. Dieser Kelch ging lautlos an uns vorüber. Nachts ziehe ich aber Yünnan Golden Tips vor. Wenn einem Donner und Blitz schon nicht schlafen lassen, so soll es wenigstens der Tee tun.

  11. Seit Wochen fällt Tag für Tag mein Blick auf eine Tüte mit Fregole sarde, und nie hatte ich eine Idee, zumal ich nicht gerne Suppe esse (gleichwohl koche ich sie gerne). Heute nun die Lösung – wie so oft von Maestro Roberto. Liebsten Dank für die Inspiration.

  12. Wenn ich eines hier noch nie verloren habe, dann ist es Zeit…, eher mein Herz an solch schönen Rezepten.
    Salbei, das ist reine Gesundheitsvorsorge und es schmeckt so würzig..
    Danke!

  13. Vielen Dank für das rezeptliche Zitat meiner kleinen Mittagsspeise. Natürlich hast du es aufs Vortrefflichste verfeinert. Salbeibrösel … du machst mich fröhlich! Liebste Grüße!

  14. Bei mir gibt’s auch noch keine großartigen Delikatessen, sondern viele schlichte, magen- und seelenwärmende Suppen 🙂
    Die Feiertage kommen ja auch erst noch!
    Diese Fregole würde ich auch sehr gerne mögen, leider isst hier ein Salbeihasser mit, was ich immer sehr bedauere 😉

  15. Oft sprechen die Kommentare aus meiner Seele. Ich bin ein Koch aus den achziger. Ich lernte noch kochen ohne Sahnebläser und Stickstoff. Meine Angewohnheit ist es heute noch, dass ich in einem Gourmet Restaurant ein Kalbshaxen bestelle mit Kartoffelstock um zu sehen, ob die Jungs in der Küche kochen können. Jedoch wer in der Zeit stehen bleibt kommt auch nicht weiter. Darum finde ich es toll, dass ich die Auswahl habe zwischen tolle Ursprungsküche und wie man in der Schweiz sagt “ schischi gaga chuchi“ LG Roger

    1. Ohne permanente Weiterbildung wird man in den meisten Berufen rasch zum alten Eisen gezählt. Ein solides Kochfundament ist jedoch etwas, das seine Ausstrahlung und seinen Glanz nie verlieren wird. Moden verschwinden laufend wieder. Wie war das schon mit der Molekularküche ? Das Kochfundament aber bleibt.

  16. Auch ich gebe Dir vollkommen recht.
    Wobei mich eher diese Wahnsinnskommentierwut um Traumstückchen und ähnliches Gebäck stört, das aus 3-4 Zutaten besteht (dazu selbstverständlich vegan, kalorien- und glutenfrei ist, und Zucker ist nach Möglichkeit auch keiner drin 😉 und nur einfach sehr schön in irgendeinem (von mir so genannten Hühnchenblogs) in Szene gesetzt ist.
    Dieses ganze „hach“ und „huch“ und „so lieb“ und „Du biste die Beste“ und „so tolle Fotos“ und „so schöne Schleifchen“ und „ich wünschte, ich könnte das auch“ geht mir derzeit so was von auf den Zeiger….

    Ich warte übrigens schon lange auf das TV-Format
    „Deutschland sucht den schönsten Kochblog“.

    Du machst das richtig!
    Herzliche Grüße aus dem Frankenland
    Peter

    1. Ess-Blogger sind ein Abbild unserer Gesellschaft. Und in dieser Gesellschaft leben eitle Hühnchen, pomadige Glucken, Junghähne und selbstverliebte Gockel auf engstem Raum zusammen. Das kann schon mal Streit um ein Körnchen geben. Als einzige Gemeinsamkeit lieben sie alle das Futter, keine(r), der nicht gerne am Boden nach Traumstückchen picken würde. Und wenn der Fuchs dereinst das beste Huhn fürs Fernsehen suchen wird, werden sich ihm die Hübschesten an den Hals, bzw. zwischen die Zähne werfen, um braun gegrillt zu enden. Ist doch ein schönes Ende.
      Kein Grund zur Aufregung. Es kommt wie es kommen muss. Wir alten Gockel taugen nur noch zu Suppe. Liebe Grüsse.

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