Tomatentarte

Ferrarirote Tomatentarte

Tomatentarte

In meinem Lieblingswarenhaus fand ich Licorosso-Tomaten. Eine aus traditioneller Saatveredelung einer mexikanischen Wildtomate gewonnene Strauchtomate, die sich durch einen besonders hohen Lycopingehalt auszeichnet (Lycopin ist der Farbstoff, mit dem die Natur u.a. Tomaten rot färbt). Ein Grund, eine Tomatentarte nur mit Tomaten zu backen.  Ohne Zier. Ohne Ziege. Ohne Zucchetti. Nur Blätterteig, der Boden mit Strattù-Senfmischung bestrichen, drauf die teilconfierten, durchgehend Ferrariroten Tomaten. Danke an die Tartenkönigin Micha, SIE gab mir den definitiven Schubs, Tomatentarte mit Senf (einem französischen Klassiker, den schon Bolli immer und immer wieder empfohlen hat) zu versuchen.

Ferrarirote Tomatentarte


Zutaten
Hauptmahlzeit für 2 Personen

1 runder Butter-Fertigblätterteig (Ø 26cm, 3 mm dick ausgewallt)
1 Eigelb, mit wenig Rahm verrührt, zum Bestreichen des Randes

ca. 1 kg rote Tomaten Licorosso (wenns Ferrarirot werden soll)
1 Knoblauchzehe
Meersalz
1 Elf. Zitronenthymianblättchen
Olivenöl

50 g Strattù siehe hier
30 g Körnersenf
Piment d’Espelette

Tomatentarte 2014 07 30_5097
Tomatenspalten vor dem confieren

Zubereitung
(1) Tomaten kreuzweise anritzen, in kochendem Wasser knapp eine Minute blanchieren, kalt abschrecken. Haut abziehen. Tomaten je nach Grösse sechsteln oder achteln. Kerne und Gelee entfernen und zusammen mit den abgezogenen Häuten eine Tomatenpassata kochen. Für anderweitige Verwendung.
(2) ein rundes Kuchenblech (Ø 28cm) mit der zerquetschten Knoblauchzehe einreiben. Die Tomatenstücke auf das Blech legen. Ist das Blech satt gefüllt, reicht die Menge zum Belegen 🙂 Würzen mit Zitronenthymian und Meersalz.
(3) im Ofen (Umluft, 100°C) ca. 80-100 Minuten confieren. Die Tomatenspalten müssen noch weich, dürfen keine Dörrtomaten sein.

Tomatentarte 2014 07 30_5099
Tomatentarte. Die Mitte ist noch unbelegt

(4) Die sehr kalte Blätterteigplatte (26cm) flach in ein gebuttertes, grosses Blech legen. Teig stupfen. Ein kleineres Kuchenblech (ca. 22cm) Boden nach oben auf die Teigplatte setzen und entlang des Randes mit einem scharfen Messer anritzen (nicht durchschneiden). Das gibt den 2 cm breiten Rand. In die innere Kreisfläche die Mischung aus strattù, Senf und Piment d’Espelette glatt verstreichen. Den freien Rand mit Eigelbstreiche einpinseln.
(5) die teilconfierten Tomaten nun rosettenförmig und leicht überlappend in den inneren Kreis verteilen.
(6) Im Ofen bei 220°C ca. 15 Minuten backen. Herausnehmen, auf einem Gitter etwas kühlen lassen und die Tomaten mit frischem Olivenöl überglänzen.

Diese Belegungs-Technik geht natürlich nur mit Tartes, die keinen Guss haben.

Tomatentarte 2014 07 30_5105

Der licorosso Tomate wird nachgesagt, dass sie besonders gesund sei. Lycopin als starkes Antioxidationsmittel ist ein Fänger für freie Radikale, der Körperzellen schützen kann. Freie Radikale gelten als Verursacher verschiedener Krankheiten wie beispielsweise Prostatakrebs, Brustkrebs, Herz- und Kreislaufkrankheiten. Lycopin wird schon seit Jahren erforscht. Mit unterschiedlichen Resultaten. Ich kann sie nicht beurteilen. Was ich hingegen beurteilen kann, sind Farbe und Geschmack. Und beide sind für eine schweizerische Gewächshaustomate nicht schlecht.  Leider gibts die Tomate nicht in Bioqualität, sie scheint mir überhaupt eine Zimperliese zu sein, mag keinen Regen, keinen Kühlschrank, hat 20-30% weniger Ertrag und ist teurer als normale Tomaten. Deshalb wird sie in meinem Warenhaus vermutlich nur ein kurzes Gastspiel geben.

Tomatentarte
Tomatenblume

45 Kommentare zu „Ferrarirote Tomatentarte“

  1. da muß ich doch mal Ausschau halten, nach dieser noch gesünderen Tomate…. und mit dem Senf, einen Versuch wert, ich liebe Senf!

  2. Mein Testarossa hatte eine Spur andere Farbe, wie ich mich erinnere.

    Das werde ich nachbacken, allerdings mit eigenem Pizzateig, denn Blätterteig fand ich bis heute hier nicht und selber will ich ihn nicht machen. Und natürlich nur mit den Tomaten von den Bergen hier, die eigenen sind noch nicht reif.

    Vermutlich haben sie bei meinem 1:43 Modell nicht die richtige Farbe genommen 🙂

    1. mit thailändische Bergtomaten wird das auch gelingen. Hättest Dir halt einen Scaglietti Spider schenken lassen sollen, der trifft die Farbe besser.

  3. so ein Pech aber auch, dass der Ferrariliebhaber (zumindest in der Vitrinenausführung 🙂 ) keine warmen Tomaten mag! Aber macht gar nichts, denn so bleibt mehr für mich, wenn ich die tolle Tarte nachbastle (aber erst mal so tolle Tomaten finden…)

  4. … nit alli Basler – bittscheen 😉
    Dangge fir dr „Sänf-Tipp“ !

      1. Der Blätterteig sollte homemade sein – das macht den Unterschied! Ich empfehle meine schnelle griechische Variante – da kann wegen der Zeit niemand mehr meckern. 😉

  5. Hallo Robert!
    Deine Tarte sieht sehr gut aus. Als ich dein Rezept gelesen habe, musste ich an Jeffrey Steingarten denken. Er schrieb u. a. Der Mann der alles isst. Aber ich dachte nicht an ihn weil es heisst „alles isst“ sondern weil er in seinem Buch auch so toll wie du über die Produkte, die Herkunft des Produktes oder Rezeptes und … jetzt kommts: weil er auch seeehr erfinderisch war um ein Rezept so hin zu kriegen wie das Original, egal aus welcher Ecke dieser Welt es stammen mag.
    Deinen Bericht zu lesen war für mich so lustig (und interessant) wie Steingarten’s Buch. Vielen Dank dafür. Liebe Grüsse aus dem Berner Oberland. Rocío.

    1. Danke, habs leider immer noch fertig gebracht, mir ein Buch von Jeffrey Steingarten zu kaufen, aber jetzt schreib ich mir rasch eine Notiz.

  6. Zu Ferrari habe ich keinerlei Verbindung – im Gegensatz zu dir und Tomaten :)! Die *Tartekönigin* schmeichelt, allerdings wüßte ich nicht, was an deiner Tarte nicht kaiserlich aussieht! Der Zustand der Tomaten nach dem Backen der Tarte sieht einfach PERFEKT confiert aus!

    1. wie komm ich bloss auf Ferrari ? Nur ned übertreiben, schön auf dem Boden der Tatsachen bleiben und der besteht aus Fertigteig.

  7. Boaahhh … diese Farbe! Und die Tarte sieht mustergültig perfekt aus! Aber ob Ferrari Aficionados den Vergleich von tomatenrot mit ihrem geliebten rosso corsa schätzen?
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

    1. die sollen einfach ihren Ferrari vor meinem Haus parken. Ich komm dann raus und werfe ihnen eine weiche Tomate an ihr Auto, dann wollen wir sehen, ob die Farben passen.

  8. ich bin gespannt in welchem Jahr ich die Zimperliesen hier im Pott bekomme, bin ja schon ganz stolz auf meine letzte Beute, da waren es die San Marzano.
    LG aussem Büdchen

  9. Farbe und Geschmack sind „nicht schlecht“, also gut? 😉 Sieht auf jeden Fall schwer danach aus. (Die Farbe, den Geschmack kann ich natürlich nicht beurteilen).

    1. „nicht schlecht“ ist helvetischer Sprachgebrach. Ebenso wie der exzessive Gebrauch des Konjunktiv: „Dürfte ich ein Kilo Tomaten haben ?“ Als ob uns das verwehrt bleiben könnte. Wir zahlen ja dafür. Darin unterscheiden sich unsere beiden Völker.

  10. Das sieht ja zum Hineinbeissen gut aus! Allerdings scheint es die Tomate nur in der Schweiz zu geben, jedenfalls liefert die Suchmaschine meiner Wahl ausschliesslich Treffer mit der Domain-Endung .ch. Etwas Ernüchterung trat bei mir ein, als ich im St. Galler Tagblatt las, dass der Gemüsebauer Ralph Bötsch sein Saatgut für die „Supertomate“ von De Ruiter Seeds aus Holland bekommt, einem Unternehmen des berüchtigten Monsanto-Imperiums 😦

    1. Wahrscheinlich handelt es sich um eine hybride Tomate. Für mich kein Grund, sie nicht zu essen. Dass Monsanto einen schlechten Ruf hat, ist mir bekannt, aber es ist nicht alles schlecht, was Monsanto herstellt. Der Anteil der Menschheit, die sich von Bio-produzierten Nahrungsmitteln versorgen können, wird langfristig dramatisch abnehmen.

  11. Da mach ich mach doch bald auf den Weg über die Grenze und schaue mich nach diesen Tomaten um. Das Ganze sieht einfach fantastisch aus. Mit einem Wort: Lecker!

  12. Sieht tatsächlich sehr gut aus, bravo! Funktioniert ebenfalls mit verschiedenfarbigen Tomaten aus dem eigenen Biogarten.Der Einfachheit halber halte ich mich an die Art des Tarte Tatin.

  13. Stimmt, nun weiss ich auch wieder, wo ich diese Idee, die Tomatentarte mit Senf zu bestreichen, gesehen hatte. Deine Tarte schaut prächtig aus. Eine Tarte-Königin haben wir ja nun schon, du scheinst als Thron-Anwärter für den Tarte-König bereit zu sein.

  14. Ich konnte es nicht lassen und habe die wunderbare Tarte heute gemacht. Sie war zugleich saftig und knusprig, süß und senfig- wirklich sehr empfehlenswert! Zusätzlich habe ich sie noch mit Nonpareilles „gepimpt“, da ich keine Gelegenheit auslasse Kapern ins Spiel zu bringen. Eine schöne Idee, Danke!

    1. bei ähnlicher Gelegenheit war ich auch schon versucht, Kapern und schwarze Oliven zuzugeben. Aber man muss auch mal weglassen können.

  15. Ohne Ferrari-Tomaten, sondern mit etwas blasseren Exemplaren aus dem Supermarkt, aber geschmeckt hat es trotzdem. Danke für das tolle Rezept!

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.