Heiligkreuzer Käseweggen mit grünem Salat

Heiligkreuzer Käseweggen

Eigentlich wollten wir Ferien machen. Frau L. gings nicht gut, so sind wir halt nach 3 Tagen wieder nach Hause zurückgekehrt. Statt Spitzenküche im Engadin gibts nun Zeitschriftenkost aus Basel. Ich weiss. Selten verirrt sich das Rezept eines Spitzenkochs in ein Heftli. Und dennoch lese ich die Rezepte aus all den Gratisanzeigern, den abonnierten und bei Aerzten aufliegenden Zeitschriften gerne. Schliesslich besteht ja auch unsere Alltagskost mehrheitlich aus einfachen Gerichten. Und ich werde immer wieder fündig.  In einem Heft der Schweizer Familie wurden kürzlich Käserollen eines Benediktinerinnenklosters im Kanton Zug vorgestellt. „Das Essen soll uns einstimmen auf das nach dem Ende des Lebens versprochene, himmlische Gastmahl“ wird darin die Priorin zitiert. Nach einem ersten Versuch habe ich in dem Gericht wenig Himmlisches vorgefunden. Dennoch gefiel mir die Idee, den Käse in der Füllung in einer Art Brandteig zu binden. Kurz, ich überarbeitete das Rezept, bis es himmelstauglich schmeckte: ein würdiges, reisefähiges Pendant zu meinen Schweizer Wurstweggen. Sie können auch kalt gegessen werden. Man weiss ja nie, wie lange Petrus einen vor der Himmelspforte warten lässt.

Heiligkreuzer Käseweggen


Heiligkreuzer Käseweggen  2014 07 28_5091

Zutaten
ca. 280 g Fertigblätterteig (Platte 25×42 cm)
1 dl trockener Weisswein
15 g Butter
eine halbe, gepresste Knoblauchzehe (um Luzifer fernzuhalten)
je eine Prise Salz, Muskatnuss, Paprika, Piment d’Espelette, weisser Pfeffer (oder Paradieskörner -Meleguetapfeffer-, um das Aufnahmeprozedere in den Himmel zu beschleunigen).
50 g Weissmehl
2 Eier
100 g Greyerzerkäse, fein gerieben
2 Elf. gehackte, glatte Petersilie
1 Eigelb, mit etwas Rahm verrührt zum bestreichen

Zubereitung
(1) Weisswein, Gewürze und die Butter in die Rührschüssel der Kenwood Cooking Chef geben, mit dem K-Haken mit Intervall (1) rührend bei 140°C aufkochen.
(2) Temperatur ausschalten.
(3) Auf Stufe 4 drehen lassen, das gesiebte Mehl im Sturz beigeben und solange (3-5 Minuten) rühren lassen, bis die Temperatur auf 60°C gefallen ist.
(4) Temperatur auf 60°C einstellen und die Eier langsam und portionsweise darunter rühren bis ein homogener, glänzender, klebriger Teig entstanden ist. Temperatur abstellen, den Käse unterrühren. Nach dem erkalten die Petersilie unterheben.

Das kann man selbstverständlich auch ohne maschinelle Hilfe machen: Butter und Gewürze im Weisswein aufkochen. Mehl im Sturz zufügen und mit einem Holzlöffel kräftig rühren, bis sich die Masse vom Topfboden löst. Masse leicht abkühlen lassen, die Eier sukzessive unterrühren. Käse und Petersilie untermischen.

(5) Backofen auf 185°C vorheizen.
(6) Die Blätterteigplatte in 6 Rechtecke schneiden. Füllung mittels Dressiersack als Streifen in die Mitte über die ganze Länge der Rechtecke spritzen. Eine Hälfte über die Füllung klappen, Rand mit Eigelb bestreichen. Die andere darüber klappen und gut andrücken. Die Enden bleiben offen (wie bei einem Wurstweggen).
(7) Die Weggen mit Eigelb bestreichen und ca. 20 Minuten goldbraun backen.

Insalata verde 2014 07 13_4783

Grüner Salat gehört sonst in den Zuständigkeitsbereich von Frau L.. Kopf- Endivie- oder Lattichsalat. Kräftige Blättchen, keine dieser geschmacklosen Neuzüchtungen von Pflück- und Schnellschnittsalat (kalt abbrausen und schon ist er gewaschen) wie man sie heute auch in besseren Restaurants vorgesetzt kriegt. Dazu unsere Standardsauce. Soweit so gut.

Das einfache Salatsaucenrezept der Frau Tanja Grandits in einem der letzten Coop-heftli (da wir schon einmal an Heftlirezepten sind) gab mir den Anstoss, Frau L. für wohl einige Zeit aus der Küchenposition der Kaltmamsell zu entlassen und den Salat selber zuzubereiten. Versehen mit vielen klugen Ratschlägen wie etwa „erst die Sauce unterscheidet den Salat von Hühnerfutter“ machte ich mich an die Arbeit.

Die Salatsauce


Insalata verde 2014 07 13_4782

nach Tanja Grandits (das Original hier). Die Sauce hat von allen Geschmacksrichtungen etwas: salzig, süss, scharf, sauer und Umami.

Die Sauce:
6 Elf. Olivenöl
3 Elf. Balsamicoessig
1 Elf. kräftiger Rotweinessig
1 Elf. Sojasauce
1/2 fein gehackte Knoblauchzehe
1/2 fein gehackter, grüner Peperoncino
1 Tlf. Honig
1/2 Limettensaft
Salz

der Salat:
Lattichblätter und alles an frischen Gartenkräutern, was der Garten hergibt:
ein paar Blättchen Pfefferminze, Melisse, Sellerieblätter, Maggikraut. 2 Stangen Staudensellerie (unverzichtbar), 1 Frühlingszwiebel, 1/2 Bund glatte Petersilie, 1/2 Bund Schnittlauch  und einen kleinen Zucchino. Die paar Thymianblüten und Blutampferblättchen wollen wir nicht mitzählen. Der Thymian blüht inzwischen ohnehin nicht mehr.

32 Kommentare zu „Heiligkreuzer Käseweggen mit grünem Salat“

  1. Man muss zur Vorsicht theologische Alternativen in Betracht ziehen, damit es mit dem Jenseits klappt. Der Salat bietet sich da an – auch für grundlegende konfessionelle Entscheidungen.

  2. Ohni dir au nur im Gringschte e Vorwurf z‘ mache, iiberassche mi dini Ziile nit ganz. I ha mir vergangeni Wuche x-mol Gedangge gmacht, was au los isch … I wynsch dr Frau L. uf däm Wäg alles Gueti und dass si bald wiider „im Strumpf“ isch !
    Die beide Rezäpt gfalle mir usnahmslos guet ! Wegge ob mit Wurscht oder mit Chäs – zämme mit eme Salat isch immer èbis feins. Und s‘ Salatseesli vo dr Frau Grandits het scho im Juni „miesse“ nochebaschtlet wärde. Zämme mit dr Frau Pic hän‘ s die beide Dame scho druf !

    1. Normalerweise beantworte ich Kommentare am selben Tag. Nur in den Ferien will ich von Handy und PC nichts mehr wissen. Danke für die guten Wünsche an Frau L.

  3. Brandteig im Chef zubereitet, da freue ich mich aufs Nachmachen. Danke für die Rezepte.

    Vor allem aber gute und schnelle Besserung für Frau L.!!

  4. Das Rezept für die Salatsauce hängt bei mir am Kühlschrank und wartet noch auf’s Ausprobieren. Wird wohl heute Abend geschehen, Grünes aus dem Garten ist noch vorhanden und die Käseweggen sehen einfach zu gut aus. Beste Genesungswünsche an Frau L.

  5. So ähnlich mache ich den Salat auch, nur sind die Kräuter vorwiegend andere. Wegen der Thai-Kräuter sind es Salate, die es sonst nirgends gibt, ausser vielleicht bei Felix.
    Der Chääswegge bewirkt bei mir Wasser-im-Mund-Zusammenlaufen.

  6. Ferien aus gesundheitlichen Gründen abbrechen ist nicht schön – gute Besserung an Frau L.
    Vermutlich esst ihr aber zu Hause besser als auswärts, also hat es auch etwas Gutes. Dein Weggen und das Salätli sehen wunderbar aus.
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

  7. Ich schließe mich Felix an: «eine-Art-Brandteig-Käse-Füllung» gefällt sehr! Ebenso der Salat.
    Wegen der Wartezeit vor der Himmelstür würde ich mir keinen Kopf machen, da soll es nicht so überfüllt sein.

  8. Natürlich sind deine Käseweggen genial und das Dressing stell ich mir auch so vor, aber das Wichtigste: Wie geht es denn Frau L.? Alles wieder gut? Ich drück die Daumen.

  9. Ein toller Beitrag, habe ihn mit großer Freude gelesen. Die Vorbereitungen für das Paradies werde ich sicherlich bald ausprobieren.

    Übrigens: die Anleitung für den Cooking Chef finde ich besonders erwähnenswert. Habe selbst das „Maschinchen“, gebrauche es allerdings viel zu wenig. Weitere Handlungsempfehlungen würden mich freuen – man lernt ja gerne dazu!

    Beste Grüße

    1. alle Tage benutze ich sie auch nicht, aber es finden sich immer wieder gute Gelegenheiten. Eben hab ich Butter geklärt und mich nachher geärgert, dass ich nicht daran gedacht habe.

  10. Himmlisch ist immer, was man daraus macht, und diese Art käsigen Brandteig stelle ich mir himmlisch vor.

    Salatsauce ist auch so ein Thema, mein Mitkoch macht nie welche, weil so viele Zutaten rein kommen, das sei zu aufwändig. Bei Dir sind’s 9, das ist zu viel. 😉

    Gute Besserung für Frau L. und Dir auch alles Gute und viel Spaß beim Zaubern himmlischer Gerichte.

    1. Da man fast alles mit einem Löffel abmisst, geht die Sauce schnell. Trotzdem sollte ich auch noch an der Höllenpforte schnuppern. Ein feuriges Steak würde mir auch wieder mal schmecken.

  11. Ganz ganz herzliche liebe Grüsse und gute Besserungswünsche für Frau L (ebenfalls vom Tessin aus 😉 )
    Ich wünsche euch beiden, dass sie sich ganz schnell wieder erholt. Mit diesen köstlichen Leckerbissen von dir wird das hoffentlich eine rasche Besserung geben.

  12. Dass Knoblauch auch gegen Luzifer hilft, ist mir neu, aber vielleicht hilfreich. Ich hoffe auch, dass Frau L. sobald wie möglich wieder springen kann! Liebe Grüße an sie!

  13. Interessantes Rezept, bloss die Salatsauce finde ich zu chaotisch (zu viele Zutaten) und Sojasauce ist sowieso bäh, ausserdem schmeckt jede anders…:)

  14. Na, da will ich mal ganz tief in die Mottenkiste greifen:

    https://lamiacucina.wordpress.com/2008/08/21/lob-der-einfachen-salatsauce/

    Da wurde sogar „Maggi flüssig“ in den Salat gegeben. Nun muss man aber wissen, dass Maggi Würze hauptsächlich Sojasauce IST.
    Also was lamiacucina hier im Gegensatz zu vor 7 Jahren hier macht, ist jetzt quasi Maggi reingeben aber ohne den Chemiekram dabei; nur Sojasauce pur.

    Ach ja, wie bin ich auf diesen uralten Blogpost gekommen? Ganz einfach, ich wollte mal vorsichtig im Netz schauen, ob man Piment in den Salat geben darf oder ob das völlig unüblich ist. Ich nutze gerade die Winterrettich-Zeit aus, und irgendwas fehlt da. Irgendsoeine Geschmacksnote. Vielleicht wär Thymian was, ich hab das in meinem Kräutersalz drin (mit dem ich auch gerne Salatsauce „grundiere“ (nicht übertreiben!)) aber extra reingeben war mir zu heikel…das schmeckt extrem schnell vor, eine Messerspitze IST oft schon zuviel.

  15. auf der such nach einem rezept für sablè bin ich über die käseweggen gestolpert-
    + heute zu mittag gemacht, mit frischem salat aus dem garten, ein genuss!
    schöne grüsse

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