Bei schönem, warmem Wetter wollten wir nach der Schneeschmelze wieder einmal an den Rheinfall. Fallendes Wasser wäre genug da gewesen, das den Besuch gelohnt hätte. Doch seit unserm letzten Besuch vor etwa 20 Jahren scheint der Rheinfall ein „must“-Besuchsziel vieler Europareisender aus China, Japan und Amerika geworden zu sein. Heerscharen von Touristen belagerten die Uferpromenade. Das Restaurant im Schlössli Wörth war völlig ausgebucht. Nichts für uns. Bild geknipst und weg von hier. Die Schaffhauserin Frau L. wusste Rat, Mittagessen in dem bei Touristen kaum bekannten Restaurant Paradies, etwas oberhalb Schaffhausen direkt am Rhein gelegen.
Hier liess sich im Schatten von Kastanien behaglich, direkt am Wasser speisen: einfach, gut, friedlich, ohne Menschenmassen.
Das Klostergut Paradies wurde im Jahre 1253 als Frauenkloster des Klarissenordens gegründet, finanziert mit einer Spende von Graf Hartmann IV. von Kiburg. Wie die meisten Klöster war auch das Paradies Selbstversorger und somit auf einen landwirtschaftlichen Gutsbetrieb angewiesen. Der Gutsbetrieb des Klosters Paradies umfasste vor der Säkularisation um 1803 rund 500 Hektaren Wald, Äcker und Wiesen.
1330 erwarb das Klostergut in der Stadt Schaffhausen das Burgrecht und geriet allmählich unter städtische Verwaltung. Während der Reformation hob die Stadt Schaffhausen das Kloster auf. 1574 teilte die eidgenössische Tagsatzung dessen Rechte und Güter auf und beendete damit jahrelange Streitigkeiten.
1578 erfolgte die Neugründung durch die fünf katholischen Orte (Kantone), 1587 wurde es nach einem Brand wieder aufgebaut. 1799 erlitt das Paradies erhebliche Verluste durch Kriegsschäden und Requisitionen. Im Zuge der Aufhebung der Klöster im Jahre 1836 wurde der Klosterbetrieb nach dem Tod der letzten Äbtissin erneut eingestellt.
Nach der Säkularisierung wurde das Gut vom Kanton versteigert. Nach verschiedenen Besitzerwechseln erwarb die Schaffhauser Eisengiesserei Georg Fischer AG im Kriegsjahr 1918 das Klostergut samt der damals noch etwa 50 Hektar grossen Landwirtschaftsfläche, um ihre Arbeiter mit Nahrung und Unterkunft zu versorgen. 1952 wurde die Anlage restauriert, 1974 ein Ausbildungszentrum im Klostergut eröffnet und das Restaurant Paradies am Rhein als öffentliche „Betriebskantine“ hinzugekauft.
Am Rhein erinnert ein Gedenkstein an 55 Jahre Kriegszustand. Immerhin sinds keine 1000 Jahre geworden.
Wir waren letzten Sommer im Regen dort. Keine Touris weit und breit. Leider konnte ich auch nicht so schoene Bilder knipsen. Danke fuer Deine.
55 Jahre – habe ich was versäumt?
Wirklich ein kleines Paradies. Ich war schon mehrere Jahre nicht mehr am Rheinfall – das es dort jetzt so voller Touristen ist: wirklich schade.
Danke für den „Geheimtipp“.
Ihr scheint offensichtlich die weitaus bessere Wahl getroffen zu haben. Einen schönen Sonntag für Dich und die Dame mit dem schönen Hut 😉
Die Fischknusperli im Paradies sind super, eben richtig knusprig und in riiiieeesigen Portionen…als ich es vor ein paar Jahren mal geschafft hatte, alle zu verdrücken, meinte die Serviererin doch tatsächlich zu mir: „Klein, aber oho!“ Das lastet heute noch auf meiner Seele….;-)
I’d love to see the Rheinfall! A beautiful place.
Happy Sunday.
Grüsse,
Rosa
Rheinfall – so wie du das erlebt hast, mit den Unmengen von Touristen aus aller Herrnenländer habe ich es bei meinem letzten Besuch vor ca. 10-12 Jahren schon erlebt = wunderschöner Fleck Natur, der sich so aber nicht genießen lässt.
Schade, dass ich damals den Geheimtipp von Frau L. nicht kannte. 😦
Liebe Grüße an euch zwei und einen hoffentlich sonnigeren Sonntag als wir ihn hier haben
Eva
Gut, wer einen Local an seiner Seite hat, und Touristenmassen entfleuchen kann. Zu Schade auch, dass die schönen Fleckerln Erde immer mehr von Fremdenverkehrs-Kolonnen niedergetrampelt werden.
Dafür sehen Resto und Kloster um so idyllischer aus.
Einen Sitz im Paradies muss man sich durch gewisse Hindernisse erarbeiten, oder wie der Norddeutsche sagt: Nur die Harten kommen in den Garten 😉
Robert, übernächste Woche habe ich Urlaub, und die Wahrscheinlichkeit, auf deinen Spuren zu reisen, wird ziemlich hoch sein, denke ich. Freue mich schon auf das Paradies!
wir sind schon hinmarschiert, vom Bodensee – Horn -, zu den Wasserfällen.
Sehr schöne Bilder.
Liebe Grüße
Gaby
Ich war Ende der 80er Jahre am Rheinfall – Klassenfahrt. Entsprechend war auch bei uns Jungvolk die „Begeisterung“ vorhanden, zumal es ein wahrer Gewalttrip war – von Norddeutschland aus in den Schwarzwald und dort, sowie im Elsass und der nordwestlichen Schweiz, haben wir wohl alle Kirchen, Münster und Kathedralen gesehen, die man sich so ansehen kann. 😉 Zumindest kam es mir damals so vor. Das war damals ein Erfolg für uns, als wir mal einen Nachmittag einfach nur ins Schwimmbad durften. Heute würde mir so eine Reise gefallen und auch der Besuch im Elsass bei einer Winzerei würde mir heute mehr zusagen, als dem 13jährigen, alkoholverachtenden Backfisch (ja, ich war damals im Vergleich zu anderen schon etwas seltsam *g*), die ich damals war. Danke schön für die wieder mal schönen Bilder. 🙂
@Kirsten: Japanische und chinesische Touristen sind sonst sehr regenfest. Die gehen auch im dicksten Nebel mit Null Metern Sicht auf die Berge.
@the rufus: den kalten Krieg vielleicht ?
@Karin Schindler: im November wollen wir nochmals gehen. Ins Schlössli Wörth.
@Ti saluti Ticino: ich hab den Gruss der schönen Dame mit dem zerknitterten Hut ausgerichtet 😉
@Vanessa: die Fischchnusperli hab ich am Tisch nebenan auch gesehen. Sahen gut aus. Meine Begleitung schiebt alles, was ihr zuviel ist, zu mir herüber. So machen das die Kleinen.
@Rosa May: our Niagara Falls.
@Eva: danke gleichfalls, im Moment scheint die Sonne, aber die Kochwut hat mich gepackt.
@Micha: es hat noch genug leere Plätzchen, die ausser mir und wenigen andern niemand besucht.
@bee: Gemäss Evangelimann sollen doch die Verfolgten selig werden ? Wenn die mit den Harten zusammentreffen, geht der Krach im Paradiese weiter.
@Dirk Staudenmaier: dann solltest Du den tipp vom nächste Sonntag nicht verpassen 😉
@kegala: von Horn aus ? Wahnsinn. Wenigstens war es flach.
@Hilke: 😉 ich denke immer wieder, dass die ganze Schul- und Ausbildungszeit zu früh stattfindet. In einem Alter, in dem man sich für Kultur und ihre Bauwerke nicht interessiert. Erst als Erwachsener ist man dafür aufnahmefähig. Aber das kann man ja nachholen, und das Eine oder Andere ist doch noch haften geblieben.
Ja, das stimmt. Ich denke, in dem Alter wäre ich besser dran gewesen, wenn ich einer kleinen Arbeit nachgegangen wäre und geschaut hätte, was mir liegt und die ganze Bildung in einem Alter nachgeholt hätte, in dem ich das auch schätze.
frau l. trägt strohhut?
darf ich euch heiraten? *wagte mich heute übrigens auch an gorilla-pasta, allerdings gekaufte 😉
liebsten gruß,
dani
quasi: noch schlimmer!
@Dani: gleich einheiraten ? Ja gerne, meine Fotos und die Liste der Süssigkeiten könnten eine Aufbesserung gut vertragen.
Das sieht aber malerisch und idyllisch aus. Touristenmassen mag ich auch nicht. Wie schade, dass inzwischen alle schönen Orte so sehr überlaufen sind. Das Paradies … das kennt aber nun auch jeder – nach deiner Empfehlung (die ich mir sofort notiert habe). Aber Japaner, Amerikaner etc. lesen hier wahrscheinlich nicht 😉
es hat ja glücklicherweise noch genug schöne Orte, die nicht überlaufen sind, sei es am Rhein oder an der Ahr.
Das stimmt. Man muss sie nur kennen. Die Massse bleibt meist an bestimmten Plätzen.